Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
solchermaßen befleckten Ruf durchs Leben zu gehen. Er schlug einen anderen Kurs ein, der so nah an der Wahrheit lag, wie er es wagte. »Wie könnte ich denn ein Abrichter werden? Ich kann ja selbst kaum reiten! Du selbst musstest mir beibringen, auf einem Pferd zu sitzen, erinnerst du dich? Damit ich für dich Botengänge zu den Minen erledigen konnte! Und ich bin immer wieder heruntergefallen!«
    Agella sah ihn an. In ihren Augen blitzte es. »Beim großen Myrial! Junge, niemand verlangt von dir, dass du die Sefrianer reitest. Was glaubst du denn, was ich vorhabe? Dich umzubringen? Genauso wenig schicke ich dich mit so viel Pferdebraten allein durch die Stadt. Ich werde dafür sorgen, dass dich ein Soldat begleitet. Hier.« Damit drückte sie ihm einen Sack aus dickem geöltem Tuch in die Arme. »Da drin ist eine ordentliche Wegzehrung. Ich kann dich nicht gut mit leeren Händen zu Meisterin Toulac schicken. Und ich habe einen Brief für sie geschrieben, der die Lage erklärt. Hier ist er, gib acht, dass du ihn nicht verlierst!« Sie versuchte ein Lächeln. »Toulac ist eine alte Freundin. Ihr werdet einander eine große Hilfe sein. Also mach dir keine Sorgen! Sie ist vielleicht ein bisschen ruppig und launisch, aber sie hat ein Herz aus Gold.«
    Ich weiß schon, was sie ist, dachte Scall. Ich habe von ihr gehört. Jeder kennt doch die verrückte, griesgrämige Hexe, die da oben in den Bergen lebt. Doch warum seine Mutter sie hasste, wusste er noch immer nicht, und er getraute sich nicht zu fragen, weil er sich vor dem fürchtete, was er vielleicht erfuhr. Bei dem Gedanken an die kommenden Monate schauderte ihm. Aller Voraussicht nach würden sie ohnehin dort oben eingeschneit werden. Und das würde bedeuten, dass er den ganzen Winter nicht mehr fortkönnte – ganz gleich, was die Irre ihm antun wollte.
    »Komm jetzt!«, befahl Agella schroff. »Steh da nicht rum und träume. Wir müssen gehen.« Doch den eigenen Worten zuwider handelnd, zögerte sie und legte Scall eine Hand auf die Schulter. »Du bist nicht eben zum Schmied geboren, aber ich weiß, dass du dein Bestes gegeben hast. Ich weiß auch, dass du mir jetzt nicht glaubst, aber das ist ein großes Glück für dich. Wahrhaftig.«
    Du hast Recht, dachte Scall und drehte sich weg. Ich glaube dir wirklich nicht.
     
    Als Agella aus der Schmiede trat, fiel sie gleich über einen Soldaten. Es war Barsil. Er grüßte zwanglos und schickte sich an, vorbei zu schlendern, als ob er zufällig entlanggekommen wäre. Agella runzelte die Stirn. Sie wusste ganz genau, dass er gelauscht hatte; der Mann heftete sich wie ein Blutegel an anderer Leute Angelegenheiten, bis er einen Nutzen daraus gezogen hatte. Im günstigsten Fall ließ sich sagen, dass sie ihn nicht leiden konnte, aber diesmal fand sie ihn wirklich ekelerregend. »Hast du nichts Besseres zu tun, als hier herumzulungern?« fragte sie ärgerlich.
    »Nein, Meisterin, ich bin heute nicht im Dienst. Ist nicht mein Fehler, dass nichts zu tun ist«, entgegnete er und wollte sich davonmachen, doch die Schmiedin trat ihm in den Weg.
    »Es freut mich zu hören, dass du heute frei hast«, sagte sie, »denn der Stallmeister und ich haben eine Aufgabe für dich. Ich will, dass du meinen Lehrling und zwei neue Pferde zu Meisterin Toulac in die Sägemühle begleitest.«
    Barsil zog die Brauen zusammen, doch dann setzte er ein freundliches Gesicht auf. »Selbstverständlich, Meisterin. Du weißt, dass ich dir jeden Gefallen tun würde. Äh … ich gehe nur schnell meinen anderen Mantel holen -«
    »Kümmere dich nicht darum«, sagte Agella kurz angebunden, »der, den du trägst, ist genau richtig.« Es war ihr völlig klar, dass sie Barsil, wenn er erst einmal außer Sicht wäre, den Rest des Tages nicht wiedersehen würde. Und am nächsten Tag würde er aufkreuzen, ungemein bescheiden tun und eine glaubhafte Entschuldigung vorweisen, womit er es dann geschafft hätte, sich aus der unbequemen Sache herauszulavieren. »Folge mir«, forderte sie rasch, »ihr müsst sofort aufbrechen, und du, Barsil, darfst nicht trödeln, wenn du noch heute wieder zurück sein willst. Beeil dich, Scall! Hast du beide Bündel? Gut. Wir dürfen die Zeit nicht damit vergeuden, dich in Gang zu bringen.«
    Für Barsil gab es kein Entrinnen. Er hatte bereits zugegeben, nicht im Dienst und also verfügbar zu sein, und Stallmeister und Schmiedemeister standen im Rang weit höher als ein einfacher Soldat, auch als ein Soldat der Schwerter Gottes. Es

Weitere Kostenlose Bücher