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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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einen Satz rückwärts und stieß einen Schrei aus. Empört rieb er sich die schmerzende Stelle. Dann nahm er sich zusammen und erklärte rundheraus: »Ich werde nicht auf diesem … lächerlichen Vieh reiten. Und damit basta!«
    Kurz darauf fand Scall sich auf dem Weg durch den Tunnel, rittlings auf dem schmalen, knochigen Rücken des kleinen Menschenfeindes sitzend, während er sein Schicksal verfluchte und sich fragte, wie es mit ihm nur so weit kommen konnte.
    Der Ritt durch die Straßen der Stadt war die schlimmste Erfahrung, die Scall in seinem kurzen Leben bislang gemacht hatte. Zwischen den vielen Gebäuden und fremden Menschen verhielten sich die Pferde unruhig und aufsässig und zerrten am Leitzügel mal hierhin, mal dorthin. In Scall wuchs der Verdacht, dass sie ihn aus dem Sattel ziehen wollten. Aber das war nicht das Schlimmste. Wäre er sich nicht bereits des lächerlichen Anblicks bewusst gewesen, den er bot – wie er auf dem winzigen Reittier mit den Füßen über den Boden schleifte –, so hätten ihn die Bälger und Strolche der Unterstadt gewiss nicht im Unklaren gelassen. Nun war er das Opfer von Zurufen und Pfiffen, wohin er auch kam, und nur die unerfreuliche Gegenwart des finster um sich blickenden Barsil, der mit gespannter Armbrust an seiner Seite ritt, bewahrte ihn vor einem Geschosshagel aus Schlamm und anderen, weniger erfreulichen Dingen. Andererseits war Scall die Gesellschaft des Soldaten derart zuwider, dass er sich lieber mit Dreck hätte bewerfen lassen, als Barsils Spott ertragen zu müssen, welcher sich eingehend darüber ausließ, dass der Lehrling noch ein Kindermädchen benötige, und wiederholt betonte, der Esel sei gewitzter und nützlicher und zweifellos auch hübscher als sein Reiter.
    Der Weg führte den Jungen und seine Begleitung durch die breiten Straßen der Oberstadt, wo die Villen der reichen Kaufleute lagen, dann durch das Geschäftsviertel, wo sich Läden, Kontore, Markthallen und Gasthäuser drängten und in besseren Tagen die Wallfahrer aus den entlegenen Regionen Callisioras, die sommers in die Heilige Stadt schwärmten, logiert hatten. Am Platz des Versammlungshauses inmitten Bankrott gegangener Schenken nahm Barsil die rechte Abzweigung zum westlichen Stadttor. »Nicht mehr lange, Kleiner, dann haben wir dich sicher aus dieser großen bösen Stadt heraus«, sagte er hämisch grinsend. »Dich und deine kleine Freundin hier.«
    Scall ballte die Fäuste. Er wusste nicht, wie er es mit diesem fiesen, verschlagenen Bastard noch länger aushalten sollte. Doch erfuhr dieses Problem schneller eine Lösung, als der Junge erwartet hätte. Als sie am Westtor ankamen, saß die Wachmannschaft beim Würfelspiel. Barsil erfasste mit schnellen gierigen Blicken die Spieler und die Kupferstücke auf dem Tisch des Wachraums, dann drehte er sich zu Scall um. »Hör zu, Kleiner«, sagte er spöttisch und entblößte alle Zahnlücken, »von hier an bist du auf dich selbst gestellt. Ich habe hier etwas zu erledigen.«
    »Was?«, japste Scall.
    Bis zu diesem Moment hatte er sich verzweifelt überlegt, wie er sich dieses Rattengesichts von einem Wachsoldaten am besten entledigte. Nun aber, da ihm sein Wunsch erfüllt wurde, schreckte ihn der Gedanke, die Reise allein machen zu müssen.
    »Du schaffst das schon, du Würmchen. In der Stadt habe ich hübsch auf dich aufgepasst, denn da war es schließlich gefährlich. Aber jetzt gehst du einfach durchs Tor, hältst dich rechts und folgst immer dem Weg. Selbst ein Würstchen wie du kann sich da nicht verlaufen, und du wirst niemandem begegnen. Keiner, der ganz richtig im Kopf ist, wäre heute da draußen unterwegs.«
    »Aber … du solltest mich doch den ganzen Weg bis zur Sägemühle bringen«, jammerte Scall. »Meisterin Agella hat es gesagt.«
    »Meisterin Agella hat es gesagt«, wiederholte Barsil, indem er seinen kindlichen Singsang nachäffte. Dann verfinsterte sich Barsils Gesicht, und Scall hielt den Atem an. »Jetzt hör mir mal gut zu, du kleiner Scheißer. In der wirklichen Welt wird Folgendes passieren: Ich werde an diesem netten, warmen Kamin bleiben und Würfel spielen. Du kannst genauso gut allein den Berg hinaufgehen, hör also auf damit, mir in den Ohren zu liegen. Und noch eins …«, plötzlich erschien ein Messer in Barsils Hand, »… wenn du ihr jemals ein Sterbenswörtchen davon erzählst, oder einem anderen, dann komme ich dich holen. Verstanden? Dann wird es dir Leid tun, dass du geboren wurdest.«
    Scall

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