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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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war offensichtlich, dass weder der Lehrling noch sein Beschützer über die Anordnung glücklich waren. Agella überließ es den beiden, ihr zu folgen, und legte ein flottes Tempo vor, wohl wissend, dass sie hinter ihrem Rücken Fratzen schnitten wie die Wasserspeier. Das kommt davon, dachte sie. Vielleicht wird das den Schnüffler lehren, seine Nase lieber in die eigenen Angelegenheiten zu stecken. Für Scall mag es ein bisschen hart sein, aber die meisten Soldaten sind auf Patrouille in der Stadt oder mit dem Hierarchen im Gebirge.
     
    Scall konnte sein Unglück nicht fassen. Immer wenn er meinte, dass es nicht mehr schlimmer kommen könnte, traf ihn ein neuer Schicksalsschlag. Er drehte sich mit mürrischem Gesicht zu Barsil und stellte fest, dass der ihn feindselig ansah. Der Soldat hatte ihn gewarnt, nicht die Wahrheit über die Weste auszuplaudern, und jetzt sprach sein Gesicht Bände. Warte nur, sagte es, dafür werde ich dich drankriegen! Der Lehrling schauderte. Selbst wenn er nicht vom Pferd fiel, sah es doch ganz danach aus, als würde er trotzdem mit den entsprechenden Prellungen in der Mühle ankommen.
    Als die Schmiedin und ihr Lehrling, gefolgt von dem finster dreinblickenden Tempelgardisten, zu den Stallungen gelangten, waren der Sefrianerhengst und der Wallach mit langer Leine an einem in die Mauer eingelassenen Ring festgebunden. Scall bemerkte, dass jeder einen achtungsvollen Abstand zwischen sich und den schwarzen Riesen einhielt. Trotz aller Übel, die die Weste ihm eingebracht hatte, war er doch froh, sie jetzt am Leib zu tragen. Er konnte nicht widerstehen zu prahlen und wanderte zu den Tieren hinüber, während er den besonderen Pfiff anbrachte. Die Pferde stellten die Ohren auf und kamen ihm so weit entgegen, wie die Leine es erlaubte. Scall grub in den Taschen nach Getreide und nach den runzligen Äpfeln, die er im Brauhaus stibitzt hatte, während er Maryll Lebewohl sagte. Die Sefrianer umringten ihn wiehernd und schmiegten ihre Mäuler an seine Schultern.
    »Sei vorsichtig«, rief ihm Agella freundlich zu und blieb auf Abstand. Scall fühlte sich ermutigt durch ihr verblüfftes Gesicht und die Bewunderung, die er darin zu sehen glaubte.
    Fergist kam mit einem gut gelaunten »Da seid ihr ja« aus dem Stall gehumpelt, und Agella beschloss, sein Hinken zu übersehen. »Alles bereit?«, fragte sie nur.
    »Gerade eben – und es wird mir nicht Leid tun, die schwarzen Burschen loszuwerden«, antwortete der Stallmeister und sah die Missetäter von der Seite an. »Der dumme Hengst hat mich getreten, als ich ihn herausbrachte – hätte mich beinah entmannt, wirklich –, und der Wallach wollte mir ein Stück Fleisch aus dem Arm beißen.«
    Agellas Lippen zuckten. »Worauf soll Scall reiten?«
    »Nun, da gibt es ein kleines Problem«, begann Fergist, und es fiel ihm sichtlich schwer, Scall in die Augen zu sehen. »Sieh mal, Pferdefleisch ist zurzeit sehr gefragt, und ich will kein Wagnis eingehen, indem ich noch eins von unseren Reittieren mitgebe. Außerdem kann ich gerade jetzt kein Pferd entbehren.«
    »Was erwartest du also von dem armen Jungen?« fragte Agella. »Willst du einen blutigen Anfänger wie Scall so ein Untier reiten lassen, das du selbst kaum bändigen kannst? Oder willst ihm etwa zumuten zu laufen?«
    »Nein, nein«, erwiderte Fergist hastig. »Wir haben durchaus ein Reittier für den Kleinen, sei unbesorgt.« Er verschwand in den Stall und kam kurz darauf mit einer kleinen weiß-braunen Eselin wieder heraus, die ihn tückisch ansah. »Die hier gehört zu den Pferden«, sagte er säuerlich, »und man könnte glatt sagen, dass dieses kleine Miststück genauso viel Ärger macht wie die beiden großen zusammen.«
    Barsil platzte fast vor Lachen, doch Scall blieb vor Bestürzung der Mund offen stehen. Ich kann mich doch nicht auf dieses kleine Vieh hocken und damit durch die ganze Stadt reiten, dachte er. Diese Schande überlebe ich nicht! »Ich will auf keinem Esel in die Berge reiten!«, begehrte er auf. »Schau dir an, wie klein er ist, bei Myrial. Er kann mich gar nicht tragen.«
    »Oh, da würde ich mir keine Sorgen machen«, erwiderte Fergist in aufmunterndem Ton. »Diese Sorte kann gewaltige Lasten tragen. Es sollte für ihn nicht schwer werden, solange du es leicht nimmst. Bist ja nicht gerade ein Schwergewicht.«
    Die Eselin näherte sich Scall, blickte ihn unter ihren zotteligen braunen Stirnfransen hervor an, und plötzlich zwickte sie ihn in den Arm. Der Lehrling machte

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