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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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hübsches Gesicht noch länger zu verstecken.«
    »Hübsch?«, stieß Veldan hervor und machte sich los. »Hübsch? Wie kannst du es wagen, dich über mich lustig zu machen, du alte Schlampe! Ich bin nicht hübsch – ich bin grauenhaft!«
    Toulacs Blick verhärtete sich. »Wenn du nicht so furchtbar aufgewühlt wärst, hättest du schon eine Abreibung bekommen, Mädchen. Jetzt halt den Mund und hör mir gut zu!«
    Veldan war überrascht, dass sie tatsächlich den Mund hielt und zuhörte, sogar sehr aufmerksam. Toulac muss zu ihrer Zeit der blanke Schrecken gewesen sein, dachte sie.
    »Ich belüge dich nicht«, fuhr Toulac mit ernster Stimme fort. »Diese Narbe ist kein schöner Anblick, aber …« – sie hob einen mahnenden Finger, als Veldan den Mund öffnete – »sie sieht auch nicht so schlimm aus, wie du denkst. Und mit der Zeit wird sie verblassen. Niemand, außer vielleicht ein kompletter Schwachkopf, würde sich vor Abscheu von dir abwenden – und ich glaube auch nicht, dass du jemanden damit erschreckst.«
    »Ich will nicht, bemitleidet werden«, murmelte Veldan.
    »Wie? Bemitleiden? Dich?«, Toulac lachte frei heraus. »Mein liebes Kind, sieh dich nur einmal selbst an. Du hast einen wachen Verstand, du bist eine Kriegerin, und man sieht dir an, dass du selbst auf dich aufpassen kannst. Du kannst Gedanken lesen, und du hast dieses furchteinflößende, wundervolle Wesen bei dir, das dein Freund ist. Aber egal, was du glaubst, dein Gesicht ist hübsch. Natürlich bist du jetzt keine makellose Schönheit mehr, aber glaube mir, jede andere würde glücklich diese Narbe tragen, wenn sie dabei so schön sein könnte wie du. Wirklich und wahrhaftig. Du siehst also, Veldan, die Leute werden Mitgefühl wegen deiner Verletzung haben – und das gehört sich auch so –, aber niemand wird dich länger als einen Augenblick bemitleiden. Sie werden zu sehr mit ihrem Neid beschäftigt sein. Glaube mir!«
    Veldan sah sie an und schluckte mühsam. »Na gut«, sagte sie leise. »Ich werde es ohne Maske versuchen – ich habe ja auch keine andere Wahl. Ich schaffe es schon, Toulac – du bist einfach schrecklich, aber ich werde es irgendwie schaffen.«
    Toulac versetzte ihr lächelnd einen Klaps auf die Schulter. »Du wirst es sogar sehr gut schaffen.« Damit stand sie schwerfällig auf und ging zur Tür. »Zeit sich anzuziehen, Mädelchen. Gleich bekommen wir Besuch, erinnerst du dich?«

 
     
    Ohne Scall fühlte sich Agella in der Schmiede einsam. Erstaunlich, dachte sie, wie sehr ich mich an die Gesellschaft dieses glücklosen Jungen gewöhnt habe.
    So sehr sie sich auch manchmal über ihn geärgert hatte, er blieb doch der Sohn ihrer Schwester – der wohl beste Ersatz für das eigene Kind, das sie nie haben würde –, und sie mochte ihn gern. Sie setzte sich an den Kamin, wo das Feuer bis auf die Glut heruntergebrannt war, und stützte den Kopf in beide Hände. »Guter Gott«, seufzte sie, »hoffentlich habe ich das Richtige getan.«
    Nun wo sie Zeit zum Nachdenken erhielt, fand sie es doch ziemlich unerhört, wie unbesonnen sie gehandelt und wie wenig Gedanken sie sich über die Folgen gemacht hatte. Andererseits hatte sie nicht ohne Grund gehandelt. Schon manches Mal hatte es ihr den Schlaf geraubt, wenn sie an Scalls Zukunft dachte, denn dass niemand einen Schmied aus ihm machen könnte, stand unumstößlich fest. Wenn sie zurückdachte, fiel ihr auf, dass er schon immer so eine ruhige, geduldige Art gezeigt hatte, mit Tieren umzugehen. Der Vorfall mit dem Hengst machte jedenfalls deutlich, welch ungewöhnlichen Einfluss Scall auf Tiere ausübte. Das hatte sie sofort an Toulac erinnert, und so ergriff sie einfach die Gelegenheit beim Schopf.
    Agella sorgte sich schon seit einiger Zeit um die alte Freundin – die, allein in den Bergen, sicherlich nicht besonders gut auf sich Acht gab –, aber in Anbetracht von Toulacs Eigenwilligkeit bestand keine Möglichkeit, ihr zu helfen. Als Scall den Hengst bezähmte, war Agella, als habe Myrial ihr die Lösung für beide in den Schoß gelegt.
    Außerdem lag etwas in der Luft. Im Heiligen Bezirk hatte sich eine schwer bestimmbare Anspannung verbreitet, die an die drückende Stille vor einem gewaltigen Sturm denken ließ. Unter denen, die an diesem abgeschlossenen Ort wohnten, war es ein offenes Geheimnis mehr, dass der Hierarch unter seinem Unvermögen, bei Myrial ein Ende des Regens zu erwirken, allmählich zusammenbrach. Wie es schien, hatte Zavahl nicht nur den Kontakt

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