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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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die Lippen. »Ich bin versucht, den Rest des Tages hier zu bleiben, aber ich habe einen Haufen Zeug zu tun, und Olsam wird sich schon wundern, was aus mir geworden ist.«
    »Olsam?«
    »Ja, mein Vater. Er …«
    Doch Zavahl hörte nicht mehr hin. Schlagartig wurde ihm wieder bewusst, dass er ein Gefangener war, unter Bewachung und somit völlig der Gnade eines wütenden Vaters ausgesetzt.
    Ailie brach in Lachen aus. »Große Güte, du solltest dein Gesicht sehen! Es ist alles bestens, Lieber. Ich bin alt genug, um für mich selbst zu entscheiden, und Olsam respektiert das.«
    Zavahl machte große Augen. »Aber hat er denn nichts dagegen?«
    »Oh, er sähe es liebend gern, wenn ich heiraten und ihm einen Stall voll Enkel gebären würde. Aber er ist ein bisschen hin und her gerissen, weißt du. Er hat meine Mutter sehr geliebt, deshalb möchte er nicht, dass ich es schlechter antreffe als sie beide.« Sie zuckte die Achseln. »Also kümmert er sich in der Zwischenzeit um seine eigenen Dinge und ich mich um meine, wenn er sich mal einsam fühlt – obwohl es in Wahrheit für gewöhnlich reichlich wenig Dinge gibt, um die wir uns kümmern könnten. Er kann niemanden finden, der meiner Mutter das Wasser reicht, und ich muss zugeben, dass ich sehr, sehr wählerisch bin.«
    »Warum in aller Welt hast du dann mich ausgesucht?«
    Sie stützte sich auf einen Ellbogen und sah ihn an, ihre Augen blickten plötzlich ernst. »Ich habe dich gewählt, weil mir dein Aussehen gefällt«, antwortete sie mit niederschmetternder Ehrlichkeit. »Und du machtest einen so einsamen und traurigen Eindruck, dass ich mich um dich kümmern wollte.« Sie lächelte boshaft. »Und da ich dich nun einmal in meinen sündhaften Klauen habe, würde ich am liebsten bleiben und dich lieben, bis wir vor Erschöpfung umfallen – aber ich habe wirklich nicht die Zeit dazu.« Als sie sein enttäuschtes Gesicht sah, fügte sie hinzu: »Aber ich kann heute Abend wiederkommen.«
    Zavahl entsann sich seiner heiklen Lage, und das Entzücken erstarb. »Ich weiß nicht einmal, ob ich heute Abend noch hier sein werde.«
    »Oh, doch«, erwiderte Ailie. »Vertraue mir.«
    »Im Augenblick bist du vielleicht die einzige, der ich vertrauen kann.«
    Sie blickte ihn verwirrt an. »Aber was ist mit Veldan und Elion? Sie haben dich doch hierher gebracht, oder?«
    »Sie haben mich entführt«, sagte Zavahl grimmig. »Oder zumindest Veldan, unter Mithilfe ihres Schoßungeheuers.«
    »Das haben sie getan?« Ailie zog die Stirn kraus. »Stimmt es denn gar nicht, was erzählt wird? Sie haben dich überhaupt nicht aus dem Opferfeuer gerettet?«
    Zavahl merkte plötzlich, wie er rot wurde. »Also … Nun, doch, das haben sie eigentlich«, gestand er verlegen ein.
    »Aber war das denn kein guter Einfall, Lieber? Oder ist mir etwas entgangen?«
    »Ich …« Er warf hilflos die Hände empor. »Vermutlich habe ich geglaubt, es sei meine Pflicht, die Opferung zu erleiden. Man erwartete von mir, dass ich meinem Volk helfe.« In der Abgeschiedenheit seiner Gedanken hatte es tapfer und edel geklungen, doch er musste zugeben, dass es sich laut ausgesprochen tatsächlich ein wenig albern anhörte.
    »Und meinst du nicht, du könntest ihnen besser helfen, wenn du vielmehr noch da wärst und etwas tun würdest?« Ailie lächelte und nahm ihn in die Arme. »Also ich zum Beispiel bin sehr froh, dass Veldan eingeschritten ist. Was sind das eigentlich für Idioten, die ihre Leute lebendig verbrennen? Auf jeden Fall hat sie uns die Möglichkeit verschafft, dich ein wenig zur Vernunft zu bringen.«
    Sie setzte sich aufrecht hin, schlang die Arme um ihre Knie und sah ihn sehr ernst an. »Weißt du«, begann sie, »ich bin zusammen mit Elion und Veldan aufgewachsen – mit dem Feuerdrachen übrigens auch. Ich würde ihnen mein Leben anvertrauen. Elions Eltern waren einfache Leute aus unserem Dorf. Veldans Mutter, Aveole, war eine Wissenshüterin drüben in der Siedlung, und um ihren Vater wurde ein Geheimnis gemacht, obwohl es ein paar Gerüchte gab … Wie dem auch sei, Aveole starb, als Veldan noch sehr klein war, und das Einzige, was sie ihrer Tochter vermachte, war Kazairls Ei. Sie wurden zusammen groß, waren beide Waisen, und …«
    »Warum erzählst du mir das?«, fiel Zavahl dazwischen.
    »Solange uns jemand fremd ist, ist es einfach, ihn als Ungeheuer anzusehen. Wenn wir ihn besser kennen lernen, dann sehen wir ihn in einem anderen Licht, und manchmal stellen wir fest, dass er einfach die

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