Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
hier? Ich dachte, dass sie hier irgendwo untergebracht sind. Sie hätten doch längst eintreffen müssen.«
    »Das ist sonderbar.« Vaure klang beunruhigt. »Dessil sollte sie loseisen und hierher bringen. Wenn sie in Bedrängnis geraten wären, hätte er doch …« Sie verstummte, und Veldan wusste, dass sie versuchte, ihren Kameraden telepathisch anzusprechen. Plötzlich verblasste ihr feuriger Schimmer. »Ich kann ihn nicht erreichen«, flüsterte sie. »Er antwortet nicht. Es muss ihm etwas zugestoßen sein.«
    Ein paar Augenblicke lang starrten sich die Wissenshüter mit stummem Entsetzen an. Dann rasselte Maskulu mit seinem Rückenpanzer und zischte: »Wenn Cergorn uns entdeckt hat, dann sind all unsere Pläne zunichte.«
    »Nun, wir können schwerlich hinausgehen und nachsehen«, stellte Elion fest. »Wir könnten geradewegs in eine Falle tappen, in der Zavahl und Toulac schon als Köder sitzen.«
    »Verdammter Mist.« Veldan biss sich auf die Lippe. »Ich frage mich, was ihnen passiert sein kann.«

 
     
    Aliana wartete zusammen mit Hauptmann Galveron an der Seitentür der Zitadelle. Sie war froh, dass er schwieg. Angespannt und verängstigt wie sie war, wäre nutzloses Gerede das Letzte, was sie brauchte. Sie waren den Plan noch einmal durchgegangen. Sie wusste, was zu tun war. Galveron hatte ihr das geheime Klopfzeichen verraten, das ihr Einlass in den Tempel verschaffen würde. Der schwere Rucksack, den sie trug, war mit Sprengpulver und Lunte vollgestopft, einer Fracht, bei der ihr unbehaglich zumute war, obwohl der Bergmann ihr versichert hatte, dass ihr nichts geschehen könne, solange sie nicht mit Feuer oder Kerzen herumpfuschte. Jetzt brauchte sie nur noch zu warten, bis das Ablenkungsmanöver Wirkung zeigte – wenn es Wirkung zeigte –, dann würde sie laufen und diese furchtbare Sache hinter sich bringen, so oder so.
    Ein Räuspern unterbrach ihre Gedanken. Sie drehte sich um und sah Packrat aus der Dunkelheit auftauchen. Der schmuddelige Schurke schlich auf sie zu und machte zugleich einen Bogen um Galveron. »Ich – ich habe etwas für dich«, sagte er. In der Hand hielt er ein abgewetztes Bündel Stoff. Als sie keine Anstalten machte, es an sich zu nehmen, drückte er es ihr in die Arme. »Hier«, sagte er.
    Aliana versuchte, vor dem abscheulichen, grauen Ding nicht zurückzuzucken. Es sah schmierig und verlaust aus, und da es Packrat gehörte, war es das vermutlich auch. Warum also übergab er es ihr wie einen kostbaren Schatz?
    Ich brauche das nicht. Jeden Augenblick ist es soweit und ich muss nach draußen und mich diesen Albtraumgestalten stellen. Es ist sehr gut möglich dass ich die Sonne nicht mehr aufgehen sehe. Warum muss er mich ausgerechnet jetzt mit diesem Fetzen belästigen, den er unter irgendeinem Spülstein hervorgezogen hat?
    Eine leichte Verwirrung zog über sein schmutziges Gesicht. »Mach schon«, drängte er. »Nimm es, bitte. Es ist eine Art Geschenk, weil du mir das Leben gerettet hast. Es ist das Kostbarste, was ich besitze.«
    »Das?«, rief Aliana aus, bevor sie sich beherrschen konnte. »Was ist es denn?«, fragte sie hastig und hoffte, dem verletzten Blick noch zuvorzukommen, der sich in seine Augen schlich.
    »Es ist ein unsichtbarer Mantel«, erwiderte Packrat stolz.
    »Aber – aber Packrat, er scheint mir gar nicht unsichtbar zu sein. Ich sehe ihn vollkommen klar.«
    Dabei wünschte ich mir das Gegenteil.
    »Nein, nein. Ich meine nicht, dass der Mantel selbst unsichtbar ist«, erwiderte er ungeduldig. »Ich meine, wenn ich ihn anziehe, macht er mich unsichtbar. Das ist – wie heißt es noch – Tarnung, ja, so nennt man es. Damit verschmelze ich mit dem Hintergrund.« Er klopfte zärtlich auf das Bündel. »Diese kleine Schönheit hat mich öfter vor den Händen dieser Hurensöhne von Gottesschwertern bewahrt, als ich zählen kann.« Er bedachte Galveron mit einem bösen Seitenblick. »Ehrlich, Aliana, du musst ihn anziehen, bevor du da rausgehst. Du wirst jede Hilfe brauchen, um dich vor diesen Bestien zu verbergen.«
    Packrat schüttelte den Mantel aus und hielt ihn zur Begutachtung in die Höhe. Obgleich er vornehmlich grau aussah, war er in Wahrheit aus Hunderten von Streifen und Schnipseln zusammengenäht, die eine Vielzahl von Farbtönen hatten. Seltsamerweise war bei der Gesamtbetrachtung überhaupt keine bestimmte Farbe zu sehen, sondern er schien das Auge zu verwirren und geradezu von sich abzulenken. Zu alledem waren viele Fetzen nur an einer

Weitere Kostenlose Bücher