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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Auskommen fanden. Die Nacht erschien hier dunkler, denn der Himmel war hinter einer Wolkendecke verschwunden, die stets die Hügel um den oberen See verdunkelte.
    Elion schüttelte sich. Während der schrecklichen Zeit nach Melnyths Tod war er oft an den düsteren See gegangen, um zu grübeln und mit seinem Schmerz allein zu sein. Jetzt wohnte dieser Landschaft die tragische Erinnerung an Wut und Verzweiflung inne, an die er lieber nicht denken wollte. »Was für eine öde Gegend, um ein Haus zu bauen«, flüsterte er.
    »In deinen Augen, ja«, sagte Vaure. »Aber warum sollte sich ein Gaeorn darum scheren, wie es über der Erde aussieht? Sie sind nur mit dem Gestein darunter beschäftigt, mit dessen Zusammensetzung und Lage. Dort finden sie Formen der Schönheit, für die andere Arten kein Verständnis haben.«
    »So wie wir kein Verständnis für die Angewohnheit haben, im Kaminfeuer zu sitzen«, meinte Elion.
    »Ganz recht«, stimmte die Phönix zu. »Und mein Volk kann nicht verstehen, welcher Drang die Menschen befällt, sich so häufig in Wasser zu tauchen.«
    »Das ist alles sehr interessant«, sagte Kaz spitz, »aber im Augenblick sind es die Zentauren, die unser größtes Interesse verdienen. Lasst uns endlich unter die Erde gelangen. Wir können später noch die Zeit totschlagen und Bemerkungen über die Eigenheiten der Arten austauschen.«
    Veldan klopfte Kaz beruhigend auf die Schulter. Kein Wunder, dass er zickig wird, dachte sie. Als der einzige Vertreter seiner Art muss er sich bei einer solchen Unterhaltung im Hintertreffen fühlen.
    Der Eingang des unterirdischen Baus war geschickt unter einem Überhang verborgen, wo der Lichteinfall und die Schatten das Auge von den Umrissen ablenkten. Die tatsächliche Tür war ein unauffällig geformter, schwenkbarer Felsblock, der, wenn er in seiner Achse bewegt wurde, rechts und links einen Durchgang freigab. Zunächst sah es so aus, als wäre er nicht breit genug für Kaz, aber schließlich quetschte er sich unter Ächzen und Fluchen hindurch.
    »Also, wisst ihr«, sagte Elion, »das kann nicht der Eingang sein, den Maskulu selbst benutzt. Er würde gar nicht durchpassen.«
    »Ach, wirklich«, erwiderte der Feuerdrache langsam und leckte sich seine Kratzer. »Darauf wäre ich gar nicht gekommen.«
    »Maskulu hält seine Eingänge geheim«, gab die Phönix bekannt. »Er verlegt sie außerdem so häufig, dass niemand einen Überblick behalten kann. Er behauptet, das bewahre ihn davor, heimlich beobachtet zu werden.«
    »Ich glaube nicht, dass er in dieser Hinsicht gefährdet ist«, schnaubte Veldan. »Angesichts der Angriffslust aller Gaeorn müsste man schon sehr tapfer oder sehr dumm sein, um es zu versuchen.«
    Nachdem Elion den Felsblock gedreht hatte, standen sie in völliger Finsternis da, bis auf den gedämpften goldenen Schimmer von Vaures Gefieder. Veldan zog einen eiförmigen Glimmer aus der Tasche und schraubte die beiden Hälften gegeneinander, um das innere Siegel zu brechen. Ein weiches, grünliches Licht schien zwischen ihren Fingern hervor und enthüllte einen schön gearbeiteten Tunnel mit glatten, polierten Steinwänden, der sich abwärts windend ins Herz der Hügelkette führte. Die Luft war kühl und trocken, obwohl kein Hauch zu spüren war. Die Gaeorn waren Meister des Gesteins und konnten große unterirdische Städte bauen, in denen es reichlich frische Luft für die Bewohner gab. Also sollte dieser kleine Tunnel ein Kinderspiel gewesen sein.
    Die vier folgten dem Tunnel auf seinem Weg ins Berginnere. Er hatte ein starkes Gefälle, einen glatten Boden und ging stetig sanft in die Kurve, sodass er sich zu einer Spirale wand, von der immer wieder andere Gänge abzweigten. Eine Zeit lang gingen sie schweigend, während sich jeder der Zweifel und Unruhe der anderen bewusst war, doch keiner wollte als Erster eine Bemerkung machen. Veldan ertappte sich bei der Überlegung, ob man ihre Flucht schon entdeckt hatte. Sie wollte nicht, dass Ailie deswegen in Schwierigkeiten geriet, und je später die Wachen ihre Gefangenen vermissten, desto unwahrscheinlicher wurde es, dass Cergorn ihr Verschwinden mit der Gastwirtin in Verbindung brachte.
    Nach dem verhältnismäßig engen Tunnel erschien der Wohnbereich des Gaeorn, eine runde Höhle von über zwanzig Schritt im Durchmesser, überaus weit und bot dem langen Körper des altgedienten Wissenshüters reichlich Platz. Vereinzelte Glimmer leuchteten wahllos verteilt und waren zweifellos für die Besucher

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