Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
Stelle festgenäht und hingen ansonsten lose herab, wodurch sie die Umrisse weiter verwischten. Aliana verstand plötzlich, warum ihr Gefährte so vollendet in den Schatten verschwinden konnte. Aber …
    »Aber Packrat«, sagte sie sanft, »ich werde durch Schnee laufen. Diese dunklen Farben wären in einem dunklen Raum oder einer dunklen Straße von Nutzen, aber vor einem weißen Hintergrund falle ich damit genauso auf wie mit einem Soldatenmantel.«
    Packrat grinste. »Aber da täuschst du dich«, sagte er. »Siehst du?« Er drehte den Mantel um und zeigte die andere Seite, die mit Flicken in schmutzigem Weiß, blassen Blau- und Grüntönen und vielen hellen Grautönen bestückt war.
    Verblüfft von so viel Findigkeit nahm Aliana den Mantel entgegen. »Danke, Packrat«, sagte sie. »Das ist …« Sie suchte nach Worten. »Das ist unglaublich. So viel Mühe steckt da drin.«
    »Oh, das war nicht ich allein«, sagte er fröhlich. »Es ist ein Erbstück, ja, das ist es. Gehörte schon meiner Großmutter, und sie war zu ihrer Zeit legendär. Sie hinterließ ihn meinem Vater, der ihn Mama gab, bevor sie ihn aufknüpften. Sie legte ihn für mich zur Seite, bis ich alt genug war, um ihn zu benutzen. Wir haben alle über die Jahre daran gearbeitet, ein bisschen hier, ein bisschen da.«
    Eine Schande, dass ihr ihn nie gewaschen habt.
    Aliana sagte sich, sie dürfe nicht so zimperlich sein. Wahrscheinlich trug die Schicht aus Ruß, Fett und Staub zu den Tarneigenschaften bei. Und falls die Bestien auch nach dem Geruchssinn jagten, würde es sie sicherlich verwirren.
    »Schnell jetzt«, sagte Galveron freundlich von der Tür her. »Sie haben jetzt lange genug gebraucht, um die Falle zu aufzustellen.«
    »Mach schon, rasch«, drängte Packrat. »Zieh ihn an.«
    Aliana gab auf. »Aber er ist nur geliehen, einverstanden? Ich gebe ihn dir morgen zurück.«
    Sie gab Galveron ihren kostbaren Soldatenmantel und warf sich Packrats anrüchiges Gewand mit der hellen Seite nach außen über die Schultern und den Rucksack. Er war überraschend leicht, sie spürte überhaupt kein zusätzliches Gewicht.
    »Und die Kapuze«, verlangte Packrat.
    Der Gedanke, sich das verlauste Ding über den Kopf zu ziehen, schnürte Aliana die Kehle zu. Wer konnte wissen, was alles darin herumkroch. Entschlossen ermahnte sie sich, dass der Mantel tatsächlich eine gute Tarnung war und dass man Nissen und Läuse wieder loswerden konnte, wohingegen ein aufgeschlitzter Bauch bleiben würde. Das eine in Kauf nehmen hieß das andere zu vermeiden. Worüber also beklagte sie sich?
    Myrial, steh mir bei.
    Sie zog sich die Kapuze über den Kopf und versicherte sich unablässig, dass es nur an ihrer Einbildung lag, wie ihr die Kopfhaut zu jucken begann. Sie sah in Packrats leuchtendes Gesicht und brachte ein Lächeln zustande, während sie ihm noch einmal dankte. Innerlich wünschte sie sich verzweifelt, die Qual wäre schon vorbei.
    Hoffentlich beeilt Alestan sich endlich. Je eher ich im Tempel ankomme, desto eher kann ich dieses mistige Ding ausziehen.
    Es war, als ob ihr Bruder den Gedanken gehört hätte. Plötzlich gab es oben ein donnerndes Krachen, und die Mauern der Zitadelle schienen ein wenig zu zittern. Von draußen hörte sie die Ungeheuer kreischen, und in der Nähe fiel etwas klatschend in den Schnee. Galveron öffnete die Tür. »Bringe so schnell wie möglich diesen Hof hinter dich«, flüsterte er und drückte ihr unauffällig die Schulter. »Viel Glück.«
    Aliana tat einen tiefen Atemzug und setzte sich in Bewegung, sauste gebückt aus der Tür und nach links, sodass sie dicht an der Wand bleiben konnte, die ihr Deckung und Orientierung gab. Der Hof mit den hohen Mauern ringsum war in Dunkelheit getaucht, die Luft war eisig, der wirbelnde Schnee glich einem Mahlstrom. Dicht an der Zitadelle lagen formlose Klumpen verstreut, die, wenn sie richtig riet, der Beweis dafür waren, dass Areoms Falle wenigstens eine Beute gemacht hatte.
    Dunkle Schemen schwebten vom Dach fort und wieder zurück, sodass sie jedesmal erschrak und sich duckte, aber noch blieben die Bestien eifrig dort oben beschäftigt. Mal kroch sie, mal flitzte sie von einer Deckung in die nächste, so umrundete die Anführerin der Grauen Geister den Hof vor der Zitadelle. Dabei war dies das einfachere Wegstück, ermahnte sie sich. Den offenen Platz vor dem Tempel, der mit den Überresten der toten Tiarondianer übersät war, hatte sie noch vor sich.
    Seltsamerweise gab ihr Packrats

Weitere Kostenlose Bücher