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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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verfolgte er noch andere Ziele. Er hatte bei Zavahl eine Rechnung zu begleichen, und es galt eine geheimnisvolle Wissenshüterin zu finden. Blank gab vor, es ihr heimzahlen zu wollen, dass sie seine Pläne zunichte gemacht hatte, aber eigentlich wusste er, dass seine Beweggründe viel komplizierter waren. Seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte, ließ ihn ihr Gesicht wegen ihrer Ähnlichkeit mit Aveole nicht mehr los. Über die Folgen wollte er nicht nachdenken. Noch nicht. Er wollte warten, bis er sie wiedergefunden hatte.
    Sie zu finden war gut und schön, aber wie könnte er ihrer habhaft werden? Er wusste nur zu gut, wie schnell der Feuerdrache rennen konnte. In Kürze würde sie mit Zavahl in Gendival ankommen. Und ihr einstiger Jäger war inzwischen ein Flüchtling geworden und musste den Weg zu Fuß zurücklegen, ohne Kameraden und ohne Essen, schlecht gerüstet und armselig gekleidet für solch ein Unternehmen. Am Ende würde er Erfolg haben, daran war nicht zu zweifeln, aber die Reise würde schwierig, langsam und unerfreulich werden. Da sollte es doch eine bessere Möglichkeit geben! Wenn nur sein Pferd nicht tot wäre. Stirnrunzelnd blickte er ins Feuer und zermarterte sich den Kopf.
    Blank wünschte sich so sehr ein Pferd zu haben, dass er zuerst glaubte, er habe sich das Wiehern nur eingebildet. Oder kam da jemand geritten? Er sprang auf die Füße, aber da war kein Hufgetrappel zu hören. Nein, das Tier stand ganz in der Nähe und litt offenbar irgendeinen Mangel. Da fiel ihm Toulacs Schlachtross ein, das sie in der Küche untergebracht hatte, als er zum ersten Mal dieses Haus betrat. Wie ein Blitz war er zur Tür hinaus und rannte über den Hof zur Scheune.
    Das Pferd stand angebunden in der zugigen Scheune. Es legte die Ohren an, als es ihn sah, und sprang und zerrte an der Leine wie ein angehakter Lachs. Nach näherem Hinsehen war Blank entzückt. Bei seiner ersten Begegnung war er zu sehr mit anderem beschäftigt gewesen, um das Tier zu beachten. Und weil dessen Besitzerin ziemlich alt war, hatte er von dem Pferd dasselbe angenommen. In Wirklichkeit war das Schlachtross kaum über seine besten Jahre hinaus, und gemessen an den mageren Zeiten war es in einem ausgezeichneten Zustand. Wie es seiner Rasse entsprach, war es anmutig und lebhaft, wohl proportioniert und sehr kräftig, ein prachtvoller Hengst mit stolzer Haltung. Es hatte kluge Augen, denen man das Feuer ansah, einen hübschen Kopf, und an den Hinterbacken war es dunkel gescheckt. Mähne und Schwanz waren schimmernd weiß wie ein Wasserfall, wenn man erst einmal die Schlammspritzer herausgekämmt hätte. Zum ersten Mal seit langer Zeit merkte Blank, dass er noch lächeln konnte und es sogar ehrlich meinte.
    Als Hengst und Schlachtross war es mit Vorsicht zu behandeln. Solche Tiere gestatteten einem Fremden, gerade mal so nahe zu kommen, dass er sie versorgen konnte. Darauf waren sie dressiert, denn wie sollte sich ihr Besitzer sonst in einem Gasthof einquartieren. Jedoch würde jedem Versuch, es zu besteigen, eine Vorführung seiner Kräfte folgen, die zumeist damit endete, dass der Möchtegernreiter von den prächtigen Hufen und Zähnen getötet oder verkrüppelt wurde. Für den Krieg abgerichtete Pferde waren sehr teuer, und es war auf Seiten des Besitzers nur zu verständlich, dass er den Diebstahl seines Eigentums so schwer wie irgend möglich machte.
    Das Tier, das schon so lange angebunden stand, litt Durst und Hunger. Während es gierig aus dem Eimer soff, der ihm vorsichtig in Reichweite hingestellt worden war, suchte Blank nach Futter. Endlich, als er die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, fand er einen großen Vorrat Heu und Getreide im Haus drüben, wo es trockener gelagert werden konnte. Die alte Frau musste wohlhabender sein, als vermutet, da sie in Zeiten allgemeinen Mangels solche Vorratsmengen halten konnte. Es zeigte außerdem, dass sie ihr Pferd ziemlich gern hatte.
    Nachdem der Graue versorgt war, machte sich Blank an den nächsten Schritt. Er beherrschte wohl raffinierte Verfahrensweisen, um von einem Pferd angenommen zu werden, doch fehlte ihm jetzt die Zeit, sie anzuwenden. Schon viel zu lange trödelte er hier herum. Nein, die Lage erforderte die Fähigkeiten eines Wissenshüters und Telepathen. Er tastete sich in den Geist des Tieres und fand dessen Vorstellung von Toulac, den Anblick, den Geruch und das Klangbild, wie ein Pferd einen Menschen eben wahrnimmt. Dann errichtete er sein eigenes Abbild, neu und

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