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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Harpyien, und ich vermute, dass er Frauen ganz allgemein nicht besonders mag. Vielleicht sollten wir unsere schroffe Art beibehalten, und du spielst den Freundlichen. Wenn wir erreichen, dass er sich nur mit einem von uns anfreundet, dann ist das ein enormer Durchbruch. Außerdem trägst du eine Uniform der Gottesschwerter. Möglich, dass er dir deshalb eher vertraut als uns.«
    »Das würde mich nicht im Geringsten überraschen«, murmelte Kaz. »Es hat sich längst herausgestellt, dass dieser Mensch ein ausgesprochener Idiot ist.«
     
    Endlich war Zavahl eingeschlafen. Aethon wollte die Gelegenheit nutzen. Alle Versuche, seinen aufgewühlten Gastgeber ohne Umwege anzusprechen, hatten Panik ausgelöst. Es war daher geboten, eine feinere Methode der Verständigung zu finden, damit ihnen beiden geholfen werden konnte. Wenn es ihm gelingen könnte, sich in die Träume dieses Mannes einzuschleichen, wäre sein Vertrauen vielleicht zu gewinnen.
    Der Anfang war nicht ermutigend. Aethon hatte erwartet, sich in einer sinnbildlichen Landschaft wiederzufinden, wo er sich in die unbewussten Gedankengänge des Schlafenden einfädeln könnte. Dies war das übliche Verfahren, um sich auf eine fremde Spezies einzustellen, und die Landschaft wurde als das Abbild von Zavahls wahrem Wesen verstanden. Daher fand Aethon es alles andere als günstig, dass das Hinterland von Zavahls Verstand die Form eines finsteren, ungestümen Sees angenommen hatte, der von unerbittlichen Felsen eingeschlossen war. Ein Sturm peitschte das Wasser zu schäumenden Wellen auf.
    Nun, was hätte ich anderes erwarten können? Ich sollte inzwischen wissen, mit welcher Art Charakter ich es zu tun habe. Aber wenn ich das geahnt hätte, wäre ich nicht so darauf erpicht gewesen, dass dieser Mensch endlich einschläft.
    Doch er wusste, dass es keine andere Möglichkeit gab. Schaudernd stieg er in den dunklen, stürmischen See und ließ sich hineinsinken.
    Zavahl träumte. Der Drache ließ sich treiben, eine unsichtbare Wesenheit, die darauf wartete, sich zu entfalten. Er hoffte, den Schlüssel zu finden, mit dem er den Käfig der Angst und des Aberglaubens aufschließen könnte, im dem der ehemalige Hierarch sich selbst gefangen hielt.
    Der Traum als solcher erschien ihm recht einfach und vorhersehbar. Zavahl, in das derbe Gewand eines Dieners gekleidet, schrubbte auf Knien die breiten Steinstufen vor dem Tempel seines Gottes Myrial. Gilarra prangte in seiner einstigen Robe und stand über ihm auf der Treppe, wo sie den Eingang versperrte. Sie sprach mit dem Abtrünnigen Amaurn, der eine Uniform der Gottesschwerter trug und sich jetzt Hauptmann Blank nannte. Aethon erfasste eine freudige Unruhe. Er hatte einfach in Zavahls Traum eindringen und in einer angemessenen Gestalt mit ihm sprechen wollen, damit der Mensch die neuen Umstände bereitwilliger annähme und Vertrauen fasste. Aber da in dem Traum der Tempel vorkam, fände sich vielleicht die unglaubliche Gelegenheit, etwas über den geheimen Eingang zum Herzen Myrials herauszufinden, der sich dort befinden musste.
    Vorsichtig fügte der Drache seine Anwesenheit in das Traumgespinst ein. Er gab sich die Gestalt eines großen, prächtigen Menschen, der von einer schimmernden Aura umgeben war, die seine Gesichtszüge verbarg. Damit mochte er Zavahls Vorstellung von seinem Gott entsprechen. Als er sich ihm so näherte, konnte er gerade noch den Schrecken und die Ehrfurcht auf Zavahls Gesicht erkennen, bevor der Tropf sich auf den Boden warf und rief: »Myrial, sei mir gnädig! Vergib mir, dass ich dich enttäuscht habe.«
    Das wird schwieriger werden, als ich geglaubt habe, dachte Aethon, ich war noch nie gezwungen, eine Gottheit zu verkörpern. Er wollte gerade einen Schritt auf ihn zugehen, als er bestürzt feststellte, dass er sich nicht sonderlich viel darüber wusste, wie Menschen ihre Glieder bewegen und damit gestikulieren.
    Sehr schlau, Aethon. Und was nun?
    Am Ende entschied er sich dafür, eine Handbreit über dem Boden zu schweben und einen langen wehenden Mantel alle verräterischen Bewegungen verbergen zu lassen. »Sei beruhigt, Zavahl«, sprach er ihn an. »Hör auf, so unziemlich am Boden zu kriechen und sieh mich an.«
    Zavahl, der kaum glauben konnte, was er da hörte, erhob sich zögerlich aus dem Staub und riskierte einen Blick auf die Erscheinung der göttlichen Pracht. »O Großer Allmächtiger …«
    »Sprich, mein treuer Diener, und hab keine Angst.«
    »Allmächtiger Myrial, wenn du mir

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