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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Frau den letzten Heller stehlen, wie er einem Kaufmann die pralle Börse wegnahm, und um des Gewinns willen schlitzte er ohne mit der Wimper zu zucken Kehlen auf und stach mit dem Messer zu. Seine Arbeitsweise missfiel sogar den anderen Dieben und war ständig im Gerede. Er sah immer schlampig und schmutzig aus, und Aliana hatte einmal vermutet, dass er sich nur deshalb gelegentlich wusch, damit seine Opfer ihn nicht von weitem riechen konnten.
    Packrat, das hätte sie sich denken können, war der Erste, der etwas sagte. »Wir wurden abgeschlachtet, das ist passiert. Und bevor wir mit dieser rührenden Wiedervereinigung weitermachen, sollten wir zusehen, dass wir von der Straße wegkommen – nur falls du nicht die nächste sein willst.«
    Aliana fing an zu zittern. Obwohl sie es längst gewusst hatte, blieb es ein niederschmetterndes Unglück. Vor allem, da es so brutal mitgeteilt wurde. Sie sah Packrat mit mehr als der üblichen Abneigung an. »Dann suche ein Haus aus. Du bist der Meister beim Aufbrechen und Einsteigen.«
    Er zuckte die Achseln. »Angesichts der Art, wie diese Mistviecher durch Fenster und Türen brechen, bin ich das wohl nicht mehr.«
    Sie nahmen Zuflucht in einem nahe gelegenen Haus, plünderten die Küche und trugen das Essen nach oben, wo sie ringsum Ausschau halten konnten. Dieses Haus war nicht so reich wie das, wo Aliana zuletzt gewesen war, aber die Zimmer waren groß, schön möbliert, und es war solide gebaut, sodass es Kälte und Nässe draußen hielt. Sie trauten sich nicht, ein Feuer anzuzünden, damit nicht etwa ein wachsamer Raubvogel den Rauch riechen oder sehen würde. Sie schlugen ihr Lager im Schlafzimmer auf, stellten eine Wache ans Fenster, die den Himmel und die Dächer absuchen sollte, und eine zweite Wache in das kleine Nebenzimmer, das nach hinten lag.
    Die Diebe wuschen sich abwechselnd und versorgten gegenseitig ihre Wunden, so gut sie konnten, und das alles geschah vor dem Essen, obwohl sie sich ausgehungert fühlten. Es war, als müssten sie nicht nur zuerst den Schmutz und das Blut abwaschen, sondern vor allem das ganze Entsetzen, das sie während der Dunkelheit erlebt hatten. Was nützt das schon, dachte Aliana bitter – doch als sie am Becken an die Reihe kam, bürstete sie sich die Haut so hart wie die anderen. Selbst Packrat verspürte ausnahmsweise das Verlangen nach Wasser und Seife.
    Die anderen konnten ihr nur sehr wenig über den Verlust des Labyrinths erzählen. Sie hatten nur überlebt, weil sie noch draußen auf der Straße gewesen waren, als die Bestien kamen. Und keiner wollte die Verwüstung beschreiben, die sie bei ihrer Rückkehr gesehen hatten. Aliana fühlte sich schuldig und erleichtert zugleich, dass sie keine Einzelheiten kannte.
    Alestan lag neben seinem Essen, das er kaum berührt hatte, und rieb sich die müden Augen. »Wir können natürlich nicht wissen, ob alle tot sind. Andere können das gleiche Glück gehabt haben wie du, Aliana, und in der Stadt untergeschlüpft sein. Vielleicht werden sie …«
    »Gar nichts werden sie«, knurrte Packrat durch die Zähne. »Selbst wenn sie es geschafft haben, glaubst du etwa, sie überstehen eine weitere Nacht, wo diese bösartigen Scheißkerle draußen herumstreifen? Glaubst du, wir werden überleben? Sei doch nicht dumm!«
    Aliana starrte ihn wütend an. »Das können sie sehr wohl. Ich konnte es. Ich weiß, dass es geht. Schließlich ist die Stadt groß. Es gibt genug Essen zu plündern, wenn man richtig sucht, und es gibt viele Orte, wo man sich verstecken kann. Wenn man vorsichtig ist, könnte man sogar unbegrenzt …«
    »Mach dir doch nichts vor.« Packrat sah sie mit äußerster Geringschätzung an. »Sieh der Sache ins Auge – die Grauen Geister sind alle tot. Wir auch. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    »Da ist noch etwas anderes, was du nicht bedacht hast, Aliana«, sagte Gelina, die gerade aus dem Nebenzimmer kam, wo Tosel sie abgelöst hatte. »Im Augenblick sind die Bestien alle satt. Sie brauchen sich nicht die Mühe zu machen, ein paar Herumirrende zu jagen. Aber es scheint furchtbar viele von ihnen zu geben. Was passiert, wenn die Versorgung knapp wird? Sie werden sich sofort auf jeden Streuner stürzen, lass dir das gesagt sein.«
    »Und falls es dir entgangen ist: Damit sind wir gemeint«, setzte Packrat hinzu. »Wenn uns nicht etwas besonders Schlaues einfällt, bevor es dunkel wird, dann sind wir schon so gut wie hinüber.«
     
    Als Zavahl die Augen öffnete und einen Soldaten

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