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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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dazu sagen würde, wäre er jetzt hier. Das war genau die Art unverantwortlichen Eingreifens, die er immer ausmerzen wollte.
    Aber hätte er in diesem, Fall wirklich Recht, nicht einzugreifen? Wenn sich die Dinge weiterhin verschlechtern, dann wird sicher keiner mehr von uns übrig bleiben, um diese Welt noch zu bewohnen. Und widerspräche das nicht dem Willen der Schöpfer, die uns diesen Zufluchtsort geschenkt haben, damit unsere verschiedenen Völker erhalten bleiben?
    Cergorn ist mein Archimandrit, mein Partner und mein Freund. Ich habe seine Wünsche zu achten.
    »Sogar auf Kosten der ganzen Welt?« Für einen kurzen Augenblick nahm Thirishri nicht wahr, dass die letzte Stimme ihres inneren Streitgesprächs nicht ihre eigene gewesen war. Als sie die Erkenntnis traf, brach sie in Zorn aus. *Du hast dich in meinen Geist geschlichen. Wie kannst du es wagen!*
    Helverien zuckte völlig ungerührt die Achseln. »Sagen wir einfach, ich habe viel Zeit gehabt, um schlechte Angewohnheiten zu entwickeln. Deswegen habe ich aber nicht weniger Recht. Wer immer dieser Cergorn ist, er ist ein Dummkopf, wenn er einfach den Kopf in den Sand steckt und hofft, dass sich die Lage von selbst bessert. Das tut sie nicht. Die Schleierwand ist nur der Anfang, du wirst sehen. Wenn die Ordnung erst einmal zusammenbricht, wird eins das andere nach sich ziehen, bis die Welt Reich um Reich eine unbewohnbare Einöde voller Leichen ist. Wenn wir nicht anfangen uns einzumischen, liebe Freundin, und zwar ziemlich bald, dann wird für uns keine Welt mehr da sein.«
    Thirishri war vor Entsetzen wie gelähmt. *Bist du dessen vollkommen sicher?*, fragte sie schließlich.
    »Warum sollte ich es sagen, wenn ich nicht davon überzeugt wäre? Meinem Volk ist es gelungen, eine beträchtlichen Menge an Kenntnissen von den Schöpfern zu erlangen, ehe sie begriffen haben, worauf wir hinaus wollten – dank mir.« Sie seufzte, und der Schatten eines alten Leids überzog ihr Gesicht, dann rieb sie sich über die Augen, wie um eine Erinnerung wegzuwischen. »Wie dem auch sei, eines Tages, bevor ich zur Verräterin wurde, stieß ich zufällig auf einen Bericht darüber, was mit einer anderen, von ihnen geschaffenen Welt geschehen war, nachdem ihre Ordnung zusammengebrochen war. Aus irgendeinem Grund war die übliche Überwachung und Schadensbehebung unterblieben, und alles war sich selbst überlassen – ganz wie bei uns, wie es scheint.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie entdeckten den Fehler zu spät. Bis sie wieder auftauchten, war nicht mehr viel am Leben. Wir wollen doch nicht, dass das hier auch geschieht. Wenn es keine Schöpfer mehr gibt, die sich um die Welt kümmern, dann müssen wir es eben selbst tun.«
     
    Tief unter der Erde unter Myrials Tempel blieb Aliana stehen, ließ sich gegen die Wand sinken und daran hinabgleiten, bis sie auf dem Boden saß. Seufzend streckte sie ihre schmerzenden Beine aus. Sie mussten schon meilenweit durch diese endlosen, dunklen, immer gleichen Tunnel gelaufen sein. Nach den Anstrengungen der letzten Tage war sie nun am Ende ihrer Kraft. »Ich weiß ja nicht, wie es dir geht«, sagte sie, »aber ich brauche eine Rast.«
    »Ich auch, und das schon verdammt lange.« Packrat sank neben ihr nieder. »Ich dachte schon, du lässt uns weitergehen, bis wir umfallen.«
    »Ich hatte Angst, dass sie uns schnappen«, gestand sie. »Ich wollte lieber so weit wie möglich weg sein, bevor wir uns ausruhen.«
    »Ich stelle jedenfalls fest, dass du nicht danach gefragt hast, wie weit ich ohne Rast laufen kann.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dich gebeten habe, überhaupt mitzukommen.«
    Ausnahmsweise fiel ihm keine Erwiderung ein – sie waren beide viel zu müde, um sich zu zanken –, und Aliana nutzte ihre Atempause, um das mitgebrachte Essen hervorzuholen, woraufhin ihr Gefährte das Gleiche tat. Kurz erwog sie ihm anzubieten, sie möchten ihre Vorräte zusammentun und gleichmäßig teilen, aber dann verwarf sie den Gedanken. Sie war nicht sicher, ob sie etwas mögen würde, das einmal in Packrats Taschen gesteckt hatte. Die Luft hier unten war sehr trocken, und sie waren beide furchtbar durstig, aber Aliana hatte nur die Feldflasche bei sich, die sie in der vorigen Nacht im Brauhaus gefüllt hatte, und Packrat hatte gar nichts zu Trinken. Sie wagten es nicht, sich mehr als zwei dürftige Schlucke zuzuteilen, und Aliana hoffte, irgendwo einen Wasservorrat zu entdecken, denn anderenfalls steckten sie in

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