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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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zu ermorden? Sie sagt sich einfach, dass an ihren Händen kein Blut klebt, falls uns die Scheusale rein zufällig töten. Aber da irrt sie sich. Sie wäre trotzdem eine Mörderin – nur von der niederträchtigen, feigen Sorte. Für uns wäre das natürlich unwichtig. Wir wären so oder so tot.«
    Die Vorstellung, die Hierarchin wirklich umzubringen, war jedoch zu drastisch für Aliana, als dass sie alles auf einmal hätte verarbeiten können. Sie hatte diesen Streich begonnen, als sie erschöpft und wütend gewesen war, und ihr Denkvermögen war nicht gerade auf der Höhe gewesen. Sie war noch immer davon überzeugt, dass ihr Plan, Galveron zum Anführer zu machen, seine Vorteile hätte – wenn sie es nur fertigbringen könnte. Aber deswegen Gilarra umzubringen? Wenn Packrat Recht hatte, dann bedeutete dies, dass was als augenscheinlich einfacher Plan angefangen hatte, am Ende aus dem Ruder lief und auf lange Sicht schwerwiegende Folgen hatte. »Komm weiter.« Sie sprang hastig auf. »Wir bewegen uns besser. Das Wichtigste ist erst mal, dass wir den Ring in ein Versteck kriegen.« Ohne auf ihn zu warten, ging sie los und legte einen schnellen Schritt vor.
    »Es hat keinen Zweck davonzulaufen.« Packrats Stimme folgte ihr. »Du wirst dich früher oder später der Sache stellen müssen.«
    »Ach, halt den Mund, Packrat.«
    Sie zogen eine Zeit lang weiter, wenngleich Aliana nicht schätzen konnte, wie viel Zeit eigentlich verstrich. Es wäre ein Leichtes, sich hier unten in der Dunkelheit zu verirren, und außerdem rang sie im Geiste mit Packrats Vorschlag. Sie hatte schon zweimal jemanden im Kampf getötet, seit sie bei den Grauen Geistern war, aber sie hatte noch nie kaltblütig gemordet. Das Messer im Rücken war das Werk einer ganz anderen Sorte Dieb, als die Grauen Geister darstellten – was einer der Gründe dafür war, dass die Bande so lange unentdeckt geblieben war. Auch als Blank noch Hauptmann der Gottesschwerter war, hatte Galveron die unmittelbare Verantwortung für die Männer gehabt, die in der Stadt Streife gingen, und für Mord hatte er überhaupt kein Verständnis.
    Aliana seufzte. Schon wieder Galveron. Warum lief alles immer wieder auf ihn hinaus? Sie wünschte, sie hätte ihn nie gesehen, und auch nicht die verdammte Hierarchin.
    Vielleicht sollte ich den Ring einfach zurückgeben, mich entschuldigen und sagen, dass alles ein Irrtum ist, dass ich ihn ganz vergessen habe und irgendwo eingeschlafen bin. Aber wie soll das gehen? Ganz gleich, was Packrat da andeuten wollte, hier geht es nicht nur um Galveron. Als Gilarra Alestan einsperrte, hat sie bewiesen, dass ihr nicht zu trauen ist. Wenn ich ihr den Ring wiedergebe, verlieren wir das Einzige, womit wir Macht über sie haben, und dann kann sie mit uns machen, was sie will.
    Soweit sie es beurteilen konnte, gab es keine andere Möglichkeit, als mit ihrem ursprünglichen Plan fortzufahren. Sobald sie den Ring nicht mehr bei sich trug, würde ihn ihr niemand mehr wegnehmen können, sie dagegen hätte einigen Verhandlungsspielraum. Im Augenblick schien das die einzige Hoffnung für sie, ihre Freunde und ihren armen Bruder zu sein.
    Und was war mit Packrats Plan, Gilarra umzubringen? Stimmte es wirklich, dass ihr keine andere Wahl blieb?
    Lieber Myrial, hoffentlich kommt es nicht so weit!
    Schließlich wurde Aliana von ihren düsteren Gedanken abgelenkt, denn von weiter vorn drang Licht um eine Biegung des Ganges. »Was ist das?« Sie blieb stehen und blies die Kerze aus, um den schwachen Schein besser sehen zu können, und während Packrat vorsichtig neben sie kam, ging sie auf Zehenspitzen weiter. Es war kein gleichmäßiges Licht, sondern es nahm in kurzen Stößen zu und ab, sah aus wie ein sichtbar gemachter Herzschlag. Bei jedem Pulsschlag änderte sich die Farbe von Rot nach Orange nach Gelb, Grün, Blau und Violett.
    »Beim Hintern Myrials«, murmelte Packrat. »Das treibt einem die Tränen in die Augen.«
    »Aber wozu soll es gut sein?«, wunderte sich Aliana. »Wenn sie nur Licht machen wollten, warum dann kein gewöhnliches Licht? Es wäre viel einfacher. Was haben all die Farben zu bedeuten?«
    »Tja, es gibt nur einen Weg, um das herauszufinden«, sagte Packrat. »Wir können um die Ecke biegen und nachsehen, was es ist. Oder wir können zum ersten Mal heute etwas Vernünftiges tun und umkehren.« In dem düsteren, bunten Licht begegneten sich ihre Blicke. »Gib es auf, Aliana. Wir haben kaum noch Wasser und bald auch nichts mehr zu

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