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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Bestürzung, der Angst nicht unähnlich, in seinem Gesicht gesehen.
    Als hätte er einen Geist gesehen.
    Und war da nicht eine eigentümliche Zurückhaltung in Maskulus Benehmen gewesen, als er sie beide zusammen sah, hatte sie nicht eine gewisse Mischung aus Mutmaßung, Neugier und feinem Spott gespürt, oder bildete sie sich das ein?
    Und warum fühlte sie sich außerdem so seltsam zu Amaurn hingezogen? Was brachte sie dazu, ihn ständig zu verteidigen und zu unterstützen, obwohl sie genau wusste, was für ein Mensch er als Hauptmann Blank gewesen war?
    Warum war ihr in seiner Nähe nicht unbehaglich? Die meisten Leute wurden seinetwegen aus dem einen oder anderen Grund unruhig.
    Er hatte gesagt, er sei ein guter Freund ihrer Mutter gewesen.
    Er kannte den Weg in Aveoles Schlafzimmer.
    Und nun konnte sie durch die Wand das Weinen hören, die erschütternden Schluchzer, die von dem Elend und der Verlassenheit eines gequälten Herzens sprachen, das von unaussprechlicher Trauer überwältigt wurde.
    Veldan merkte, dass sie zitterte, hin und her gerissen zwischen Hoffnung und Angst und Zweifel. Wollte sie wirklich, dass ein Mann wie Amaurn, einer mit dunkler Vergangenheit und rücksichtslosem Ruf, ihr Vater war? Und wenn er es war, wollte sie es eigentlich wissen? Sie wusste sehr wohl, dass es das Vernünftigste wäre, sofort durch die nächste Tür zu marschieren und von ihm Auskunft zu fordern, und dennoch fand sie nicht den Mut dazu.
    Von diesem Zimmer aus blickte man auf den bewaldeten Hang, der hinter dem Haus steil anstieg. Veldan trat ans Fenster, ihre Augen suchten die nahe Lichtung, wo ihre Mutter begraben lag. Sie lehnte die Stirn an das kalte Glas und seufzte. »Ich wünschte, du würdest es mir erzählen«, sagte sie leise. »Konntest du mir nicht etwas hinterlassen – einen Brief, eine Nachricht, einen Hinweis? Ach, wenn ich dich doch nur gekannt hätte, Mutter. Ich wünschte, du wärst jetzt hier und könntest mir die Wahrheit sagen.«
    »Du brauchst sie nicht, Schätzchen. Ich glaube, du kennst die Wahrheit schon.« Kaz konnte zwar nicht die Treppe hinauf, doch er trieb sich gedanklich in ihrer Nähe herum. Sie war froh, dass er da war. Zu wissen, dass sie einander immer haben würden und sich das niemals ändern würde, so lange sie lebten, war ihr ein unbeschreiblicher Trost, besonders in dieser Zeit der Umwälzungen.
    Veldan straffte die Schultern und atmete tief durch. »Ich sollte lieber gehen und mit ihm sprechen, oder?«
    »Das wäre das Beste, Boss«, stimmte Kaz zu. Sie spürte sein freches Feuerdrachengrinsen. »Und wenn dir nicht gefällt, was er dir antwortet, dann locke ihn einfach die Treppe runter und ich mach ihn für dich zu Asche.«
    Veldan lächelte bedrückt. »Das Angebot könnte ich glatt annehmen. Es würde mein Leben ein ganzes Stück einfacher machen.«
    »Weißt du«, meinte Kaz sanft, »es ist nicht leicht, allein in der Welt zu stehen. Wir sind beide entwurzelt aufgewachsen, haben keine Familie außer uns selbst. Wenn ich die Gelegenheit dazu hätte, ich würde wissen wollen, wer meine Verwandten sind.« Er legte eine Pause ein. »Und wenn sie ein Haufen Halunken wären.«
    »Vielen Dank«, sagte Veldan trocken. »Aber gleichviel, du hast Recht.« Und bevor sie andere Zweifel ausgraben konnte, richtete sie sich auf, ging ein Zimmer weiter und blieb in der geöffneten Tür stehen. »Bist du mein Vater?«
    Amaurn nahm die Hände vom Gesicht, und ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie die Trostlosigkeit in seinen Augen sah. »Ich glaube, ja.« Er zögerte und holte dann tief Luft. »Willst du, dass ich es bin?«
    Nun war es Veldan, die zögerte – aber nur für einen Moment. Sie ging ins Zimmer und setzte sich auf das Bett. »Ich glaube, ja.«
     
    »Wann kam dir der Verdacht, dass er ihr Vater sein könnte?«
    Elion brauchte nicht zu fragen, wen der Feuerdrache meinte. »Am ersten Abend, als er nach Gendival kam – spätestens aber am nächsten Morgen«, antwortete er.
    »Mir auch.«
    »Du kennst Veldan am besten, Kaz. Glaubst du, sie hat es zur selben Zeit vermutet?«
    »Also, wenn, dann hat sie mich jedenfalls nicht eingeweiht.« Kaz überlegte. »Ich nehme es aber trotzdem an, tief im Innern hat sie es geahnt. Sie war nur noch nicht bereit, es sich einzugestehen.«
    Fast eine Stunde war vergangen, und Veldan war noch nicht die Treppe heruntergekommen. Elion und Kaz hatten im Untergeschoss Feuer gemacht, mit Hilfe des einfachen Verfahrens, wo der Mensch einen Arm voll

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