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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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besucht.« Amaurn brachte es nicht fertig, ihrem Blick zu begegnen. Zu seiner Erleichterung erwiderte sie nichts, sondern brachte ihn nach oben und öffnete auf dem Treppenabsatz eine weitere Tür. »Hier ist es.« Sie sah ihn durchdringend an, doch ihr Tonfall blieb nichtssagend. »Hier hast du es bequem. Es war das Schlafzimmer meiner Mutter. Ich selbst benutze es nicht, weil ich mir unten ein anderes eingerichtet habe, als ich das Haus umbauen ließ, damit Kaz und ich zusammen schlafen können. Ich überlasse das obere Stockwerk meinen Gästen, sonst hält sich niemand darin auf.«
    Veldan schob die vertraute Tür auf, und kurz darauf lag Amaurn in Aveoles Bett. Elion kam mit einem Glas Wasser herauf, die beiden Wissenshüter zogen die Vorhänge zu, vergewisserten sich, dass er keine Beschwerden hatte, und versprachen, ihm nach einer Weile Tee und warmes Essen zu bringen, sobald sie sich selbst eingerichtet hätten.
    Sie hätten ihn ebenso gut auf eine Folterbank schnallen können.
    Wie gut er dieses Zimmer kannte! Seine glücklichste Zeit hatte er hier verbracht. Und weil Veldan es nicht benutzte, hatte sie nie etwas verändert. Aveole war überall spürbar; so mächtig, dass er fast meinte, sie neben sich liegen zu sehen, wenn er nur den Kopf wandte. Aber sie würde nie wieder hierher zurückkommen, außer vielleicht als rastloser Geist. Sie war damals gestorben, und er war nicht bei ihr gewesen. Er hatte geglaubt, sie zu schützen, indem er ihr seinen Aufenthaltsort nicht nannte, nachdem er vor Cergorn geflohen war. Nach seinem Kampf mit dem Meuchelmörder hatte er Maskulu, während sie auf Kyrre und Bailen warteten, überreden können, ihm zu erzählen, was damals mit Aveole geschehen war, nachdem er fort war. Das Kind hatte sie offenbar bei ihrem letzten verzweifelten Beisammensein im Turm empfangen, in der Nacht, wo sie ihm zur Flucht verhalf. Dann vergingen die Tage und schließlich die Monate, ohne dass er ihr Nachricht gab, und am Ende verlor sie die Hoffnung. Sie verließ die Siedlung, bevor sich ihr Zustand zu zeigen begann, damit Cergorn niemals sicher wüsste, wer der Vater des Kindes war. Für einige Zeit verschwand sie spurlos, und niemand wusste, wo sie war, bis man sie fieberkrank und sterbend an Gendivals Grenze fand, völlig allein bis auf ein kleines Kind und ein Feuerdrachenei.
    Amaurn jedoch wusste genau, wo Aveole gewesen war. Um das Ei zu bekommen, musste sie, allein und schwanger, die nahezu unmögliche Reise in das verborgene Land seines Volkes unternommen haben. Sie musste vermutet haben, er sei dorthin zurückgegangen. Der Gedanke an ihre fruchtlose Anstrengung zerriss ihm das Herz.
    Vergib mir, Aveole! Ich wollte dir Nachricht geben, sobald meine Lage sicherer wäre, und ich hätte nie geglaubt, dass es so lange dauert! Mein Verlustschmerz, meine Bitterkeit, meine Rachepläne nahmen mich zu sehr gefangen, als dass ich begriff, welche Seelenqual du gefühlt haben musst und welch verzweifelten Mut du aufgebracht hast, um allein und heimatlos eine Schwangerschaft durchzustehen. Hätte ich doch nur nach dir geschickt – aber ich hatte Angst, Cergorn würde mich durch dich aufspüren. Ich habe dich so sehr geliebt. Wie konnte ich nur so gedankenlos und selbstsüchtig und grausam sein? Wäre ich nicht gewesen, so könntest du heute noch leben.
    Solange er in Callisiora lebte, hatte er alle Gedanken an ihren Tod stets abwehren können, denn er konnte unmöglich glauben, dass er sie nie wiedersehen würde. Hier, in ihrem Haus, in ihrem Zimmer, nahm er die Wahrheit endlich an, und auch die Schuld, die er an ihrem Tod trug. Er schlug die Hände vor das Gesicht und weinte heiße Tränen der Qual und Reue, trauerte um seine verlorene Liebe und all die vergeudeten Jahre, die sie in Freude zusammen hätten verbringen können.
     
    Als Elion die Treppe hinunterging, blieb Veldan zurück und verschwand in das andere, kleinere Zimmer. Sie wollte nicht mit Elion und Kalt reden, nicht einmal mit Kaz. Ihr ging zu viel im Kopf herum, und sie brauchte eine Weile für sich allein, um nachzudenken. Ihr Verdacht wegen ihrer Beziehung zu dem neuen Archimandriten, den sie schon eine Zeit lang hegte, hatte sich erhärtet.
    Amaurn schien ihr mehr Vertrauen und Zuneigung entgegenzubringen als ihren Gefährten, oder vielleicht eher eine andere Art von Vertrauen. Wenn sie sich nicht täuschte, dann verließ er sich mehr auf sie. Doch schon bei der ersten Begegnung, in den Bergen über Tiarond, hatte sie die nackte

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