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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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hatte aber auch keinen Sinn, mit Elion zu reden. Er war zu neugierig und schoss ihr andauernd seltsame Blicke zu, bis sie ihn am liebsten geohrfeigt hätte. Stattdessen wandte sie sich dem Neuen zu. »Es tut mir Leid, dass heute so ein Aufruhr herrschte«, sagte sie. »Du wünschst dir bestimmt, gar nicht erst hergekommen zu sein.«
    Kalt setzte sein hinreißendes Lächeln auf. »Ich will nicht abstreiten, dass es aufreibend war – besonders die Ungeheuer. Als ich mit Kher um das Ende des Sees bog und dieser Wasserriese sich plötzlich aufbäumte, hätte ich fast die Beine in die Hand genommen und wäre nach Callisiora zurückgerannt. Und mein Herz hatte sich noch nicht beruhigt, als ich diesem Furcht erregenden Höhlenbewohner vorgestellt wurde.« Er schüttelte den Kopf. »Bis ich glauben konnte, dass sie beide altgediente Wissenshüter sind, musste ich gehörig umdenken. Nach diesen beiden sieht dein großer Begleiter geradezu niedlich aus.«
    »Das lässt du Kaz besser nicht hören«, antwortete Veldan glucksend. »Ich warne dich. Sonst wird er sein ganzes Leben dem Zweck widmen, einen zitternden Feigling aus dir zu machen – nur um dir einen Denkzettel zu verpassen.« Sie gähnte. »Ich weiß nicht, wie’s um euch bestellt ist, aber ich könnte eine Woche lang schlafen.« Auf einmal merkte sie, dass sie die anderen nicht gehen lassen wollte. Nach den Überraschungen dieses Tages fand sie ihre Gesellschaft mehr als willkommen – und wenn Amaurn in der Nacht etwas brauchen sollte, wäre ein anderer da, um zu ihm zu gehen. »Wollt ihr beide heute Nacht hier bleiben?«, fragte sie einladend.
    »Danke, Veldan«, sagte Elion. »Es ist schon so spät, ich habe nicht mehr die Kraft, nach Hause zu gehen. Solange es nicht zu viele Umstände macht.«
    »Ich wäre froh, euch hier zu haben. Elion, nimmst du das Sofa, und Kalt das zweite Schlafzimmer oben?«
    Elion nickte. »Selbstverständlich.« Und an den Überbringer gewandt: »Wir haben dir nicht gerade einen guten Anfang in Gendival beschert, darum meine ich, wir schulden dir wenigstens ein bequemes Bett.«
    Sie wünschten einander gute Nacht, und Veldan brachte Kalt in sein Zimmer und half ihm mit den beiden Bündeln. Vor seiner Tür angekommen, reichte sie ihm die Lampe. »Es liegen ein paar Glimmer bereit, falls du sie benutzen möchtest«, sagte sie. »Drehe einfach die Hälften gegeneinander, und sie fangen an zu leuchten.« Sie sah ihm ins Gesicht und war ein wenig erschrocken. Er sah erschöpft aus und hatte Ringe unter den Augen wie sie alle, aber seine ungewöhnliche Blässe machte ihr Sorge.
    »Geht es dir einigermaßen gut?«, fragte sie. »Du siehst schrecklich blass aus.«
    »Doch, mir geht’s gut«, sagte der junge Mann. »Es ist nur so – das hört sich wahrscheinlich albern an, aber das kommt, weil ich in den vergangenen Jahren tagein tagaus eine Maske tragen musste.«
    Veldan runzelte die Stirn. »Ach wirklich?« Sie wunderte sich. An seinem Gesicht war nichts Verkehrtes. Im Gegenteil, es war sogar sehr angenehm. »Warum denn das?«
    Er grinste verlegen. »Wo ich herkomme, sind die Menschen viel einfältiger und leichtgläubiger als hier in Gendival. Die Maske war das Zeichen des Überbringers, und sie sollte die Leute einschüchtern, damit sie ehrfürchtig und gehorsam sind. Sie wirkte tatsächlich, möchte ich sagen. Weißt du, sie bestand aus einem echten Menschenschädel.«
    »Puh!« Veldan schauderte. »Das wäre nichts für mich. Aber ich weiß, wie scheußlich es ist, immerzu eine Maske zu tragen. Ich habe das auch einmal eine Zeit lang getan.«
    »Du? Aber warum?«
    Veldan merkte, dass sie rot wurde. »Was glaubst du wohl?«, fauchte sie.
    Er zog die Brauen zusammen. »Wie? Wegen der Narbe? Aber die macht doch gar nichts aus.«
    »Also, mir hat sie verdammt viel ausgemacht!« Veldan wusste nicht, sollte sie froh sein über seine zwanglose Haltung oder ihn wegen seiner Begriffsstutzigkeit ohrfeigen oder weggehen, um ihre Verlegenheit zu verbergen.
    Nun war es Kalt, der rot wurde. »Es tut mir Leid«, sagte er. »Ich habe meine Worte schlecht gewählt. Ich begreife, dass das ein Schlag für dich gewesen ist und will es nicht abtun. Aber schau, für mein Empfinden gehört sie zu dir. Ich kenne dein Gesicht nicht anders – und ich mag es, wie es ist.«
    Als wäre ihnen beiden plötzlich aufgegangen, dass diese Unterhaltung zu schnell zu weit gegangen war, wandten sie den Blick voneinander ab. Mit einem hastig gemurmelten Gute Nacht floh

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