Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
reden, der ungefähr in seinem Alter war – auch wenn dessen Hirn die Größe einer Erbse hatte. Es wäre schön, unter den Kriegern einen Freund zu haben. Scall beschloss, die Sache nicht weiter zu verfolgen – für den Moment. Vielleicht würde Riol, wenn sie sich erst einmal besser kannten, vernünftigem Denken zugänglicher werden. Aber zunächst, so fiel ihm ein, hatte er noch anderes zu tun. »Riol?«
    »Hm?« Der Wächter war offensichtlich in einen Tagtraum versunken – wahrscheinlich plündert er schon die Stadt, dachte Scall empört. Die Vorstellung, wie dieser junge Mann frisch und munter davonmarschierte, seinem sicheren Tod entgegen, machte ihn auch sehr traurig.
    Aber wenn der Häuptling das wirklich plant, wird Tormon es ihm doch sicher ausreden können? Vorausgesetzt natürlich, dass er es Tormon überhaupt anvertraut.
    »Riol?«, sprach er ihn wieder an. »Kannst du mir sagen, wo ich die Überbringer finde?«
    »Was?« Nun hatte er die Aufmerksamkeit des Kriegers. »Was in aller Welt willst du denn von denen?«
    »Ich muss nur über etwas mit ihnen reden. Sind sie bei Arcan drin?«
    »Arcan ist nicht hier. Er ist unten und verabschiedet Cetain und seine Männer. Sie reiten jetzt hinaus, um die anderen Sippen zu warnen.« Er spuckte auf den Boden. »Ich würde die Bastarde nicht warnen. Sollen sie doch selbst sehen, wo sie bleiben, sage ich.«
    Gütiger Myrial! Wenn das die vorherrschende Haltung der Rotten ist, dann kommen wir niemals heil aus der Sache raus!
    »Und die Überbringer?«, erinnerte er seinen neuen Freund.
    Riol schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was du von diesen verfluchten Spukgestalten willst«, sagte er. »Die sind doch unnatürlich mit ihren Totenkopfgesichtern und diesen unheimlichen Kräften. Ich freue mich nicht darauf, demnächst die Festung mit ihnen zu teilen, das ist mal sicher. Wenn es nach mir ginge, würde ich mein Schwert nehmen und …«
    »Du meinst, sie wohnen gar nicht hier?«
    »Nee«, antwortete Riol verächtlich. »Wir wollen nicht, dass sie beim anständen Volk leben. Sie haben einen Turm für sich allein, unten am See.«
    »Meinst du, da sind sie jetzt?«
    »Das nehme ich an.« Der Wächter zuckte die Achseln. »Sie werden ihr Zeug zusammenpacken, um es hierher zu schaffen, wie jeder andere auch. Aber du willst doch nicht etwa dahin, Scall. Das ist ein schlimmer Ort, nach allem, was man hört. Es heißt, sie essen …«
    »Ja, ja«, unterbrach Scall hastig. »War nett, mit dir zu plaudern, Riol. Vielleicht sehen wir uns später.« Damit machte er, dass er fort kam.
    Als er die Festung verließ, stellte er fest, dass die Wolken, die schon am Morgen den Horizont verdunkelt hatten, sich weiter über den Himmel ausbreiteten und die Landschaft in ein düsteres Licht hüllten. Ein kalter, gemeiner Wind trieb den Regen über die Heide, und die Rotten beeilten sich, ihre Arbeiten zu beenden, zogen sich die Kapuzen tief ins Gesicht und fluchten, wenn unter ihnen die Pfützen spritzten. Im Tor blieb Scall zögernd stehen. Er drückte sich an die Seite, um Arcans Leuten, die immerzu hinaus und hineinstürmten, nicht im Weg zu sein. Er hätte leicht das schlechte Wetter als Entschuldigung benutzen können, um den Besuch aufzuschieben, aber er wusste, dass wenn er jetzt nicht ginge, er nie wieder den Mut dazu aufbrächte.
    Obwohl er Riols abergläubischem Gerede keinen großen Wert beimaß, spürte er sein Herz doch schneller schlagen, als er sich dem Turm am Ufer des düsteren Sees näherte. Wer würde an einem so gottverlassenen Ort leben wollen, wenn er nicht Ungutes im Schilde führte? Der Platz lag sehr einsam. Wer hier um Hilfe rief, würde von keiner Menschenseele gehört werden. Mit den Überbringern in der Festung zu sprechen, wo so viel Volk umherlief, das eingreifen konnte, wenn die Dinge zu bedrohlich wurden, war eine Sache. Aber allein an sie heranzutreten, auf ihrem eigenen Terrain, das war fast zu viel für Scalls schwankenden Mut. Auf einmal begann er sich zu fragen, ob es wirklich ein so guter Einfall war, ihnen die wunderlichen Gegenstände zu zeigen. Je näher er dem Turme kam, desto langsamer wurden seine Schritte, stellte er fest, und schließlich, im Schatten seiner Mauer, blieb er ganz stehen. Er brachte es nicht über sich weiterzugehen.
    So zauderte er vor der Tür und versuchte mühsam den Mut aufzubringen, um die Hand zu heben und an die Tür zu pochen, während ihm der Regen von der Kapuze auf das unordentliche Bündel tropfte, das seine

Weitere Kostenlose Bücher