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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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unbemerkt in einem Raum aufhalten konnte, weil es wie ein Möbelstück aussah, und dort jedes Geschehen belauschen konnte. Cergorn, der ihren Nutzen erkannt hatte und ihre Fähigkeiten schätzte, hatte immer darauf bestanden, dass sie im Schattenbund vertreten waren, und dennoch waren die Takuru Außenseiter geblieben. Sie wohnten außerhalb der Siedlung, weit oben in dem düsteren, steinigen Tal des oberen Sees. Ihre Gesellschaft war bei den übrigen Wissenshütern nicht willkommen, und niemand bat sie um Hilfe – es sei denn, es gab keine andere Möglichkeit.
    »Weil wir über so viel Wissen verfügen, bilden wir uns leicht ein, wir seien besser, weiser, gewitzter als der Rest der Welt. Aber in Wirklichkeit ist der Schattenbund ebenso von Vorurteilen und Ungerechtigkeiten durchsetzt wie andere Reiche.« Diese stille Überlegung kam von Shimir, die offenbar Syvildas ruhelose Gedanken aufgefangen hatte.
    Syvilda betrachtete ihren bewusstlosen Lebensgefährten und schüttelte traurig den Kopf. »Der Unterschied ist nur der, dass sich unsere Fehler viel weitreichender auswirken.«
    Es stimmte durchaus: Cergorns Abschottungspolitik und seine unzureichende Handhabung der gegenwärtigen Unglückslage hatten Amaurn und seinen Anhängern eine Angriffsfläche geboten und diesen Schlag erst ermöglicht. So sehr sie ihn liebte, war sie doch ehrlich genug mit sich selbst, um das zuzugeben. Aber Shimir gegenüber würde sie das nicht einräumen, wenngleich sie wusste, dass die Takur und ebenso ihre Mitgeschöpfe in Gendival Cergorn vollkommen ergeben waren.
    »Trotz allem«, fuhr sie fort, »werde ich nicht tatenlos zusehen, wie der Schattenbund von einem umstürzlerischen Außenseiter übernommen wird, dessen Pläne mindestens umwälzend, wenn nicht gar gefährlich sind. Auswirkungen hin oder her, er muss entfernt werden, und zwar schnell – selbst wenn …«
    »Selbst wenn Cergorns Verletzungen bedeuten; dass er nicht mehr Archimandrit sein kann?«, vollendete Shimir den Gedanken, dem Syvilda sich nicht hatte stellen können. »Wir Takuru schulden ihm unsere Gefolgschaft – wenn du und Cergorn nicht gewesen wäret, hätte uns in Gendival niemand geduldet –, aber der Schattenbund braucht einen Anführer, besonders in diesen ungewissen Zeiten.«
    »Wenn Cergorn den Bund nicht mehr führen kann, müssen wir jemand anderen wählen«, sagte Syvilda entschieden.
    Und warum nicht mich?
    »Jemanden aus unserer Mitte«, fuhr sie fort, »der die Ansichten dieses gewissenlosen Emporkömmlings Amaurn verurteilt. Selbst als er noch bei uns lebte, hat er nie richtig dazu gehört. Solange er die Herrschaft ausübt, gibt es keine Hoffnung, dass der Schattenbund zu seinen wahren Zielen und Regeln zurückkehrt.«
    »Und je länger das dauert, desto mächtiger wird er werden«, fügte die Gestaltwandlerin nachdenklich hinzu. Sie warf Syvilda einen verschlagenen Blick zu. »Schon jetzt ist er zu mächtig, als dass man ihn auf rechtmäßige Weise absetzen könnte …«
    Für einen Augenblick hing der Gedanke zwischen ihnen in der Luft.
    Amaurn muss sterben.
    Früher hätte Syvilda ein solcher Gedanke bestürzt, aber die Syvilda von heute, die ihren langjährigen Gefährten mit dem Tod ringen sah, stellte fest, dass sie die Vorstellung ebenso ruhig und leidenschaftslos betrachten konnte, wie die Vorstellung, eine Fliege zu zerquetschen.
    Oder eher eine Spinne.
    Sorgfältig wägten die beiden Verschwörerinnen den Gedanken ab und prüften ihn aus jedem Blickwinkel.
    »Ganz sicher ist ein Meuchelmord die einzige Möglichkeit«, stellte Syvilda fest. »Eine offene Herausforderung kann derzeit keinen Erfolg haben. Überdies muss der Mörder sehr nah an den neuen Archimandriten herankommen können, ohne Verdacht zu erregen.«
    Shimir nickte. »Er oder sie muss wendig, erfahren und unversöhnlich sein. Wenn Amaurn erst einmal durch einen verpfuschten Versuch gewarnt ist, wird es kein zweites Mal geben.«
    »Es muss bald geschehen, ehe er seine irrsinnigen Pläne in die Tat umsetzt. Wenn das Wissen der Alten erst einmal in die Welt gesetzt ist, werden sich die Dinge für immer ändern und ein Zurück wird es nicht mehr geben.« Syvilda runzelte die Stirn, ihre Finger streichelten müßig die feine Wolle von Cergorns Decke, während sie mit den Gedanken woanders war. »Und noch etwas: Unser Mörder muss vollkommen vertrauenswürdig sein. Als Amaurn die Führung an sich riss, war ich bestürzt und erstaunt über die Anzahl seiner Anhänger, die hier in

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