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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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worauf du hinaus willst. Tatsächlich waren es sogar drei Pferde: das von Kalt, das von Grimm und die hübsche Braune, die deinem Burschen gehört. Und du hast Recht: Meine Männer sind nicht völlig nutzlos – wenn es auch manchmal so aussieht. Nur ein Überbringer wäre fähig, drei so große, geräuschvolle Tiere unter ihrer Nase verschwinden zu lassen.«
    »Dann kann also Scall die Festung überhaupt nicht auf eigene Faust verlassen haben«, schloss Tormon froh.
    »Das bedeutet aber nicht notwendigerweise, dass er unschuldig ist«, entgegnete Arcan. »Mir fällt noch eine andere Erklärung ein, nämlich dass Kalt und Scall gemeinsam geplant haben, den alten Mann umzubringen. Es gibt Zeugen, die gesehen haben, wie Scall heute Morgen in den Turm der Überbringer gegangen ist.«
    »Das ist lächerlich!«, widersprach Tormon entrüstet. »Scall ist ein guter Kerl. Er hat keine Faser Schlechtigkeit in sich.«
    »Wie willst du dir aber das hier erklären?« Arcan brachte aus einem Tuch ein blutiges Messer zum Vorschein. »Das ist die Waffe, die Grimm tötete. Das ist kein Rottenmesser. Es muss jemandem aus deiner Gruppe gehören. Ganz gleich, was mit dem Jungen geschehen ist, das hier macht jeden von euch verdächtig.«
    Mit Schaudern erkannte Tormon das Messer. Es hatte eine lange, scharfe Klinge und stammte von einem Soldaten der Gottesschwerter. Sie hatten sich allesamt aus dem Waffenvorrat des Wachhauses bedient, bevor sie den Steilhang hinuntergeritten waren. Es konnte jedem von ihnen gehören.
    In diesem Augenblick kam einer der Krieger die Treppe herabgestürmt. »Wir haben den ganzen Turm durchsucht, mein Häuptling, bis hinauf unters Dach«, berichtete er keuchend. »Da kann niemand versteckt sein, und Lewic sagt, dass auch in der Küche und den Vorratsräumen niemand ist.«
    Arcan dankte dem Mann und wandte sich wieder an den Händler. »Nun sind uns die Verstecke ausgegangen, Tormon. Wir haben uns schon gedacht, dass Kalt geflohen sein muss. Jetzt sind wir also sicher, dass dein Bursche ebenfalls verschwunden ist.«
    Tormon durchlief ein Frösteln. »Und wenn Kalt auch ihn umgebracht und seine Leiche versteckt hat?«
    Arcan zuckte die Achseln. »Wo denn? Und wenn er sich nicht die Mühe gemacht hat, die Leiche seines Meisters zu verbergen, warum sollte er dann Zeit vergeuden wegen des toten Jungen? Nein, Tormon, das ist nicht schlüssig, und das weißt du.«
    »Deine Worte geben mir wenigstens Hoffnung«, sagte der Händler. »Solange der Junge am Leben ist, kann er gefunden werden, und wir können dieser schrecklichen Sache auf den Grund gehen. Wirst du heute Nacht einen Suchtrupp losschicken, mein Häuptling?«
    »Hast du in letzter Zeit mal einen Blick nach draußen geworfen? Bei diesem Sturm hat es keinen Zweck, Männer hinauszuschicken. Die Nacht ist so schwarz, sie könnten nicht einmal ihren eigenen Hintern finden. Wir warten bis zum ersten Morgengrauen. Ich habe Fährtenleser, die die Übeltäter im Nu aufspüren, sobald man etwas sehen kann. In der Zwischenzeit muss ich dafür sorgen, dass mein Überbringer in die große Halle gebracht wird, wo wir ihn feierlich aufbahren. Ihr habt finstere Tage über uns gebracht, Händler Tormon. Wenn nur die Hälfte davon stimmt, was du über Tiaronds Schicksal erzählt hast, so hätten wir Grimm zu keinem schlechteren Zeitpunkt verlieren können.« Er drehte sich um und beobachtete die Krieger, die den Leichnam auf eine Bahre legten, und sagte nichts mehr.
    Tormon wusste, dass er entlassen war, aber er verweilte bei den Tieren im Stall und wartete darauf, dass Arcan und seine Männer mit ihrer traurigen Last hinausgingen. Der freie Platz, wo Scalls Stute gestanden hatte, schien ihn zu verhöhnen. Es war nicht seine Schuld, dass der Junge ins Unglück geraten war – schließlich konnte er Scall und Annas nicht einschließen, nur um sie vor der Welt zu bewahren, und er konnte auch nicht den ganzen Tag auf sie aufpassen. Scall war irgendwann Teil seiner Familie geworden, und der Gedanke, so rasch nach Kanellas Tod noch einen geliebten Menschen zu verlieren, war nicht zu ertragen.
    Tormon sah sich in einer verzwickten Lage. Er wusste, er sollte Arcans Rat übergehen und sofort Rutska satteln, in die Heide reiten und nach dem Jungen suchen, aber er war sich ebenso sehr darüber im Klaren, dass der Häuptling Recht hatte. In einer solchen Nacht könnte er nicht einmal die Richtung bestimmen, in die sie gegangen waren. Und wie könnte er Annas noch einmal allein

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