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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Zavahl und seine Hütte zu untersuchen. Soweit er das einschätzen konnte, war das unzweifelhaft ein Weibchen. Das sah er an ihrer Feingliedrigkeit, besonders im Gesicht und um die Schultern, auch die anmutigen, fließenden Bewegungen und der weiche Blick ihrer großen, dunklen Augen zeugten von Weiblichkeit.
    Zavahl war bezaubert. »Willkommen«, sagte er lächelnd. »Es ist kalt heute Nacht, nicht wahr?« Das Weibchen legte eindeutig ratlos den Kopf auf die Seite, aber das größte der Männchen, das bei Toulac am Wasser gewesen war, blickte beim Klang der menschlichen Stimme auf und nickte eindringlich.
    Zavahl spürte, wie der Drache sich regte. »Mrainil ist der einzige, der deine Sprache versteht«, sagte Aethon. »Nur wenige Dobarchu können Gedanken übertragen, darin gleichen sie den Menschen, und in dieser Gruppe ist er der einzige. Darum ist er ein Wissenshüter. Die Gedanken bilden sich im Bewusstsein zwar wie gesprochene Worte, aber die Gedankensprache bewegt sich innerhalb allgemeingültiger Begriffe und schlägt eine Brücke zwischen den verschiedenen Sprachen, sodass die Verständigung unter den Völkern ganz einfach wird. Darum kann Mrainil dich verstehen, obwohl er mit seiner Schnauze nicht sprechen kann wie ein Mensch.«
    Zavahl bemerkte die Wehmut im Ton des Drachens. »Sicher konntest auch du Gedanken übertragen, als du noch deinen eigenen Körper hattest«, sagte er.
    »Drachen sind anders. Wir verständigen uns ausschließlich mittels Gedankenübertragung.«
    »Und jetzt kannst du das nicht mehr, weil mir diese Fähigkeit fehlt?«
    Der Drache schwieg einen Moment. »Du kannst nichts dafür.«
    »Bestimmt sehnst du dich danach.«
    Aethon seufzte. »Mehr als du dir vorstellen kannst.«
    Zavahl fing an zu begreifen, dass es verschiedene Arten von Verbannung gab.
    Da sein innerer Gefährte wohl nicht weiter darüber reden wollte, wandte der einstige Hierarch seine Aufmerksamkeit dem großen Dobarchu zu. »Ich sagte soeben zu der kleinen Dame, dass wir eine kalte Nacht haben.«
    Mrainil sah ihn eine Weile ernst an, und Zavahl hatte das deutliche Gefühl, soeben eingeschätzt zu werden. Dann brach plötzlich ein Sturm aufgeregten Gekichers los, und ohne Warnung sprangen die Flüchtlinge von ihrem Ruhebett beim Feuer auf und brausten als braune Woge auf Zavahl zu.
    Großer Myrial! Es gefiel ihm wohl nicht, dass ich mit den Kleinen geredet habe!
    Unfähig sich zu helfen, schreckte er vor dem Ansturm zurück, schrie und schlug um sich, während die Dobarchu über ihn herfielen, aber er war völlig machtlos. Sie drückten ihn gegen den Boden und drohten, ihn zu zertrampeln. Dann aber, als sie sich eng an ihn drängten, erkannte er ihre Absicht und zwang sich zur Ruhe. Die pelzigen Wesen deckten ihn warm zu, gaben ihm von ihrer Körperwärme ab, wie sie es untereinander zu tun pflegten.
    Mrainil blickte auf ihn hinab und schnatterte tadelnd, und Zavahl fühlte sich für seine kurze Angst gerügt. Das junge Weibchen drückte sich unter seinem Arm hindurch bis an seine Schulter und schmiegte sich mit dem Kopf an ihn, während sie ihn mit schmachtenden Augen betrachtete. »Danke«, sagte Zavahl. »Ich bin sehr dankbar.«
    Ein Schatten im Hütteneingang verdunkelte das wenige Licht. »Was soll das Geschrei?«, verlangte Toulac zu wissen.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte Zavahl, dem langsam schön warm wurde, und blinzelte dem Schattenriss entgegen, machte aber keine Anstalten, sich zu rühren. Ihm war zum ersten Mal in dieser Nacht behaglich zumute. »Es war ein Missverständnis. Die Dobarchu haben sich alle gleichzeitig auf mich gestürzt, und ich war ein bisschen erschrocken«, erklärte er. »Ich dachte, dass sie mich angriffen, stattdessen wollten sie mich nur warm halten.«
    »Sieh an, du lernst heute sehr viel«, antwortete Toulac trocken. »Versuche trotzdem keinen Lärm zu machen. Wenn das Schiff erst einmal da ist, werden wir es warm und trocken haben, aber in der Zwischenzeit will ich unsere Anwesenheit nicht in die Welt hinausposaunen.«
    »Aber wir sind hier im hintersten Winkel von Nirgendwo«, wandte Zavahl ein. »Hier kann doch meilenweit niemand sein.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht«, räumte Toulac ein. »Aber es gibt da eine Sache, die mich schon den ganzen Tag beschäftigt, und das ist die Menge Zeug, die wir am Strand aufgesammelt haben. Denn das stammt alles von verunglückten Schiffen.«
    »Und?«
    »Warum verunglücken so viele Schiffe gerade an diesem Küstenstreifen?«
    Zavahl

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