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Der Schattengaenger

Der Schattengaenger

Titel: Der Schattengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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fühlte sich wie eine Gefangene in ihrem eigenen Haus. Zwei Polizeibeamte, ein Mann und eine Frau, beide um die vierzig, hatten sich im Erdgeschoss eingerichtet. Sie lasen Zeitung, tranken Kaffee, unterhielten sich leise miteinander, ließen jedoch nie die Fenster und Türen aus den Augen.
    Ab und zu warfen sie einen Blick in die übrigen Zimmer und kontrollierten den ersten Stock. Zu ihrer Ausrüstung gehörte ein Fernglas, durch das sie immer wieder den Garten absuchten und das riesige Stück Land, das zu Imkes Besitz gehörte.
    Sobald Imke sich außer Sichtweite begab, folgte ihr einer von beiden. Sogar wenn sie zur Toilette ging, hielt einer draußen vor der Tür Wache. Nicht einmal zum Weinen gab es eine Nische.
    Auf Anraten des Kommissars war Tilo wieder in seine Praxis gefahren. Alles sollte so normal wie möglich wirken.
    Eine unnatürliche Ruhe hatte sich in Imke ausgebreitet, eine Ruhe, die jeden Moment ins Gegenteil kippen konnte. Sie half ihr, die Minuten durchzustehen, die sich anfühlten wie Stunden.
    Er war zu einem Tausch bereit. Sie ebenfalls.
    Sag mir, was ich tun soll!
    Er rief nicht an. Niemand rief an. Stumm stand das verfluchte Telefon da. Als wollte es ihre Ängste verhöhnen. Auch das Handy schwieg. Noch hatte Imke niemanden informiert. Sie konnte jetzt mit keinem reden.
    Er war zu einem Tausch bereit, der Scheißkerl. Sie würde ihn umbringen, wenn er Jette auch nur ein einziges Haar krümmte!
    Ein Wagen war auf der Auffahrt zu hören, und die Polizeibeamten sprangen auf, drückten sich an die Wand und spähten aus dem Küchenfenster. Sie winkten Imke heran.
    Imke erkannte die Aufschrift Pizza Service Claudio, dann sah sie Merle aussteigen. Das Mädchen schaute sich unbehaglich um, während es sich der Haustür näherte.
    »Die Freundin meiner Tochter«, erklärte Imke und erhielt die Erlaubnis, Merle hereinzulassen.
    Merle fiel ihr um den Hals und Imke drückte sie fest an sich.
    »Kommen Sie mit nach draußen«, flüsterte Merle ihr ins Ohr. »Bitte. Fragen Sie mich nichts. Kommen Sie.«
     
    Er hatte dem Mädchen den Knebel aus dem Mund genommen und ihr etwas Wasser zu trinken gegeben. Dann hatte er ihr erlaubt, auf die Toilette zu gehen. Er hatte sie von den Handfesseln befreit, die Fußfesseln jedoch nur ein wenig gelockert. Als sie zu dem kleinen Bad gehoppelt war, hatte er sich dicht hinter ihr gehalten. Sicher war sicher.
    Gehorsam war sie wieder herausgekommen und hatte sich erneut die Hände binden lassen. Dabei hatte er sich zu ihr hinuntergebeugt. Ihr Kopf hatte aufgehört zu bluten. Er hatte den Duft ihres Shampoos wahrgenommen und einen leichten Geruch nach Schweiß. Es hatte ihm gefallen. Viel zu sehr.
    Zornig hatte er sie von sich gestoßen und sie war mit voller Wucht gegen die Rückenlehne der Sitzbank geprallt. Einen Aufschrei unterdrückend, hatte sie sich die Schulter gehalten, das Gesicht schmerzverzerrt. Und da war ihm aufgefallen, dass sie ihm nie in die Augen blickte.
    »Sieh mich an«, hatte er gesagt.
    »Nein.«
    Nein? Sie wagte es, sich ihm zu widersetzen?
    »Sieh mich an!«
    Sie hatte den Kopf weggedreht.
    Er hatte ihr einen Schlag versetzt, einen einzigen nur, dann hatte er sich wieder im Griff gehabt. Endlich hatte sie ihn angeschaut. Ihre aufgeplatzte, blutende Unterlippe war ein stummer Vorwurf gewesen, grandios in Szene gesetzt, um ihm ein schlechtes Gewissen zu bereiten.
    Fast hätte er noch einmal zugeschlagen, doch es war ihm gelungen, rechtzeitig die Kabine zu verlassen. Imke sollte ihre Tochter unversehrt finden.
    An Deck empfing ihn wohltuende frische Luft, gereinigt vom Regen, sauber und klar. Manuel ließ sich ganz davon durchdringen. Er dachte an das Mädchen unter Deck und an ihre Freundin, die inzwischen in der alten Mühle angekommen sein dürfte. Man musste nur hart durchgreifen, dann spurten sie alle.
     
    Bert war ins Büro zurückgekehrt und kümmerte sich um die nächsten Schritte. Er veranlasste, dass nach Jette gefahndet wurde, ließ nach ihrem Wagen suchen und versorgte die Presse mit Material für einen entsprechenden Artikel in der nächsten Ausgabe. Dann setzte er sich mit Isa zusammen und berichtete ihr von dem Gespräch mit dem Professor.
    »Er sprach von einem dunklen Typ«, sagte er. »Das schwarze Haar an dem Kleid, das der Täter Jette geschickt hat, stammt also mit sehr großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich von ihm selbst.«
    »Hat dieser Professor unser Profil bestätigt?«, erkundigte sich Isa.
    »Er hat den Mann als

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