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Der Schattenjäger (German Edition)

Der Schattenjäger (German Edition)

Titel: Der Schattenjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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ruhige Wohnstraße mit zweistöckigen Backsteinhäusern links und rechts. Die meisten Häuser hinter niedrigen Gartenmauern sahen sauber und gepflegt aus, nur bei einigen hatte man die vorderen Fenster eilig mit Brettern vernagelt, während auf den Gartenwegen noch die Scherben zerbrochener Fensterscheiben lagen.
    Paddy bog in einen Gartenweg, nahm die wenigen Stufen zum Hauseingang und pochte so lange an die Tür, bis in einem Fenster im oberen Stockwerk Licht anging.
    »Wer ist da?«, fragte eine Männerstimme von oben.
    »Paddy Doyle.«
    Endlich ging die Tür auf, und sobald Sascha den Mann in der offenen Tür stehen sah, wusste er, dass Philip Paytons Vater vor ihnen stand. Es war Payton, allerdings älter, schwerer und kräftiger gebaut. Aber der feste Mund und das kantige Kinn waren die seines Sohnes. Und auch der Blick, der durch runde Brillengläser kam, war kühl und abschätzend.
    »Guten Abend, Paddy«, sagte der Mann. »Lange her, dass ich das Vergnügen hatte.«
    Paddy stand verlegen vor der Tür.
    »Kann ich etwas für dich tun?«, fragte Mr Payton.
    »Ich habe nur jemanden hergeführt, der Philip sprechen will. Er sagt, es sei dringend.«
    »Bist du von der Inquisitionsabteilung?«, wollte Mr Payton von Sascha wissen.
    Sascha war immer noch außer Atem, deshalb nickte er nur.
    »Na, dann kommt doch herein. Ich hole Philip.«
    »Viel Vergnügen«, sagte Paddy nur zum Abschied und verschwand eilig wieder in der Dunkelheit. Mr Payton sah ihm nach. Dann führte er Sascha ins Haus.
    Sascha betrachtete alles aufmerksam und bemühte sich, mit dem seichten Mondlicht, das durch die Vorhänge sickerte, möglichst viel zu erkennen. Sie standen in einer kleinen Diele, mit dem Esszimmer auf der einen Seite und dem Wohnzimmer auf der anderen. In Letzterem stand ein Klavier samt offenen Notenblättern, auf dem Klavierdeckel lag eine Geige, darauf der Bogen, als ob die Kinder des Hauses vor dem Schlafengehen noch musiziert hätten. Oben auf dem Treppenabsatz war Fußgetrappel zu hören, Sascha sah gerade noch zwei kleine barfüßige Mädchen in Nachthemden, ehe sie von einem älteren Mädchen zurück in ihr Zimmer gescheucht wurden.
    Dann kam Payton, bereits im Mantel und zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe herunter. Payton hörte sich Saschas Geschichte schweigend an. Dann schnappte er seinen Hut und stürmte mit Sascha hinaus in die Nacht.
    Sascha hatte nicht viel darüber nachgedacht, wo Wolf wohnen könnte. Aber selbst wenn er es getan hätte, auf die unscheinbare Pension, zu der Payton ihn führte, wäre er im Leben nicht gekommen. Payton musste ganze fünf Minuten an die Haustür klopfen, ehe die Zimmerwirtin die knarzende Treppe herunterhumpelte und ihnen öffnete.
    Sie war mit Payton so weit bekannt, dass sie ihn hinauf zu Wolfs Zimmer führte, damit er dort anklopfe. Doch als keine Antwort kam, weigerte sie sich standhaft, aufzuschließen. Auf die Frage des jungen Mannes, wohin Wolf gegangen sein könnte, zuckte sie nur die Schultern und sagte, sie wisse es nicht.
    Wieder draußen auf dem Bürgersteig blieb Payton unschlüssig stehen, dann lenkte er seine Schritte nach Süden in Richtung Justizpalast. Sie erreichten ihn, als gerade der Morgen über dem East River heraufdämmerte. Payton blieb auf der Straße vor dem düsteren Gebäude stehen und schaute Sascha an. In seinem Gesicht spiegelte sich Enttäuschung und Zorn.
    »Du gehst besser allein«, sagte er. »Mich lassen die nicht rein.«
    »Aber die kennen dich doch.«
    »Selbst die, die mich kennen, würden mich nicht reinlassen.«
    »Geh einfach«, drängte Payton. »Sag ihnen, Wolf habe dich geschickt, sie sollen Sam Schlosky freilassen.«
    »Aber heute Morgen wollten sie ihn nicht einmal für Wolf freilassen. Noch viel weniger jetzt wegen mir!«
    »Schon möglich. Aber immer noch besser, als gar nichts tun.«
    Sascha warf einen letzten Blick auf das Gebäude, dann nahm er sich ein Herz und schritt über die mit Abfall verschmutzten Stufen ins Innere.
    Wolf saß auf einer Holzbank und wartete. Doch als Sascha zu ihm lief und in abgehackten Sätzen alles erzählen wollte, was geschehen war, da hob Wolf nur die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Lass es gut sein«, sagte er sanft. Am Ton von Wolfs Stimme ahnte Sascha, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste.
    »Kommt Sam denn nicht frei?«, flüsterte er mit einem niederschmetternden Gefühl im Bauch.
    »Dafür ist es zu spät«, sagte Wolf. »Er ist letzte Nacht gestorben.«

19 Woher

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