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Der Schattenjäger (German Edition)

Der Schattenjäger (German Edition)

Titel: Der Schattenjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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sie mit der flachen Hand, sobald sie auf dem Schreibtisch landete. Sascha fiel auf, dass der Gangster mehrere Ringe an den feinen Fingern trug. Einer besaß die Gestalt eines Schlangenkopfes mit Augen aus Onyx, die ihm zuzwinkerten.
    »Ich warte«, sagte Minsky leise.
    »Wer immer Naftali Asher umgebracht hat, ist derselbe, der es Sam Schlosky anhängen will und der auch den Schattenjäger ausgesandt hat, um Ihre Leute umzubringen.«
    Minsky sah Sascha eindringlich an, dem der Atem stockte und die Füße wie angewurzelt waren, doch er wusste nicht, ob es Magie war oder schlicht die körperliche Angst vor seinem Gegenüber.
    »Und wer soll das deiner Meinung nach sein?«, fragte Minsky.
    Sascha schluckte.
    »J. P. Morgaunt.«
    Minsky hob die Augenbrauen. »Aha, jetzt kommen wir der Sache näher. Bis du wirklich aus eigenem Antrieb gekommen? Oder versucht mich Wolf mit deiner Hilfe in seinen Kampf gegen Morgaunt zu ziehen?«
    »Er weiß gar nicht, dass ich hier bin. Ich will einfach nur Sam helfen!«
    »Kopf oder Zahl? Überleg dir die Antwort gut, wenn du hier auf eigenen Füßen rausgehen willst.«
    Minskys Hand lag immer noch über der Münze auf dem Schreibtisch. Saschas Zunge war trocken wie Karton.
    »Zahl«, hauchte er.
    Minsky schaute nur weiter Sascha an, als er die Hand hob, und las das Ergebnis des Wurfs in Saschas Gesicht.
    Zahl.
    »Teufelsbraten«, murmelte Minsky. »Ich hätte schwören können, dass du gelogen hast.«
    Vor Erleichterung wurden Saschas Beine so weich, dass er meinte, vom Stuhl zu rutschen.
    »Gut«, sagte Minsky. »Ich helfe dir. Aber das ist ein großer Gefallen, um den du mich da bittest. Und das bedeutet, dass ich dich eines Tages ebenfalls um einen großen Gefallen bitten werde.«
    »Was für ein Gefallen?«, fragte Sascha misstrauisch.
    »Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Wer weiß, was ich einmal brauchen werde und wann? Das kann viele Jahre dauern, bis ich darauf zurückkomme, und du vielleicht schon ein richtiger Inquisitor bist wie mein alter Freund Max.«
    Sascha schauderte es. »Ich tue aber nichts Ungesetzliches.«
    »Ach, wirklich?«, sagte Minsky und klang dabei fast amüsiert. »Und warum nicht?«
    »Weil ich kein Polizist dieser Sorte sein will.«
    Minsky lachte nur. »Keiner will das, aber irgendwie werden am Ende alle so.«
    »Wolf nicht«, beteuerte Sascha, ohne zu wissen, ob er es wirklich glaubte oder nur wünschte.
    »Das muss sich noch herausstellen«, sagte Minsky.
    »Er nicht«, wiederholte Sascha bestimmt. »Und ich auch nicht.«
    Meyer schlug energisch mit der flachen Hand auf die Schreibtischplatte. Sascha schreckte auf, zwang sich aber, ruhig zu bleiben. Sie starrten sich über den Schreibtisch hinweg an, und Sascha kam sich vor wie ein Raubtierdompteur im Zirkus: Wer die Nerven verlor, zahlte mit seinem Leben.
    »Eins muss man dir lassen«, sagte Meyer lachend. »Du hast Nerven. Weißt du was, ich tue dir diesen Gefallen. Ich verspreche, dass es nicht um krumme Sachen gehen wird. Dann hast du die Gewissheit, dass du dich für die Sache eines unschuldigen Mannes einsetzt, der wegen der vorgebrachten Anschuldigung nicht ins Gefängnis gehört.«
    Sascha wusste nicht, was er sagen sollte. Doch darauf kam es gar nicht an. Minsky verhandelte nicht mit ihm, er teilte ihm schlicht mit, wie er verfahren würde.
    »Wie verbleiben wir jetzt?«, fragte Sascha mit einiger Mühe.
    »Wir trennen uns als Freunde«, lautete Minskys Antwort. Er stand auf, strich einen unsichtbaren Staubfussel von seiner eleganten Hose, steckte seine Glücksmünze in die Hosentasche und verließ das Zimmer, ohne Sascha auch nur anzuschauen.
    »Du bist in Ordnung, Junge. Bis ich das Gegenteil sagen müsste«, rief Minsky noch, als er sich zu seiner magisch gepanzerten Limousine begab.
     
    Ein paar Tage darauf klopfte Dopey Benny nach dem Abendessen an die Tür der Kesslerwohnung.
    »Meyer will dich sprechen«, sagte er zu Sascha.
    Benny entging, dass Sascha nervöse Blicke mit den anderen Familienangehörigen tauschte, da er nur Augen für Beka hatte.
    »Jetzt gleich?«, fragte Sascha.
    »So sieht es aus, Junge.«
    »Ist das nicht ein bisschen spät, Benny?«, fragte Saschas Vater.
    »Oh, n’Abend, Mr Kessler«, sagte Benny. Er nahm höflich den Hut ab und sah etwas verlegen aus, weil er das vergessen hatte. Saschas Vater, ruhig wie er war, hatte etwas an sich, das auch die größten Ganoven im Viertel an ihre guten Manieren erinnerte, und Benny Fein war da keine Ausnahme.

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