Der Schattenjäger (German Edition)

einen Augenblick lang mit dem ungewohnten Mechanismus, öffnete das Fenster und stieg nach drinnen. Sascha folgte ihm, warf aber noch einen letzten Blick auf die Stadt.
    Die Nacht brach herein und tauchte den Himmel über der glitzernden Skyline von New York in ein tiefdunkles Blau. Morgaunt war dort irgendwo. Seit der Attacke des Dibbuks war er nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden. Sascha hatte keine Vorstellung, wie schwer der Dibbuk ihn verletzt hatte, aber gestorben war er daran nicht, das wäre bekannt geworden. Auch der Dibbuk trieb sich irgendwo dort draußen herum. Vielleicht schlich er sich gerade eine dunkle Nebenstraße entlang oder er verbarg sich im feucht-warmen Dunkel der U-Bahn-Tunnel. Vor allem aber lebten Millionen anderer Menschen dort draußen, die alle mit ihren eigenen Lebensplänen beschäftigt waren und für die der Tod eines alten Mannes nichts galt. Diese Vorstellung verwirrte und überwältigte Sascha und nahm ihm den Mut, sein Leben jemals zu verstehen.
    »Sascha!«, rief Lily, die gerade in diesem Augenblick den Kopf aus dem Fenster streckte. »Was machst du denn noch? Draußen ist es eiskalt.«
    Lily hatte recht. Er überließ ihr seine zitternde Hand und sie führte ihn zurück in die warme Küche. Dort gab es noch ein Stück Kuchen auf dem Tisch, und jemand hatte es an seinen Platz gelegt, wo Beka es gegen Onkel Mordechai verteidigte.
    »Der Kuchen ist einmalig gut«, bestätigte Lily.
    Sascha ließ sich am Fuß des Federbettes nieder und betrachtete das Stück vor ihm. Dann schaute er in die Gesichter der Freunde und Familienmitglieder.
    »Wirklich, dieser Kuchen …«, sagte Onkel Mordechai, »du solltest einen Bissen, einen klitzekleinen Bissen, davon probieren, um deiner Mutter eine Freude zu machen. Aber den Rest kannst du mir geben.«
    »Mmmh«, machte Sascha nur genüsslich mit vollem Mund.

Wort- und Sacherklärungen
    Afikoman
 – (aramäisch) ein Teil der Matze, jüdisches Brot, die bei der Sederfeier gegessen wird. Während des Mahls wird sie versteckt und erst vor dem Dankgebet wieder hervorgeholt.
     
    Anarchismus
 – Lehre einer Gesellschaftsform, die jede Autorität als Herrschaft von Menschen über Menschen ablehnt.
     
    Aschkenasisch
 – die Aschkenasim sind die jüdisch-deutsch bzw. jiddisch sprechenden Juden.
     
    Bar-Mizwa
 – (hebr.) Aufnahme des jüdischen Jungen im Alter von dreizehn Jahren in die Gemeinde, Initiationsfest
     
    Challah
 – (hebr.) Sabbatbrot
     
    Chanukka
 – (hebr. »Weihe«) jüdisches Fest der Tempelweihe im Dezember
     
    Charosset
 – eine Mischung aus Apfel-, Feigen- und Dattelstückchen, Nüssen und Ingwer mit Rotwein vermischt. Eine der symbolischen Speisen auf dem Sederteller.
     
    Chassid
 – (Plural: Chassidim) jüdischer Mystiker, der einer volkstümlichen Richtung des Judentums angehört.
     
    Chuppa
 – Traubaldachin, unter den Braut und Bräutigam bei der jüdischen Trauzeremonie treten.
     
    Dibbuk
 – ein Dämon, der in den Körper eines Lebenden eintritt.
     
    Elija-Becher
 – dem Propheten Elija geweihter Becher für die Zeremonie am Sabbatabend. Kiddusch ist der Segensspruch, der über dem Becher mit Wein gesprochen wird.
     
    Gilgul
 – Seelenwanderung
     
    Gojim
 – (jid.) Nichtjuden, Christen; (
a Schande far di Gojim
 – eine Schande vor den Nichtjuden)
     
    Grüfte
 – volkstümliche Bezeichnung für die
Hall of Justice and House of Detention,
also der Justizpalast, in New York City. Das imposante Gebäude im »ägyptischen Stil« wurde nach einem Entwurf von John Haviland 1835 – 1838 erbaut.
     
    Hora
 – Tanzstück im Dreiachteltakt
     
    Ibbur
 – Übernahme einer lebenden Seele durch eine andere Seele
     
    IMW
 – Internationale der Magischen Werktätigen
     
    Inquisitoren
 – eine erfundene, eigene Abteilung der New Yorker Polizei, die den missbräuchlichen Umgang mit Zauberei aufdecken soll. Die heilige Inquisition hat im Mittelalter im Auftrag der katholischen Kirche Ketzer und Zauberer bzw. Hexen vor Gericht gebracht.
     
    Kabbala
 – (hebr. Überlieferung) jüdische Geheimlehre und Mystik
     
    KAUZ
 – Komitee zur Aufdeckung Unamerikanischer Zauberei
     
    Kelippot
 – (Singular: Kellipah) symbolisch für
leere Hülle
     
    Kidduschbecher
, siehe Elija-Becher
     
    Kinematograph
 – Filmkamera
     
    Klezmer
(Pluralform: Klezmorim) – traditionelle jüdische Volksmusik
     
    Koscher
 – rituelle Reinheit, vor allem von Speisen
     
    Litwaken
(Singular: