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Der Schattenjäger (German Edition)

Der Schattenjäger (German Edition)

Titel: Der Schattenjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Auto steigen wollen, er traute Mrs Astral nicht über den Weg. Nur, wenn sie ihm, so wie jetzt, in die Augen schaute, zu ihm sprach und verständnisvoll lächelte, konnte er nichts Böses von ihr denken. Und so erzählte er ihr alles in einem einzigen Redeschwall.
    »Oh, das ist ja schrecklich!«, rief Mrs Astral.
    »Wir müssen so schnell wie möglich zu Pentacle!«, bat Sascha.
    »Mach dir keine Sorgen, mein Lieber. Wir kümmern uns darum. Wir haben einen viel besseren Plan.«
    »Wer?«, fragte Lily. »Wolf? Oder –« Ehe sie den Satz zu Ende sprechen konnte, brach sie in einen heftigen Hustenanfall aus.
    In diesem Moment war Lily und Sascha aufgegangen, dass sie überhaupt nicht zu Pentacle, sondern nach Norden in die feinen Viertel fuhren. Der Chauffeur musste sehr schnell gefahren sein, denn wenige Minuten später hielt der Wagen quietschend vor dem gotischen Portal des Morgaunt’schen Stadtpalais in der Fifth Avenue. Bella da Serpa empfing sie vor der Tür. Sie sah überrascht aus, aber nach einem kurzen Zögern führte sie ihren Besuch in die leere Bibliothek.
    Kurz darauf erschien Morgaunt. Mit einem Blick begriff er die Situation und ließ seinem Zorn freien Lauf.
    »Was haben die hier zu suchen?«, fragte er Maleficia Astral. »Wie konnten Sie nur eine solche Närrin sein?!«
    »Aber … Sie sagten mir doch …«, protestierte Lilys Mutter, zaghaft wie ein getadeltes Kind und nicht wie die wichtigste Frau der New Yorker High Society.
    »Kein Mensch hätte nach dem Verbleib von ein paar armen Schluckern gefragt. Aber wie werden wir den Tod von John Jacob Astrals Tochter erklären?«
    »Ich kümmere mich um sie«, sagte Lilys Mutter. Dass Morgaunt gerade den Mord an ihrer Tochter gefordert hatte, überging sie mit erstaunlicher Gefühlskälte. »Nur ein kleiner Vergessenszauber.«
    »Nein!«,fiel Morgaunt ihr ärgerlich ins Wort. »Wir müssen uns von unseren Verlusten trennen und weitermachen.«
    Mrs Astral wollte noch etwas sagen, doch Morgaunt wandte sich unbeirrt Bella da Serpa zu.
    »Rufen Sie mir meine U-Bahn, wir machen einen kleinen Ausflug mit Miss Astral«, herrschte er die Bibliothekarin an. Dann zeigte er auf Sascha: »Und mit dem habe ich noch eine Rechnung offen.«

26 Das Opfer des Rabbi
    »Eigentlich hatte ich mit dir ein raffiniertes Spiel vor«, sagte Morgaunt, und Sascha sah Lily fragend an, die die ganze Szene mit großen Augen verfolgte, »aber nun sehe ich mich gezwungen, anders vorzugehen.« Er schaute zu Mo Lehrer und Rabbi Kessler hinüber. »Pech für die beiden alten Männer. Eigentlich haben sie gar nichts damit zu schaffen.«
    »Moment!« Mo Lehrer trat mit gestreckter Brust vor. »Alles, was Sascha betrifft, betrifft auch uns!«
    »Ach, wirklich?«, höhnte Morgaunt. »Und was soll das heißen? Dass ihr zu eurem kümmerlichen Gott betet, während ich den Jungen vor euren Augen umbringe?«
    »Das werden Sie nicht wagen!« Mo deutete auf Rabbi Kessler. »Dies ist der größte Kabbalist in ganz New York!«
    Doch Morgaunt warf nur den Kopf in den Nacken und lachte. Dann durchbohrte er Sascha mit seinem stählernen Blick. »Komm, ich möchte, dass du jemanden triffst.«
    Sascha spürte, wie seine Füße in Bewegung kamen und Morgaunts aufforderndem Finger folgten. Er versuchte, sich zu widersetzen, aber seine Füße gehorchten ihm nicht.
    »Halt!«, rief eine Stimme, die er fast nicht wiedererkannt hätte. Es war Mo Lehrer. Er schaute Morgaunt fest in die Augen, hob die Hand und sprach einen Zauberbann.
    »Nein«, sagte Rabbi Kessler mit leiser Stimme, die dennoch klar und deutlich durch den großen Raum drang. »Nicht so. Nicht auf seine Weise.«
    »Aber Rabbi –«
    Großvater Kessler wiegte traurig den Kopf. »Höre auf dein Herz, mein guter alter Freund. Wenn du den Namen Gottes dazu benutzt, ihn zu bekämpfen, bist du kein bisschen besser als er.« Mo seufzte und sackte in sich zusammen.
    Morgaunt aber lächelte kalt. Er schnippte mit den Fingern und sofort umgab Sascha ein Ring aus Feuer.
    »An Ihrer Stelle würde ich das nicht tun«, sagte Rabbi Kessler.
    »Nicht?«, höhnte Morgaunt.
    Rabbi Kessler schwieg.
    »Das dachte ich mir«, sagte Morgaunt verächtlich. »Was nützt Ihnen all die Magie, wenn Sie nicht den Mumm haben, sie auch anzuwenden?«
    Sascha hätte gern gesehen, dass sein Großvater Morgaunt aufhielt, dass er irgendetwas tat – doch Rabbi Kessler ließ nur erschöpft den Kopf sinken.
    Dann begann Morgaunt zu singen, oder es klang mehr nach einem Brummen

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