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Der Schattenjäger (German Edition)

Der Schattenjäger (German Edition)

Titel: Der Schattenjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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geladene Schiene berührt. Aber der Junge fing sich und rannte weiter. Vergebens. Der Dibbuk hatte einen zu großen Vorsprung. Und dann verschwand er in tintenschwarzer Finsternis.
    Sascha gab die Verfolgung auf. Humpelnd trat er den Rückweg zur U-Bahn-Station an. Am Ende des Bahnsteigs konnte er Lily und Bella da Serpa erkennen, die besorgt nach ihm Ausschau hielten. Zumindest machte Lily ein besorgtes Gesicht, was Bella da Serpa empfand, wusste er nicht. Sie verließ den Bahnsteig, ehe er ihn erreichte.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte Lily.
    »Ja«, gab er keuchend zur Antwort. Sein einziger Gedanke galt seinem Großvater, dessen toter Körper oben in der Bibliothek lag.
    Als sie die Treppe emporstiegen, hörten sie, dass die Polizei im Gebäude war und durch alle Räume schwärmte. Sascha machte sich darauf gefasst, gleich verhaftet zu werden. Er erblickte Wolf, der mit einem erschütterten Mo Lehrer aus der Bibliothek kam.
    »Ist mein Großvater –«, begann Sascha. Er kannte die Antwort, hoffte aber gegen alle Logik und Vernunft, dass sie falsch sein möge.
    »Es tut mir sehr leid, Sascha«, sagte Wolf mit besorgtem Blick, als fürchtete er, Sascha könnte zusammenbrechen. Der aber war wie betäubt und verwirrt, als ob er einem grauenhaften Albtraum nachhing, der keinen Sinn ergab.
    »Aber deiner Mutter geht es gut«, beruhigte ihn Wolf. »Ich habe sie nach Hause bringen lassen, wo dein Vater und deine Schwester sich um sie kümmern werden.«
    Sascha war erleichtert. Das war das Einzige, was er deutlich wahrnahm, ansonsten herrschte um den Tod des Großvaters ein wirbelndes Chaos in seinem Kopf. Die Erleichterung verdeckte zwar nicht das schreckliche Bild des toten Rabbi, aber Sascha sagte sich, dass alles schlimmer, sogar viel schlimmer hätte ausgehen können.
    »Wer hat die Polizei gerufen?«, fragte Lily.
    »Mr Morgaunts private Helfer«, sagte Wolf unergründlich. »Angeblich soll ein Diener in Panik geraten sein, als der Dibbuk ihn angriff. Daraufhin ist er zum nächsten Telefonapparat gelaufen und hat einen magischen Mordanschlag gemeldet.«
    »Ist Morgaunt tot?«, fragte Sascha mit hoffnungsvoller Stimme, die er leider nicht verbergen konnte.
    »Nein. Aber er wird die Narbe bis ans Ende seines Lebens behalten.«
    »Gut so!«, jubelte Lily mit grimmiger Befriedigung. »Und da sich nun die Polizei mit dem Fall befasst, wird man das Ganze diesmal nicht vertuschen können!«
    Wolf lächelte bitter. »Darauf würde ich mich nicht verlassen.«

27 Der Elija-Becher
    Die folgenden Wochen verstrichen quälend langsam. Jeden Morgen wurde Sascha schmerzlich bewusst, dass sein Großvater am Frühstückstisch fehlte. Jede Nacht kam ihm das Federbett leerer vor. In der Familie klaffte eine Wunde, die niemals heilen würde. Das Schlimmste aber war, dass alle sich peinlich bemühten, nicht darüber zu reden und ihm keine Vorwürfe zu machen. Er selbst verurteilte sich. Immer wieder ging er in Gedanken die Entscheidungen durch, die zu der schrecklichen Nacht in Morgaunts Bibliothek geführt hatten, und fragte sich, was er hätte anders machen sollen.
    Doch die Zeit rückte voran und das Leben kehrte in normale Bahnen zurück. Die Zeitungen berichteten, Morgaunt ringe schon seit Wochen mit dem Tod. Wer auch immer in Morgaunts Abwesenheit die Leitung bei Pentacle übernommen hatte, sie war nicht so hart und unnachgiebig. Pentacle beendete den Streik, schickte die Pinkertons nach Hause und gab der IMW nach, was einen Sieg auf ganzer Linie bedeutete. Die magischen Werktätigen gingen wieder an die Arbeit – mit einer Ausnahme, Saschas Schwester.
    Mehrere Wochen nach dem Tod des Rabbi forderte Sascha von seinem Vater Auskunft über das Lehrlingsgehalt, das für seine »Ausbildung« gespart werden sollte.
    »Ich werde das Geld nie anrühren«, sagte Sascha seinem Vater. »Aber Beka kann es gebrauchen. Sie ist diejenige, die studieren sollte, nicht ich.«
    »Nichts da!«, fuhr ihm sein Vater über den Mund. »Du sparst das Geld für die Universität, so ist es, so bleibt es auch!«
    Seine Stimme klang ungewöhnlich barsch, aber Sascha hatte gewusst, dass es so kommen würde. Für seinen Vater gehörte Saschas akademische Ausbildung zu den wichtigsten Dingen in seinem Leben.
    »Meine Entscheidung steht fest!«
    »Dann nimmst du sie eben wieder zurück!«
    Doch noch ehe Sascha die hitzige Erwiderung, die ihm auf der Zunge lag, hinausschleudern konnte, fing Mr Kessler plötzlich zu lachen an.
    »Warum rede ich

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