Der Schattenprinz
Schattenreich zu vertreiben. Wenn sie wach sind, können sie sehr böse sein. Ich möchte nicht, dass dir etwas Grausliches passiert. Wir müssen, wie du weißt, das gestohlene magische Ding finden, das der Dreikopf im Schattenreich versteckt hat. Und außerdem muss ich meine Großmutter fragen, wie wir den Weg in die glückliche Stadt finden, die jetzt unglücklich ist. Ohne ihre Hilfe kommen wir nicht weiter. Ich hoffe, dass wir das alles schaffen können, bevor die blaue Eule zu singen beginnt. Verstanden? Ich möchte nicht, dass jemand merkt, dass du kein richtiger Schatten bist. Jetzt gehen wir weiten Folge mir und denk dran: Klappe halten!«
Ich war ein bisschen verärgert, dass er zu mir »Klappe halten« gesagt hatte. Schon wollte ich etwas erwidern, aber ich tat es dann doch nicht. Der Prinz begann wieder zu laufen und ich folgte ihm.
So erreichten wir gemeinsam die Schattenstadt.
Die Schattenstadt
Die Schattenstadt war sehr schön. Überall waren wunderschöne alte Schattenhäuser, in denen die Schatten schliefen.
Wir erreichten den Hauptplatz. Von dort aus gingen in alle Richtungen verschiedene Schattenstraßen ab. Ich konnte nur einige wenige Schatten sehen, die wach waren. Der Prinz zog mich in einen Hauseingang. »Warte hier auf mich«, sagte er, »Und sprich auf keinen Fall ein Wort. Ich komme gleich zurück.«
Er ging auf eine Gruppe Schatten zu und fragte sie etwas. Aber das konnte ich nicht verstehen. Auch ihre Antwort konnte ich nicht verstehen. Ich hörte nur das: »Tbah rhi eniem Amo neheseg?« - »Nien«, antworteten die Leute.
Schade, dachte ich, dass die Schattensprache so schwer ist. Ich hätte sie gerne verstehen und sprechen können. Die erste Möglichkeit, die sich ergab, würde ich benützen, um ihn zu fragen, wie ich diese Sprache lernen könnte.
Diese erste Möglichkeit ergab sich fast sofort, denn der Prinz kam zurück. Er zog mich aus dem Hauseingang und wir gingen ein paar Schritte weiter in einen Schattengarten, Außer uns war niemand dort.
»Tug riw dnis niella«, flüsterte er mir zu.
»Was hast du gesagt?«, fragte ich ihn. »Ich habe dich nicht verstanden.«
»Oh, entschuldige, ich habe in meiner Schattensprache mit dir geredet.«
»Ich möchte deine Sprache sehr gerne lernen. Kannst du sie mir beibringen?«
»Natürlich. Meine Sprache ist die einfachste der Welt. Wir reden wie ihr, nur sagen wir die Worte von hinten nach vorn. Tsreipak ud?«
»Was hast du gesagt?«
»Kapierst du. Ich habe es von hinten nach vorne gesagt. Kapierst du endlich?«
»Sella ralk.«
»Siehst du, es ist ganz einfach.«
»Ich möchte trotzdem lieber in meiner Sprache weiterreden.«
»Sella ralk. Sperr deine Ohren auf. Ich muss jetzt zu meiner Oma gehen, um sie zu fragen, wie wir in die glückliche Stadt kommen.«
»Zuerst müssen wir das gestohlene Ding finden, das hier im Schattenreich versteckt ist.«
»Ich suche meine Oma.«
»Was? Du willst, dass ich hier allein bleibe?«
»Nur ganz kurz. Ohne dich komme ich schneller voran. Wenn meine Großmutter mir sagt, wie man in die unglückliche glückliche Stadt kommt, komme ich schnell zurück und wir suchen gemeinsam weiter nach dem gestohlenen magischen Ding«, sagte der Prinz und verschwand aus dem Garten.
Ich sah mich um, ob ich etwas zum Spielen finden könnte. Neben einem Schattenbaum waren einige spitze Steine. Ich erinnerte mich daran, wie schön es war, als Schatten über spitze Steine zu schweben. So probierte ich dieses Spiel wieder aus. Aber kaum hatte ich begonnen, musste ich auch schon wieder aufhören. Die spitzen Steine waren auf einmal wirklich wieder spitz und taten mir weh. Noch dazu hatten sie mir Löcher in die Strümpfe gerissen. Zuerst hatte ich meine Schuhe verloren und nun hatte ich auch noch Löcher in den Strümpfen. Ich wusste nicht, wie ich das meiner Mutter erklären sollte.
Plötzlich hörte ich von allen Seiten heulende und kreischende Stimmen. Da war mir auf einmal alles klar. Ich konnte nicht mehr schweben, weil ich kein Schatten mehr war. Ich war kein Schatten mehr, weil ich trotz des Verbotes geredet hatte. Und weil ich so dumm gewesen war und geredet hatte, war ich wieder ein junge. Und weil ich ein Junge war, hatte ich alle Schatten aufgeweckt. Und weil die Schatten jetzt alle wach waren, wollten sie mich aus dem Schattenreich vertreiben oder sogar noch etwas Schlimmeres tun. Das Heulen und Kreischen wurde lauter und lauter. Ich konnte schon die ersten Schatten um mich sehen. Sie trugen
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