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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
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grausliche Masken. Überall waren sie. Bald war der ganze Schattengarten voll mit grauslichen Masken. Sie schrien: »Nebiertrev, nebiertrev!«
    Ich umarmte meine Schultasche und versteckte mich in der Ecke neben dem Gartentor. Ich war verloren. Die Schatten waren so nah, dass ich manche schon berühren konnte. Das ist das Ende!, dachte ich.
    Aber es war nicht das Ende. Durch das Schattengartentor kam plötzlich mein Freund, der Schattenprinz. Die Schatten waren genauso überrascht wie ich. Sie hörten für eine kurze Zeit auf zu heulen und bewegten sich nicht. Der Prinz nutzte diese Zeit und sagte zu mir: »Ich kann nicht zulassen, mein Freund, dass die Schatten dir etwas Böses antun. Du musst jetzt zurückgehen. Wahrscheinlich werden wir uns nie mehr wieder sehen. Schade, dass wir nicht weiter auf die Suche nach den gestohlenen Sachen gehen können. Jola wird für immer weiterweinen. Du musst jetzt dahin zurück, wo du hingehörst. Auf Wiedersehen!«, sagte er und nahm den Schal von seinem Gesicht.
    »Nein!«, schrie ich und machte die Augen zu, denn ich wollte sein Gesicht nicht sehen.
    Leider war es zu spät. Ich spürte schon eine Kraft, die mich aufnahm und wegzog.
    Als ich die Augen wieder aufmachte, war ich wieder auf der Theaterbühne, diesmal hinter der zerrissenen Leinwand.
     

Hinter der zerrissenen Leinwand
     
    Diesmal war ich nicht überrascht. Ich wusste ja, dass jeder, der das Gesicht eines Schattens sah, sofort zurück musste. Nun war ich also wieder auf der Bühne. Der Schattenprinz hat mich gerettet, dachte ich. Dass er seinen Schal abnahm, war die einzige Möglichkeit, dass ich aus der Schattenwelt verschwinden konnte. Es war ein wunderschönes Abenteuer, das ich mit ihm erlebt habe. Aber dann dachte ich weiter: Vielleicht war es nur ein Traum.
    Ich legte mich hin und überlegte weiter, ob es ein Traum gewesen war oder nicht. Aber ich konnte keine Lösung finden. Wer weiß, wie lange ich noch so dagelegen hätte, wenn es nicht angefangen hätte zu regnen. Eigentlich konnte ich den Regen nur hören, aber nicht sehen. Außerdem blieb ich ganz trocken. Ich hörte Donner, ich sah Blitze und ich hörte überall um mich herum Regentropfen prasseln. Das musste ein Wunder sein. Was war los.? Regnete es oder träumte ich noch immer?
    Ich stand auf und ging ganz nah zu der zerrissenen Leinwand, sodass ich durch sie auf die Bühne sehen konnte. Nach einem Blick sah ich, dass es dort blitzte und donnerte. Es regnete auch. Aber statt Regentropfen fielen kleine Stücke Silberpapier von der Decke. In der Mitte der Bühne stand ein junger Mann mit einer Krone auf dem Kopf und sang:
     
    »Blitze sollen blitzen,
    Donner sollen donnern,
    Winde sollen wehen.
    Aber meine Liebe für Joliana
    die wird nie vergehen.«
     
    Auf der anderen Seite sah ich viele Leute in seltsamen Kostümen und alle hatten einen Schal über ihrem Gesicht. Sie sangen:
     
    »Er muss es tun, er muss es tun.
    Erst dann kann er ruhn.«
     
    Ich fand das alles sehr interessant, auch wenn ich es nicht verstand. Ich schaute und hörte weiter zu. Ich weiß nicht, wie lange schon, als ich spürte, dass ich nicht mehr allein war. Ich schaute mich um und sah viele Wesen mit Masken vor den Gesichtern. Es sah aus, als ob sie alle durch die zerrissene Leinwand auf die Bühne kommen wollten. Mit ihren schrecklichen Masken kamen sie langsam näher und sangen:
     
    »Du Menschenkind, sei nicht so blind!
    Wir werden dich vertreiben!
    Du kannst hier nicht mehr bleiben!«
     
    Die einzige Möglichkeit mich zu retten, war, als Erster durch die zerrissene Leinwand auf die Bühne zu gelangen. Das tat ich auch. Die Leute, die schon auf der Bühne waren, bemerkten mich nicht. Ich versteckte mich zwischen den Kartonsteinen. Die Wesen mit den schrecklichen Masken stürzten sich alle auf den jungen Mann mit der Krone und begannen mit ihm zu kämpfen. Er verteidigte sich gut. Aber die Wesen mit den schrecklichen Gesichtern wurden immer mehr und mehr auf der Bühne. Er war verloren, wenn ihm niemand half. Ohne lange nachzudenken stand ich auf und schrie: »Lasst ihn in Ruhe, ihr blöden, schrecklichen Masken.« Ich schrie so laut, dass die Musik aufhörte zu spielen, die Sänger aufhörten zu singen, die Blitze aufhörten zu blitzen, der Donner aufhörte zu donnern und der Regen, der gar kein Regen war, aufhörte zu regnen.
    Eine Stimme aus dem Saal rief: »Wer ist dieser Junge? Was macht er da? Sorgt sofort dafür, dass er verschwindet!«
    Alle, die auf der Bühne

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