Der Schattenprinz
Für jede richtige Antwort wird ein Stein weiß werden und ich werde ihn in eine Waagschale legen. Für jede falsche Antwort wird ein Stein schwarz werden und ich werde ihn in die andere Waagschale legen. Wenn du am Ende mehr weiße als schwarze Steine hast, zeige ich dir, wo die unsichtbare Leiter ist. Wenn du am Ende mehr schwarze als weiße Steine hast, müsst ihr beide für immer hier bleiben und nach der unsichtbaren Leiter suchen. Bist du bereit für die erste Frage?«
»Ganz und gar.«
»Was hast du Gutes in deinem Leben getan?«
»Ich habe meiner Mutter beim Geschirrabwaschen geholfen.«
»Sehr gut. Einen weißen Stein hast du schon. Zweite Frage: Was hast du Schönes in deinem Lehen getan?«
»Ich habe meinem Vater ein schönes Bild zum Geburtstag gemalt.«
»Sehr gut. Damit haben wir zwei weiße Steine. Siehst du, es ist gar nicht schwer. Jetzt zur dritten Frage: Was hast du Nützliches in deinem Leben getan?«
»Ich habe einmal, als meine Mutter nicht hingesehen hat, den Kuchen vom Teller meiner Schwester genommen und aufgegessen.«
»Ein schwarzer Stein. Denn das hatte nur für dich einen Nutzen. Bereite dich auf die vierte Frage vor. Hast du schon einmal etwas gemacht, das jemandem geschadet hat?«
»Nein, noch nie in meinem Leben.«
»Noch ein schwarzer Stein. Was ist denn mit dem Buch deines Großvaters, das du mit deiner Schwester gemeinsam zerrissen hast, als du noch nicht zur Schule gingst? Fünfte Frage. Warst du immer brav?«
»Manchmal ja, manchmal nein.«
»Sehr gut. Noch ein weißer Stein. Deine Antwort ist ehrlich. Jetzt hast du drei weiße und zwei schwarze Steine. Nächste Frage: Hast du schon einmal gelogen?«
»Nein, ich lüge nie.«
»Ha, ha, ha. Außer jetzt. Ich sehe, dass du den dritten schwarzen Stein bekommen hast. Pass besser auf deine Antworten auf. Wir haben nur noch drei Steine. Jetzt kommt die siebente Frage: Machst du manchmal etwas, das dir deine Mutter verboten hat?«
»Nicht oft.«
»Du musst mit Ja oder Nein antworten.«
»Wenn ich mit Ja oder Nein antworten muss, dann ist meine Antwort Nein.«
»Dafür bekommst du einen schwarzen Stein. Hast du vergessen, dass dir deine Mutter zum Beispiel verboten hat durch Kellerfenster zu klettern? Vorletzte Frage. Streitest du gerne mit deinen Freunden?«
»Ich mag nicht streiten. Aber, Herr elender Elender, wenn ich muss, dann streite ich gerne.«
»Für diese Antwort bekommst du einen weißen Stein, du hast ernsthaft geantwortet. Die letzte Frage wird entscheiden, ob du fünf weiße oder fünf schwarze Steine haben wirst. Also, was glaubst du, gibt es diese unsichtbare Leiter und ist es möglich, sie zu sehen? Denk gut nach, das ist die allerschwerste Frage, Wenn du falsch antwortest, bleibst du mit deinem Freund für immer hier. Wenn du richtig antwortest...«
»Natürlich gibt es diese unsichtbare Leiter. Sehen kann man sie nicht, sonst wäre sie nicht unsichtbar.«
»Sehr, sehr gut. Du hast den fünften weißen Stein gewonnen. Jetzt könnt ihr die unsichtbare Leiter nach oben klettern.«
Bei diesen Worten griff er in seine Tasche und zog etwas langes, langes Unsichtbares heraus. Ich konnte mir nicht vorstellen, was es sein könnte.
Aber er zeigte mir, wo ich das Ding mit der Hand anfassen sollte, und dann wusste ich, dass ich die unsichtbare Leiter in den Händen hielt.
Ich war schon bereit nach oben zu klettern. Doch dann hielt ich inne. Ich wollte ihn noch etwas fragen.
»Weißt du die Antwort auf das Rätsel über den Meister aus Stein, der in einem Haus aus Holz wohnt?«
»Das weiß ich leider nicht. Alles, was ich weiß, ist, dass du die Antwort selber kennst.«
»Das verstehe ich nicht. Schon mehrmals habe ich diese Antwort gehört. Ich verstehe einfach nicht, dass jeder mir sagt, dass ich die Antwort kenne, obwohl ich nicht weiß, was ich auf die Frage antworten soll.«
»Du wirst die Antwort schon noch finden, da bin ich sicher. Ich habe auch so meine Probleme und muss die Lösung dafür alleine finden.«
»Welche Probleme hast du? Vielleicht kann ich dir helfen.«
»Ich möchte mir so gerne aufschreiben, wie viele weiße und schwarze Steine die haben, die hier vorbeikommen. Mit den schwarzen Steinen kann ich schreiben, aber ich habe nichts, worauf ich schreiben kann. Ich habe schon versucht auf der Erde zu schreiben, aber der Wind verweht mir immer alles.«
»Nichts leichter als das«, antwortete ich und nahm aus der Schultasche mein Schulheft. »Ich schenke dir mein Heft. Jetzt kannst du
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