Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
Vom Netzwerk:
Alsuna, denn manche Häuser standen so schräg in die Gassen hinein, dass man das Gefühl hatte, sie wollten sich über einen stürzen. Alvins Schritte wurden langsamer, als er die Gasse erreichte, die er gesucht hatte. An ihrem Ende erblickte er ein verkommenes Steinhaus, das einstmals prächtig gewesen sein mochte. Es bestand aus vier Stockwerken, eine großzügige Treppe führte zur Eingangstür. Fensterscheiben gab es nur im unteren Stockwerk, oben schien keiner mehr zu wohnen. Dem Dach fehlten ein paar Ziegel und als Alvin dem Haus näher kam, schaute er misstrauisch nach oben.
    Stimmen waren zu hören. Er blieb stehen und horchte. Sie mussten im unteren Stockwerk sein. Er schlich an das Haus heran, stellte sich auf den Sockel und konnte auf diese Weise über den unteren Rand des Fensters ins Innere schauen. Ein großräumiges Zimmer mit einem Kronleuchter an der Decke war zu erkennen. Es war vollgestellt mit allerlei Gerümpel. Entlang der Wände zogen sich Regale, in denen silberne Becher, Teller, kunstvolle Schnitzwerke und andere Liebhabereien standen. Ein muskulöser Mann mittleren Alters stand vor einem Tisch. Alvin sah sofort den Dolch an seinem Gürtel und die Armbrust, die am Tisch lehnte. Der Mann studierte einen roten Edelstein – seinen Stein. Auf der anderen Seite des Tisches stand der Junge mit trotzigem Blick.
    »Zweihundert Makel ist er wert«, sagte er.
    »Du bist verrückt, Kleiner! Für so ein Steinchen.«
    »Du weißt genau, dass er etwas Besonderes ist. Wenn du ihn nicht willst, gehe ich zu einem anderen Händler.«
    »Also gut: hundert. Damit bist du sehr gut bedient. Ein junger Kerl wie du sollte nicht ein solches Vermögen in der Tasche haben.«
    »Zweihundert ist mein Angebot. Keinen Makel weniger.«
    Was für ein unverschämter Bengel! , dachte Alvin. Er tut es wirklich. Nicht zu fassen! Sollte er gleich eingreifen? Nein , dachte er sich. Wenn der Junge doch nicht verkaufte und mit dem Stein wieder herauskam, konnte er die Sache klären, ohne mit diesem bewaffneten Hehler in Kontakt zu kommen.
    Er stellte sich wieder ans Fenster und beobachtete.

43. Kapitel
    Briangard, Jahr 304 nach Stadtgründung
    Es machte Levin schier wahnsinnig, wie der Schattenwurf des Gitters am Boden hin und her zitterte. Immer wenn er kurz davor war, aufzuschreien, stand er von der Pritsche auf, ging durch die Zelle und versuchte sich zu beruhigen. Das war in Anbetracht der unzähligen Gedanken, die ihm durch den Kopf schossen, kaum möglich. Selbst wenn er gewollt hätte: Diese Nacht hätte er wohl kein Auge zugetan. Es war wieder einmal eine Nacht, die über sein Schicksal entschied. Doch diesmal entschied er selbst – und es würde endgültig sein.
    Du hast keinen Weg zurück, Levin.
    Er drehte Runden in der Zelle, stieß die Fäuste gegen die Wand, biss die Zähne zusammen, so fest er konnte. Wann kamen sie denn endlich? Und wie würden sie kommen? Sie konnten doch nicht durch die Kaserne bei all den Soldaten.
    Er wusste nicht, wie spät es war. Eigentlich musste die Nacht doch schon zweimal vorüber sein. Aber Gereon war ein viel zu feiner Mann, um ihn zu belügen.
    Ein Wächter kam heranmarschiert. Schnell legte er sich auf die Pritsche, um keinen Verdacht zu wecken. Mit einem Auge schaute er zum Gitter. Der Wächter blieb stehen und versuchte, etwas in der Zelle zu erkennen. Dann, als er Levin entdeckt hatte, fixierte er ihn. Was will der denn? , dachte Levin. Merkt er, dass ich nicht schlafe?
    »He, Levin!«, flüsterte der Wächter in die Zelle hinein. »Bist du wach? Ich bin’s.«
    Levin schreckte auf. Das war doch Elenas Stimme!
    »Elena?«
    »Pssst! Wir müssen vorsichtig sein.«
    Er eilte zu ihr und versuchte etwas zu erkennen. Unter dem Helm fiel sie tatsächlich nicht auf. Sie hatte ihr Haar darunter verborgen, das Gesicht wurde teilweise vom Helm bedeckt. Überhaupt war ihr die Rüstung viel zu groß, sodass ihre weibliche Gestalt nicht erkennbar war.
    »Wie kommst du hierher?«, fragte er.
    »Dasselbe könnte ich dich fragen, du Narr. Wie konnten sie dich nur erwischen?«
    »Konntest du rechtzeitig fliehen?«
    »Das war überhaupt kein Problem. Nachdem du weg warst, habe ich in aller Ruhe meine Sachen gepackt und bin verschwunden«, sagte sie.
    »Und wieso bist du jetzt hier?«
    »Ich bin mit Gereon reingekommen. Habe mich in seinem Pferdewagen versteckt und von dort in die Kaserne geschlichen. Die Kleider hier stinken furchtbar. Ihr Männer seid wirklich Tiere.«
    »Elena …« Er wurde

Weitere Kostenlose Bücher