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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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getan?«
    »Menschen, die weit weg sind.«
    »Und wer symbolisiert diese Menschen?«
    Levin kniff misstrauisch die Augen zusammen.
    »Dein Problem ist, dass du nicht das große Ganze siehst. Du hältst dich aus allem heraus, behauptest, es würde dich nichts angehen. Du glaubst, damit würdest du über allem stehen. In Wirklichkeit lässt du nur zu, dass sie dich verfolgen und dir ein schlechtes Gewissen machen.«
    »Und wie werde ich sie los?«
    »Nur wer den Vater bezwingt, wird erwachsen. Ansonsten wird er immer ein Abhängiger bleiben. Dieser Schritt steht Alsuna bevor. Die Stadt hat es noch immer nicht übers Herz gebracht, sich von ihrem Vater zu lösen. Deshalb ist sie unreif wie ein Kind. Sie spielt erwachsen, bewegt sich aber doch immer nur in dem Rahmen, den ihr Vater abgesteckt hat. Und er tut alles, um sie klein zu halten. Ihre einzige Chance besteht darin, ihn endgültig zu bezwingen.«
    »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich an Politik kein Interesse habe.«
    »Du verstehst es nicht! Alsunas Vater ist auch dein Vater. Er steht für alles, was dich einschränken und klein halten will. Du hast ja gehört, wie er mit denen umgeht, die ihm zu mächtig werden.«
    »Thanos ist ein alter Mann. Was würde sich ändern, wenn jemand ihn beseitigte?«
    »Alles«, sagte Gereon und schaute sich im Gang um. »Levin, die Zeit drängt, ich muss gehen, ehe die Wache kommt. Auch wenn du dich noch windest: Du weißt genau, worum es geht. Es ist unnötig, noch weiter zu debattieren. Heute Nacht bekommst du die Möglichkeit, deine Freiheit zu erlangen. Meine Leute werden dich hier herausholen, du wirst ihnen den Weg zu dem Geheimgang zeigen, ihr entführt Thanos und bringt ihn unversehrt zu mir.«
    »Das soll ein Vatermord sein?«
    »Es wird das Ende von Thanos sein.«
    »Und dann?«
    »… werden wir ein ernstes Gespräch mit dem Grafen führen.«
    »Was ist mit seinen Anhängern? Die Unterirdische Schmiede ?«
    »Wir hoffen, dass Thanos uns darüber Auskunft gibt.«
    »Was geschieht mit mir?«
    »Ich weiß, dass es dich in die Gassen der Stadt zieht. Du sollst dein früheres Leben zurückbekommen. Und natürlich deinen Stein.«
    »Das klingt gut. Wo ist der Haken?«
    Gereon lachte. »Siehst du: Genau das ist es. Du suchst überall einen Haken, weil du vom Misstrauen getrieben bist und nicht aus eigener Stärke lebst. Du bist von anderen abhängig und merkst es nicht einmal. Es wird Zeit, das zu überwinden.«
    Levin hatte keine Kraft mehr, seine Fassade aufrechtzuerhalten. Seine flotten Sprüche waren ihm ausgegangen. Und überhaupt gab es nichts, worum er noch hätte spielen können. Gereons Angebot war eindeutig und zwingend. Wenn er nicht sterben wollte, musste er annehmen. Und die Stimmen und Träume wollte er gern loswerden.
    »Also schön. Wie wird es laufen?«
    »Du brauchst nichts anderes zu tun als heute Nacht wach zu bleiben. Du wirst sehen.«
    »Gut. Ich werde wach sein.«
    »Das freut mich. Denk daran: Ich habe viele Jahre darauf hingearbeitet. Einen zerstrittenen Senat auf Kurs zu halten ist nicht immer einfach. Ich bin nicht mehr der Jüngste und würde es gern noch erleben, wie Alsuna erwachsen wird. Bitte enttäusche mich nicht.«
    Sie wechselten einen Blick. Gereon schien ihm auf diesem Weg Zuversicht einpflanzen zu wollen. Levin ließ es zu und beschloss, dass ihm nichts Besseres hätte passieren können.
    »Ach, da ist noch eine Sache«, fiel Gereon ein. »Du hast den Leuten vom Otusnetz keine Namen verraten. Es ist doch sicher …«
    »Du kennst sie«, fiel ihm Levin ins Wort. »Heute war sie an deiner Seite.«
    »Das ist nicht wahr.« Gereon machte große Augen, fasziniert öffnete sich sein Mund. »Und du bist dir sicher …?«
    »Ganz sicher.«
    »Was für eine hinterlistige Person. Das hätte ich nicht erwartet.«
    »Euer Senat steckt voller Überraschungen«, sagte Levin.
    Zufrieden legte Gereon seine Hand auf Levins Hand und sagte: »Es hat sich gelohnt, dich hier aufzusuchen. Auch für dich. Bald hast du deine Freiheit wieder.«
    »Ich danke dir, Gereon.«
    »Danke dir selbst«, sagte er und drückte ihm die Hand. »Es erfordert eine Menge Mut, diesen Schritt zu tun.«
    Er wandte sich mit leuchtenden Augen um und ging davon. Levin hörte, wie oben die Eisentür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Dann war es so still wie immer.
    Nachdenklich ging Levin zu seiner Pritsche zurück und setzte sich. Mit der Stille im Raum erwachte in ihm die leise Ahnung, wie schön es sein würde, die

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