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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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weitergehen. Bis jetzt hatte er keine sinnvolle Idee. Er wusste nur, dass Elena und die Männer Thanos zu Gereons Haus bringen würden. So war es geplant. Sein Problem war, dass er keine Ahnung hatte, wo sich Gereons Haus befand. Er konnte sich im Kaufmannsviertel durchfragen, aber um diese Zeit war es eine gefährliche Sache, an fremden Türen zu klopfen. Außerdem wusste er nicht, wie viel Zeit ihm noch blieb.
    »Was bist du für einer?«, fragten ihn die Diebe.
    »So etwas Ähnliches wie ihr.«
    »Komisch. Das sieht man dir gar nicht an.«
    Sie unterhielten sich darüber, welche Vorteile es hatte, ein solches Leben zu führen. Dann sagte der eine: »Nur manchmal, da wünscht man sich, dass dich zu Hause eine Frau erwartet, die du glücklich machen kannst.«
    Levin stimmte zu und ließ den Satz in seinem Innern nachklingen, ehe ihm auffiel, dass ihm der Wortlaut bekannt vorkam. Hatte nicht Thanos vorhin etwas Ähnliches gesagt? Jetzt erinnerte er sich an die Worte, die Thanos ihm so beiläufig zugeworfen hatte. Seltsame Worte waren das für einen Abschied gewesen. Es hatte ihn befremdet, dass Thanos in dieser Situation von einer unverheirateten Frau gesprochen hatte. Es mochte ein hilfloser Appell an seinen Lebenswillen gewesen sein. Dann hätte er jedoch einfach sagen können: »Du kannst noch immer eine Frau glücklich machen.« Er hätte es nicht so umständlich formulieren müssen. Thanos hatte gesagt, er solle einer unverheirateten Frau behilflich sein. Nein, das war kein Appell an seinen Lebenswillen gewesen. Es war eine Botschaft.
    Thekla! Warum hatte er nicht früher daran gedacht? Mit der unverheirateten Frau hatte Thanos Thekla gemeint. Sie war die einzige Person in Alsuna, von der Levin wusste, dass sie auf Thanos’ Seite war. Würde sie ihm glauben? Sie kannte ihn gar nicht richtig. Doch was blieb ihm übrig?
    Er überlegte, wie er zu ihrem Haus gelangen würde, während er sich vollends trocknete. Nebenbei spähte er nach den Pferden. Ganz außen stand eines mit Satteltasche. Er rieb sich ein letztes Mal die Hände, bedankte sich und lehnte die Einladung zum Essen ab. Er erntete verwunderte Blicke und rannte zu dem Tier. »Ihr müsst mir verzeihen«, rief er, sprang auf und galoppierte davon.
    Der Eifer begann wieder in ihm aufzuleben. Lächelnd drehte er sich um und sah, dass sie viel zu spät reagierten, um ihn noch verfolgen zu können. O ja, harmlose Räuber waren das. Zum Gernhaben waren sie.
    Er durchquerte die Gassen der Weststadt und kannte sich bald wieder besser aus. Über die Hauptstraße gelangte er ins Bürgerviertel, dort nahm er eine Abkürzung und schließlich fand er sich vor Theklas Haus wieder. Sofort sah er, dass die Tür offen stand. Er rannte hinein, schaute sich im dunklen Empfangssaal um und eilte die Treppe hinauf. Er durchsuchte die Räume, doch er fand Thekla nicht. In der Küche schließlich hörte er ein Wimmern. In eine Ecke gekauert hockte das Hausmädchen. Levin half ihr auf und fragte sie nach der Witwe. Mit zittrigen Worten erzählte sie, dass am Nachmittag Männer gekommen waren, die sie mitgenommen hätten.
    Levin fluchte. Warum hatte er sie nur an Gereon verraten! Wenn sie Thekla hatten und durch sie die Anhängerschaft des Grafen aufdeckten, war das seine Schuld.
    Er fragte das Mädchen, wie die Männer ausgesehen hatten. Als sie den Anführer beschrieb, hatte er sofort Darius vor Augen. Seine letzte Chance.
    Schnell schwang er sich auf sein Pferd und ritt weiter Richtung Oststadt. Allmählich kündigte sich der Morgen an. Immer noch fror Levin.
    Er beschloss, das Pferd einen Häuserblock von der Weberei entfernt abzustellen. In der Satteltasche hatte er ein Seil entdeckt. Mit geübten Bewegungen bestieg er eines der Häuser, kletterte auf das nächste, sprang über eine Gasse ein Dach weiter und legte sich am Rand des Daches gegenüber der Weberei auf die Lauer. Ein Licht brannte im unteren Stockwerk und ein weiteres ganz oben. Etwas bewegte sich. Es war auf dem Balkon. Ein Wächter ging auf und ab.
    Jemand wird da drin bewacht , dachte er. Vermutlich die Witwe. Er wollte sich gerade in Bewegung setzen und seinen Einbrecherinstinkten gehorchen. Doch ein anderer Instinkt hielt ihn zurück. Da waren noch mehr Leute. Jetzt sah er sie. Auf dem Dach des Nachbarhauses lagen zwei Männer, sie trugen Rüstungen der Stadtwache. Auf der anderen Seite erblickte Levin noch mehr von ihnen.
    Eine Falle.

48. Kapitel
    Thanos staunte, als man ihn die Treppe zu Gereons Keller

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