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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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was er will. Wenn sie mich verlieren, verlieren sie ihre Orientierung, und sie werden nur noch gegeneinander sein.«
    »Sicher. Jeder wird tun, was er will. So sind wir Menschen nun einmal. Aber der Glaube an das gute Einende wird als Sehnsucht in ihren Herzen bleiben und damit auch mein Name als Symbol des Guten.«
    »Oder aber die Stadt wird sich in der Willkür verlieren. Alles, was die Stadt einmal ausgemacht hat, wird sich auflösen. Das Leben wird in Nichtigkeit erstarren. Dann habt ihr Alsuna getötet.«
    »Nein, diese Angst könnt Ihr mir nicht beibringen. Natürlich habe auch ich ein Gewissen. Es hat mich sehr beschäftigt in den letzten Jahren. Mit zweierlei Frieden werde ich ins Grab gehen: mit dem gesättigten Begehren nach Unsterblichkeit und mit einem beruhigten Gewissen, weil ich der Stadt ihre Unabhängigkeit geschenkt habe.«
    »Das klingt alles sehr beeindruckend«, sagte Thanos und warf einen Blick auf Elena, die sich weiterhin quälte, aber ruhiger geworden war. »Wie wollt Ihr das nun anstellen?«
    »Es ist alles sehr viel näher, als Ihr glaubt. Spätestens wenn Ihr tot seid, werden die Brianer keinen Halt mehr kennen und den Krieg gegen Alsuna eröffnen. Es wird ein kurzer Krieg sein. Ich weiß doch, dass die Brianer mehr Eifer als Verstand haben. Die Stadtwache wird das brianische Heer niederschlagen und den Frieden damit endgültig herstellen. Der Senat hat dafür längst den Weg geebnet. Briangard wird nur noch als eine leer stehende Festung existieren. Und dann ist es Zeit für meinen Auftritt. Bald wird es nur noch ein einziges Heilmittel in Alsuna geben – dasjenige, das ich ihnen anbieten werde. Es wird als das wirkungsvollste gelten und völlig kostenlos sein. Vermutlich wird dieser Keller dann bald zu klein werden.«
    »Ihr habt also das Heilmittel, das allen anderen überlegen ist?«
    »Noch nicht.« Gereon näherte sich ihm und schaute ihn drohend an. Thanos konnte wegen seiner gefesselten Hände nur mit einem festen Blick antworten.
    »Ihr werdet mir dieses Serum geben.«
    »Sagte ich nicht bereits, dass die Seuche unheilbar ist?«
    »Es geht nicht darum, dass die Seuche besiegt wird. Sie wird immer bestehen bleiben. Was ich möchte, ist das Serum, mit dem Eure Anhänger seit Jahren durch die Stadt ziehen und offenbar sehr erfolgreich Tod und Schmerzen für eine Weile vertreiben. Es scheint das einzig wirksame zu sein und Ihr habt es erfunden. Warum sollte ich den Menschen Rettung geben, wenn ihnen Linderung ausreicht? Schließlich sollen sie auch noch in ferner Zukunft auf mein Heilmittel angewiesen sein.«
    »Ihr habt doch sicher ein paar Fläschchen meines Serums hier. Was sollte ich Euch noch geben können?«
    »Ich brauche nicht das Serum, sondern das Rezept. Alles steht bereit. Ihr werdet jetzt und hier das Serum zubereiten und ich schaue Euch zu. So einfach ist das.«
    »Danach werdet Ihr mich endlich töten?«
    »Wenn Ihr das Serum gemischt habt, bekommt Ihr als Belohnung die Wahl, auf welche Weise Ihr sterben wollt.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Ich habe vergessen zu erwähnen, wie wir das Serum testen.« Er wies auf Elena. »Sie wird als Erste kosten. Eure Augen verraten mir, dass Ihr das Leid dieser Frau so schnell wie möglich beendet sehen wollt. Also beeilt Euch. Wenn Ihr Euch nicht sputet, wird sie es wohl nicht mehr lange durchhalten.«
    Thanos warf einen bekümmerten Blick zu Elena, die auf der Bank lag und sich krümmte. An ihren Schläfen traten die Adern hervor.

49. Kapitel
    Nachdem er um den Häuserblock gerannt war, bestieg Levin von der Rückseite her das Dach der Weberei. Er duckte sich, um von den lauernden Stadtwachen nicht gesehen zu werden. Als der richtige Moment gekommen war, sprang er vom Dach auf den Balkon hinunter, packte dabei den Wächter von hinten und knebelte ihn mit dem Seil. Während er ihm mit dem Unterarm die Kehle zusammendrückte, wickelte er das restliche Seil um den Körper des Wächters und zog es fest. Ein ersticktes Jammern war alles, was der Mann von sich geben konnte.
    Levin nahm ihn über die Schulter und schlich ins Innere des Hauses. Welche Ironie, dass er auf solche Weise an diesen Ort zurückkehrte.
    Thekla war an einen Stuhl gefesselt. Sie hatte die Augen geschlossen und döste. Wenigstens hatten die Männer sie ordentlich behandelt, stellte er fest, als er ihr Gesicht im Schein der Lampe betrachtete. Sie schreckte auf, als er den zappelnden Wächter vor ihr auf den Boden fallen ließ und sich an ihre Fesseln

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