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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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herumzuphilosophieren!«, sagte Elena ungeduldig.
    Widerwillig nahm Levin das Seilende und band es an einem Eisenring in der Wand fest.
    »Na los! Beeil dich! Und denk dran: Ich halte eine Waffe auf den Grafen gerichtet. Komm nicht auf die Idee, etwas anderes zu tun, als ich dir gesagt habe.«
    Levin stieg ins Fenster und schaute die beiden noch einmal an. Thanos legte ihm die Hand auf die Schulter. »Sie wird mich nicht erschießen. Leb wohl.«
    Mit betrübtem Gesicht ließ sich Levin, angetrieben durch Elenas bedrohlichen Blick, am Seil herunter. Ohne Eile glitt er an der Außenwand des Hauptturmes hinab und achtete kaum darauf, ob die Wachen ihn sehen konnten. Das Seil endete drei Meter über der Halle. Wenn er jetzt losließ, konnte er nicht mehr zurück. Er warf einen Blick nach oben zum Fenster, wo Thanos ihm nachschaute. Sie nickten einander zu, dann ließ er das Seil los und segelte auf das Steindach. Die Beine federten ihn ab und geduckt huschte er über die Fläche. Er wusste, dass Elena so lange warten würde, bis er in den Fluss gesprungen war. Ihm blieb nichts anderes.
    Er rannte bis zum Rand des Daches und sprang zum zweiten Mal in seinem Leben von diesem Ort in die Stilla hinein. Nur fühlte es sich dieses Mal weitaus schwermütiger an.

45. Kapitel
    »Dafür wird Euch der Erbauer strafen!« Jason warf einen vernichtenden Blick auf den Soldaten. Es war gut, dass er im Moment kein Schwert zur Hand hatte.
    Mit hängenden Schultern stand der Versager vor ihm, im Hintergrund herrschte Aufregung. Jason war im Bereitschaftsraum eingetroffen, kurz nachdem sie den Ausbruch bemerkt hatten. Sofort war die ganze Wache alarmiert worden, überall auf der Festung wimmelte es von suchenden Soldaten.
    »Es tut uns leid, Herr. Eine Frau hat ihm geholfen.«
    »Eine Frau.« Jason kochte. Doch langsam merkte er, wie seine Wut sich zunehmend von den Untergebenen abwendete und gegen sich selbst richtete. Wieso hatte er dieses Weib entkommen lassen? Seine ganze Aufmerksamkeit und seine ganze Leidenschaft hatten in jener Nacht allein Levins Ergreifung gegolten. Er war so davon erfüllt gewesen, diesen Mann scheitern zu lassen, dass er dabei seine Pflicht vergessen hatte. Sofort hätte er reagieren und Levins Partnerin fangen müssen. Seine Gefühle hatten Jason geblendet und nun musste er dafür bezahlen.
    Was würde der Erbauer sagen, wenn er von dem Ausbruch erfuhr? Zwei Tage wären es noch gewesen. Levins Hinrichtung hätte sein Geschenk an den Erbauer vollendet. Es hätte Jason endgültig die Anerkennung verschafft, um die er schon so lange kämpfte. Was war sein Leben ohne die Anerkennung des Erbauers?
    Nein, ich werde sie mir nicht rauben lassen , beschloss er. Ich werde ihn finden. Und diesmal wird er nicht im Gefängnis landen. Er wird nicht erst in zwei Tagen sterben, sondern heute. Heute Nacht.
    Ein Mann von der Palastwache kam auf ihn zugehetzt. Vielleicht hatte er schon etwas Neues für ihn. Wenigstens ein Hinweis musste ihm das Schicksal bereithalten. Doch der Blick des Mannes erinnerte ihn an den des Soldaten, den er soeben zurechtgewiesen hatte. Eine böse Ahnung stieg in ihm auf. Er begann sich von dem Gedanken zu verabschieden, dass er gute Neuigkeiten erhalten würde.
    »Herr, ich habe eine furchtbare Nachricht«, stieß der Wächter panisch hervor, noch ehe er angekommen war. Er blieb vor Jason stehen, schaute ängstlich und sammelte Kraft für das, was er zu sagen hatte.
    »Na los, spuck es aus!«
    »Mein Herr, der Erbauer … er ist … verschwunden.«
    Eine halbe Stunde später saß Jason in voller Rüstung auf seinem Pferd. Im Hof war die gesamte brianische Wache versammelt. Dreihundert Mann legten ihre eisernen Panzer und Schwerter an und machten sich auf die Pferde. Aus den Mündern stiegen Dunstwolken, gelähmtes Schweigen begleitete das Treiben.
    Jason hatte befohlen, dass jeder Soldat, der auf Briangard verfügbar war, sich einfinden sollte. Sie alle hätten ihr Leben dem Schutz des Erbauers geweiht. Heute gelte es, dieses Leben aufs Spiel zu setzen. Niemand solle zurückbleiben. Jeder Einzelne würde gebraucht, wenn es zum großen Kampf käme.
    Eine belebende Anspannung begann seinen Schockzustand abzulösen. Es würde tatsächlich zum großen Aufeinandertreffen kommen. Briangard und Alsuna, zwei unvereinbare Mächte. Er hatte noch nie geglaubt, dass sie dauerhaft nebeneinander würden bestehen können. Ein Tag wie der heutige hatte kommen müssen. Sein Leben lang hatte er es gespürt.
    Jetzt, wo

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