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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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es so weit war, stieg so etwas wie Respekt in ihm auf. Sie waren zahlreich und kampferprobt. Aber würde das genügen? Er war sich ziemlich sicher, dass sie den Erbauer bewusst entführt hatten, um den Konflikt zu provozieren. Das hieß, der Erbauer lebte sicher noch. Das hieß aber auch, dass die Alsuner auf einen Angriff vorbereitet waren.
    Losziehen und abwarten, was kam – Jason sah keine andere Möglichkeit. Wieder einmal mussten sie sich auf ihre Stärke statt auf einen guten Plan verlassen. Doch diesmal hatte er, Jason, die alleinige Befehlsgewalt.
    Sein Stellvertreter ritt ihm zur Seite und wendete seinen Blick zur Menge, die aufbruchbereit war. »Herr, ich denke, wir können losziehen.«
    »Gut. Ich will, dass kein Mann, kein Pferd und keine Waffe auf Briangard zurückbleiben. Es kommt auf jeden Einzelnen an.«
    »Wo wollt Ihr angreifen?«
    »Nun, es ist offensichtlich, dass der Erbauer von den Menschen entführt wurde, mit denen wir verhandelt haben. Sie haben ihren Teil des Abkommens nicht eingehalten. Deshalb beginnen wir bei der Weberei. Sie werden bezahlen.«
    »Herr, die Straßen sind nicht sehr breit. Wie sollen wir dort ein Heer formieren?«
    »Es wird kein langer Kampf werden. Wenn der Erbauer befreit ist, werden wir das Haus in Schutt und Asche legen.«
    Jason wendete sein Pferd und versuchte das Heer zu überblicken. Es war die größte Ansammlung von Bewaffneten, die es auf Briangard je gegeben hatte. Es war die Frucht seiner Arbeit. Wie gern hätte er sich jetzt auf den baldigen Lohn gefreut. Doch er konnte nicht vermeiden, dass in seinem Herzen die Angst vorherrschte: Wenn der Erbauer starb, war das auch sein Ende. Nicht noch einmal versagen!
    Mit einer Handbewegung befahl er, die Brücke herunterzulassen. Er ritt in würdevollem Tempo voraus. Noch vor dem Morgengrauen würden sie dem Feind gegenüberstehen.

46. Kapitel
    Alsuna, Jahr 304 nach Stadtgründung
    Elena hatte ihm Füße und Hände gefesselt, nachdem Merkus und Sandrin ihn auf den Wagen geschafft hatten. Jetzt saß Thanos friedlich auf der Ladefläche ihr gegenüber. Noch immer hielt sie die Waffe in seine Richtung.
    Den ganzen Weg von der Spitze des Hauptturms bis zum Ende des Geheimgangs hatten sie kaum ein Wort gewechselt. Nur ein paar kurze Befehle hatte sie ausgestoßen. Thanos war vor ihr hergegangen und schließlich waren sie beim Grabmal angekommen, wo Merkus und Sandrin sie mit überraschten Gesichtern empfangen hatten.
    Ja, es hatte eine gute Wende genommen. Und doch war da ein Beigeschmack von Enttäuschung. Eigentlich hätte Levin jetzt neben ihr sitzen sollen. Gemeinsam hätten sie den Auftrag zu Ende geführt und sich schließlich in die Arme geschlossen. So hatte es sich zumindest in ihrer Fantasie abgespielt. Stattdessen war sie nun mit ihrer Rache allein und kämpfte mit Zweifeln, ob es richtig gewesen war, Levin laufen zu lassen.
    »Warum bist du nie zu mir gekommen?«, fragte Thanos plötzlich. Sie hatten den Wald hinter sich gebracht und im Mondlicht waren die Gesichter zu erkennen.
    Sie richtete demonstrativ die Armbrust auf sein Herz und schwieg.
    »Ich hätte dir vieles zu sagen gehabt«, sprach Thanos weiter.
    Elena erwiderte noch immer nichts.
    »Du hast sicher einige Dinge nicht verstehen können damals.«
    »Sei jetzt ruhig! Ich will nichts hören.«
    »Du hattest Angst vor mir, nicht wahr?«
    »Ich sagte, du sollst ruhig sein.«
    »Du hast immer noch Angst. Dabei habe ich keine Waffe und bin gefesselt … Bitte verrate mir, was dich an mir abgestoßen hat.«
    »Was mich an dir abgestoßen hat?« Elena schnaubte verächtlich. »Es war doch umgekehrt. Du hast mich wie Abschaum behandelt.«
    »Das ist nicht wahr. Ich habe dich freundlich aufgenommen.«
    »Und doch hast du mich von Anfang an gehasst.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich sagte, ich möchte mich nicht mit dir unterhalten.«
    »Du hast es dir zusammengereimt, nicht wahr? Weil ich Alvin gesagt habe, er kann dich erst heiraten, wenn er zurück ist. Und weil ich ihm zur Vorsicht geraten habe.«
    »Du wolltest mich nicht, das ist es!«
    »Jetzt hör mir zu: Du hast keine Ahnung, wie es ist, nicht zu altern und dabei zu wissen, dass die geliebte Person an deiner Seite eines Tages sterben wird. Für jemanden wie mich und meinen Sohn ist es eine schwerwiegende Entscheidung, die Ehe einzugehen. Ich wollte nicht, dass Alvin leichtfertig damit umgeht.«
    »Hör auf mit dieser Unsterblichkeitsgeschichte! Du hast ihn getötet und dafür hasse ich

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