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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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konnte. »Wir sind die Verstärkung«, hatte Jason gesagt, wenn ihnen jemand über den Weg lief. Und: »Wo geht es zu den Waffen?«
    Jetzt waren sie an der Treppe angekommen und blickten ungläubig in die Halle hinunter. Vom Boden war nichts mehr zu sehen, eine einzige Wasserfläche erstreckte sich vor ihnen. Hinten aus dem Gemäuer schoss ein Wasserstrahl und sorgte für unruhige Wellen.
    Jason und zwei Männer rannten hinunter und riefen irgendetwas. Levin trat an den Rand der Treppe und sah die Körper, die auf dem Boden lagen und ein Dreieck bildeten. Der eine, aus dem ein Pfeil ragte, lag höchst unzufrieden da. Der andere, zu dem sie panisch hinüberstürmten, wirkte so entspannt wie immer, fast, als wäre es ihm egal, wo er sich gerade befand. Und die dritte, bis aufs Gesicht im Wasser versunken, schaute nach oben, als müsste da noch irgendetwas kommen.
    Geistesgegenwärtig flitzte Levin die halbe Treppe hinunter, sprang ins Wasser und eilte zu ihr. Alle anderen gingen zu Thanos und hoben ihn aus dem Wasser. Offenbar lebte er, denn er blinzelte.
    Levin war der Einzige, der sich um Elena kümmerte. Er hob sie auf und legte sie auf die Bank, überall troff das Wasser an ihr herunter. Verzweifelt fing er an, sie zu rütteln, zu rufen, zu tätscheln. »Elena! Wach auf! Du bist nicht tot! Wach auf!« Er hob ihren Kopf, sah in ihr Gesicht, das ganz weiß war und abgekämpft aussah. Er strich ihr das Haar aus der Stirn. Doch ihre Augen wollten sich nicht öffnen.
    »Gib ihr das Mittel«, sagte jemand, ohne dass Levin es beachtete. Er rief weiter ihren Namen, fühlte ihren schwachen Puls. Nein, es war noch nicht zu Ende. Er schüttelte sie wieder.
    »Wie war das?«, sagte er auf einmal und drehte sich um.
    »Das Mittel«, sagte Thanos, der sich halb ohnmächtig, auf zwei Schultern gestützt, die Treppe hinaufschleppen ließ.
    Das Mittel. Welches Mittel? Levin schaute hin und her. Hier gab es jede Menge Flaschen und Töpfe. Welches Mittel meinte Thanos?
    Das Wasser stieg und reichte ihm schon bis zur Wade. Es kümmerte ihn nicht. Auf der Feuerstelle stand ein Topf, aus dem es dampfte. Daneben stand ein Behälter mit einer gelben Flüssigkeit.
    »Na los, kommt endlich!«, rief einer der Männer.
    Levin erinnerte sich an einen Besuch bei Thanos. Aggressive Pflanze , fiel ihm ein. Auf dem Labortisch fand er ein Bündel Zinnkraut, das war eine Heilpflanze, soweit er wusste. Schnell watete er zurück und warf etwas von dem Kraut in die beiden Gefäße. In dem dampfenden Kessel geschah nichts, in dem Behälter mit der gelben Flüssigkeit zischte es auf und das Kraut löste sich binnen Sekunden auf. Das Waffengebräu , dachte Levin und wandte sich wieder dem Kessel zu. Er schnappte sich einen Becher, tauchte ihn in den Kessel und watete zu Elena.
    »Schnell, trink das!«
    Sie zuckte zurück und stieß einen Seufzer aus, als die heiße Flüssigkeit an ihre Lippen kam.
    »Tut mir leid, es geht nicht anders«, sagte er und schüttete das Serum in ihren Mund. Sie verzerrte das Gesicht vor Schmerz, er hielt ihr den Mund zu. »Komm, wir schaffen es.« Er warf sie sich über die Schulter und schritt durch das kniehohe Wasser zur Treppe.
    Zwei der Männer warteten oben auf ihn. Sie marschierten mit gezogenen Schwertern voraus. Die übrigen Männer waren mit Thanos schon losgegangen. Als sie den Hausflur erreichten, wunderten sie sich, dass niemand hier war. Rechts ging es zum Hinterausgang am Fluss, links zur Vordertür. Jemand rief sie von dort herbei. Es war Jason.
    Kurz darauf standen sie vor der Haustür auf dem Platz und sahen das Heer der Stadtwache, das den Platz und das Haus umstellt hatte. Die Schlacht war vorüber. Die alsunischen Kämpfer hatten ihre Meskanwaffen auf einen Haufen gelegt, die Brianer standen oder saßen erschöpft daneben. Überall wurden Verletzte versorgt. Levin hüllte Elena in Decken und beobachtete, wie sie mehr und mehr zu sich kam. Weiter drüben kümmerten sich ein paar Leute um Thanos, der nach kurzer Zeit aufstand, sich immer wieder den Kopf hielt und versuchte, einen Überblick zu bekommen.
    Später standen sie vor der Haustür beisammen: Thanos, Jason, Levin, Thekla, der Kommandant der Stadtwache und Senator Alkis.
    »Ich ritt zur Kaserne«, erzählte Thekla. »Auf dem Weg fiel mir ein, dass ich es allein schwer haben würde, einen Befehl der Stadtwache zu ändern. Ich wusste, dass Senator Alkis nicht weit entfernt wohnt. Also suchte ich ihn auf und bat ihn mitzukommen. Als wir bei der Kaserne

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