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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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Bürger in einem haltlosen Durcheinander ihre Empörung, ihre Zustimmung oder ihre Vorschläge durch den Raum brüllten. Immer wieder kam es zum Streit zwischen Bürgern auf der einen Seite der Galerie und denen auf der anderen. Es schien beinahe, als sei es nicht mehr der Senat, der die Verhandlungen führte. Aus diesem Grund hatte man irgendwann angefangen, Wachen im Raum aufzustellen, die jeden Zuschauer zurechtwiesen, der etwas zu deutlich seine Stimme erhob. Seitdem wurden die wöchentlichen Sitzungen weniger besucht.
    »Es ist kein tolerierbarer Zustand«, sagte Maxim, einer der Kaufmänner, »dass die Anzahl der angebotenen Heilmittel in dieser Stadt nicht mehr zu überschauen ist. Vor allem bereitet es mir Unbehagen, dass es kaum mehr möglich scheint, sie auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Woher stammt das Mittel? Wer braut es zusammen? Aus welchen Stoffen besteht es? Niemand kann das sagen, wenn er ein solches Fläschchen von einem Straßenhändler angeboten bekommt. Nur ausgezeichnete Mediziner sind in der Lage, ein solches Urteil zu treffen. Und wir sollten nur diesen Medizinern die Erlaubnis dazu erteilen.« Er setzte sich wieder.
    Philus wies auf den bulligen Zimmermann, der sich zu Wort gemeldet hatte und nun von seinem Platz aufstand.
    »Verehrte Senatoren, die Sache mit den Heilmitteln mag für einige ein Problem sein. Aber wenn wir zu viel darüber reden, vergessen wir ein wesentlich größeres Problem: die Seuche selbst. In meinem Wohnbezirk hat sie sich im vergangenen Jahr weit schneller ausgebreitet als in den Jahren davor. Ich kenne Familien, in denen bereits Kinder mit Blutstauungen zur Welt kamen und nach kurzer Zeit starben. So etwas gab es vor einigen Monaten noch nicht.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«, warf einer der Kaufmänner ein. »Dass wir eine schwierige Seuche zu besiegen haben, ist uns allen klar.«
    »Trotzdem scheint es mir manchmal«, gab der Zimmermann zurück, »als wären wir uns hier nicht über den Ernst der Lage im Klaren. Ich behaupte: Bald wird die Ausbreitung der Seuche so schnell vorangehen, dass wir im Senat nur noch zuschauen können. Jetzt ist die Zeit, nach Lösungen zu suchen.«
    Als der Redner sich wieder setzte, erntete er missmutige Blicke von den meisten, auch wenn an einigen Stellen im Publikum genickt wurde. Manche seiner Genossen schauten nach unten, weil sie sich ihrer Zustimmung schämten. Maxim tat den Beitrag mit der Bemerkung ab, dass man wieder einmal Gefahr laufe, die konkreten Anliegen aufgrund von emotionalen Allgemeinaussagen aus den Augen zu verlieren.
    »Vielleicht ist die Seuche in Eurem Stadtviertel noch nicht angekommen«, wehrte sich der Zimmermann, »aber wenn es so weit ist, werdet auch Ihr mein Problem für ein konkretes Anliegen halten.«
    Jetzt stand Alkis auf, ein junger Mediziner, der neben der Witwe Thekla seinen Platz hatte. »Glaubt Ihr nicht, dass der Senat sich der Sache schon vor Jahren angenommen hat, als er den Grafen seiner Herrschaft enthob? Er wurde als Urheber dieser schrecklichen Seuche ausgemacht und wir haben Konsequenzen gezogen. Ich stimme zu, dass es nun wichtig ist, dem panischen Umgang mit der Seuche mit viel Vernunft zu begegnen und das Problem mit den Heilmitteln zu regeln. Doch zugleich müssen wir den Menschen klarmachen, dass sie mit ihrem Aberglauben das zerstörerische Werk des Grafen geradezu fördern.«
    Zum ersten Mal seit langer Zeit sprang ein Mitglied des Senats auf und platzte dem Mediziner mit wutschnaubender Miene ins Wort. Es war ein kleiner dunkler Mann, der aus dem Arbeiterviertel stammte und ganz außen saß. Mit hitziger Stimme fauchte er: »Ich protestiere! Ich fühle mich beleidigt durch Eure Worte. Ich weiß schon lange, dass Ihr uns und unsere Meinung verachtet und uns nur deshalb duldet, weil Ihr Frieden wollt …« Sein Nachbar hielt ihn am Arm, wollte ihn beruhigen, doch er riss sich los. »Lass mich, ich muss das sagen: Ihr habt uns verloren, wenn Ihr weiterhin die Lüge verbreitet, dass der Graf an dem Unheil schuld sei. Und ich werde diesen Senat verlassen, wenn Ihr die Ordensgemeinschaften dieser Stadt als Abergläubige beschimpft. Ihr glaubt nicht an die Heilkräfte der Priester, ich tue es. Also: Wollt Ihr mich deshalb abergläubig nennen? Los, tut es doch!«
    Alkis lachte nur, Philus wies den Minenarbeiter zurecht. Er habe sich nicht gemeldet und er habe sich an die Regeln der Höflichkeit zu halten. Der Arbeiter setzte sich und verschränkte die Arme.
    »Wie ich sehe«,

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