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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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den Raub bemerken?«
    »Er wird noch mindestens eine Stunde nicht in die Scheune gehen und wenn er es tut, wird er keine Ahnung haben, wo er suchen muss.«
    »Er wird also nicht auf die Idee kommen, dass du ihm die Ochsen nach Briangard entführst?«
    »Würdest du auf diesen absurden Gedanken kommen?«
    Levin verneinte. Im Grunde machte er sich keine Sorgen wegen des Vaters. Sobald sie in der Festung waren, würde er ihnen keine Schwierigkeiten machen können. Levin merkte, dass er Elena nur deshalb gefragt hatte, weil ihn ihr Verhältnis zu ihrem Vater interessierte.
    »Dein Vater scheint kaum noch über dich Bescheid zu wissen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Sonst hättest du ihn einfach gebeten, dir den Karren für einen Tag zu überlassen.«
    »Und ihm gesagt, dass ich nebenbei einen Alsuner in die Festung schmuggle?«
    »Wenn er dir vertrauen würde, hätte er nicht nachgefragt.« Er schaute zu ihr hinüber, weil sie nicht gleich antwortete. Ihr Blick war auf die Zügel vor sich gerichtet. Ihre Worte gingen beim Holpern der Räder fast unter: »Er vertraut mir schon lange nicht mehr.«
    Sie schwiegen und Levin heftete seinen Blick auf das wackelnde Hinterteil des Ochsen vor ihm. Er spürte, dass das Gefühl von Fremdheit, das er grundsätzlich gegenüber jedem Menschen besaß, allmählich abnahm. Vielleicht fing er gerade deshalb an, ihr zu vertrauen, weil sie selbst niemandem mehr zu trauen schien.
    »Werden wir ein gutes Winzerpaar abgeben?«, fragte er sie nach einer Weile.
    »Das hängt davon ab, ob du dich an meine Vorgaben hältst.«
    »Wenn ich deine Vorgaben befolge«, gab er empört zurück, »dann bin ich eine schweigende Statue, die von einem machtbesessenen Weib mitgeführt wird. Sie werden mich nicht für deinen Ehemann halten.«
    »Unsinn, sie werden nicht weiter darüber nachdenken, wenn du es schaffst, deine Schnauze zu halten.«
    »Ach ja? Du befürchtest also, ich würde uns verraten, wenn ich mich ganz normal mit ihnen unterhalte?«
    »Unter Umständen, ja.«
    »Wofür hältst du mich?« Levin wurde rot, obwohl er das nicht wollte.
    »Keine Ahnung. Du sagst es mir ja nicht.«
    »Was ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass es mir nicht schwerfällt, etwas zu verbergen.«
    »Glaube mir, ich weiß besser, wie man mit diesen Leuten umgeht. Ich habe mich jahrelang darin geübt, sie an der Nase herumzuführen.«
    »Na schön, ich werde vorerst schweigen. Aber vergiss nicht, dass ich dich bezahle.«
    Sie führte den Karren um die letzte Kurve. Bald waren sie am Ende des Sträßchens angekommen, die Zugbrücke lag vor ihnen. Sie mussten anhalten. Der dicke, kahlköpfige Tormeister wurde von zwei Wachsoldaten unterstützt, die mit Spießen ausgerüstet waren. Oben auf der Mauer standen Armbrustschützen.
    »Ihr kommt sehr früh am Morgen«, sagte der Meister und trat an den Karren heran. »Was habt Ihr dabei?«
    »Fünf Fässer Rotwein für die Kaserne.«
    Er widmete der Ladung keinen Blick, sondern schaute nur grimmig in ihre Gesichter. »Ich habe Euch noch nie gesehen. Wer seid Ihr?«
    »Unser Weingut liegt im westlichsten Teil des Bauernviertels. Wir haben erst angefangen.«
    »Das ist also Eure erste Lieferung?«
    »So ist es«, antwortete Elena.
    Levin biss sich auf die Unterlippe. Jede Besonderheit wollten wir doch vermeiden , dachte er sich. Am besten gar nicht groß mit ihm ins Gespräch kommen. Wer weiß, wann sie sich verplappert?
    »Wir brauchen keinen Wein mehr«, sagte der Tormeister. »Die Männer saufen ohnehin zu viel. Wer hat Euch gebeten, die Kaserne zu beliefern?«
    »Es ist …« Elena druckste herum. »Nun, wir sind tatsächlich zum ersten Mal hier. Wir hatten gehofft, dass man uns die Ware abnehmen würde.«
    »Ich traue nur Leuten, die ich kenne«, sagte der Meister, ging um den Karren herum und fuhr mit der Hand über die Fässer. »Euch kenne ich nicht und Ihr seid nicht angemeldet.«
    »Aber mein Herr«, sagte Elena und stieg vom Karren, »ist es nicht so, dass jeder einmal anfängt? Gewiss, wir hätten uns anmelden sollen. Ihr müsst uns diesen Fehler verzeihen. Es ist guter Wein, den wir dabei haben; sicher findet Ihr einen Platz, wo Ihr ihn lagern könnt.«
    »Ich sagte, die Kaserne hat keinen Bedarf.«
    »Es muss nicht die Kaserne sein«, sagte Elena.
    Levin biss sich die Lippe beinahe blutig. Er krallte sich mit den Fingern in das Sitzbrett, während er die Umgebung unauffällig nach Fluchtwegen absuchte.
    »Ihr wollt also einfach nur Euren Wein loswerden«, stellte der

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