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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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gespannt.«
    »Punkt fünf: Der Senat fordert den Grafen auf, seine Kenntnisse zur Verfügung zu stellen, die uns helfen, ein wirksames von einem betrügerischen Heilmittel unterscheiden zu können.«
    Thanos lachte laut auf. »Ihr habt recht. Diese Forderung ist neu. Ich will sie euch gern erfüllen. Meine Kenntnis besagt, dass es kein einziges wirksames Heilmittel gegen die Seuche gibt. Ein einfacheres Kriterium kann ich euch nicht geben.«
    »Natürlich geht es nicht um eine vollständige Heilung«, fiel ihm Thekla ins Wort. »Es geht um die Frage, mit welchen Mitteln der Schmerz gelindert und der Tod hinausgezögert werden kann.«
    »Verstehe. Aber ist das nicht einfach? Wenn es den Leuten hinterher besser geht, ist das ein guter Hinweis darauf, dass ein Mittel wirkt.«
    Eine Weile setzten sie die Diskussion auf diese Weise fort. Gereon verlas einen Punkt nach dem anderen, Thanos antwortete, wenn nicht mit einem Nein, dann mit einer nahezu inhaltsleeren Aussage. Die beiden Gäste tauschten frustrierte Blicke aus, ehe der Graf sagte: »Darf ich zwischendurch auch eine Forderung stellen?«
    Gereon schaute irritiert auf. »Einen Punkt haben wir noch.«
    »Der kann warten. Also darf ich?«
    »Bitte schön.«
    »Ich fordere meine Stadt zurück. Wie sieht es aus?«
    Gereon und Thekla schauten sich gequält an, Thanos setzte ein bittersüßes Lächeln auf. »Verzeiht mir diese Forderung. Aber diesmal seid Ihr diejenigen, die keine hilfreiche Antwort geben können.«
    Die beiden Senatoren schwiegen verlegen.
    »Ich will unseren diplomatischen Bemühungen wirklich nicht im Wege stehen. Aber wir gehen jeweils von Grundannahmen aus, die schwer miteinander zu vereinen sind.«
    »Lasst Ihr mich dennoch meinen letzten Punkt verlesen?«, fragte Gereon.
    »Aber gerne doch.«
    »Der Senat bittet den Grafen um eine Stellungnahme. Als symbolisches Oberhaupt dieser Stadt soll er deutlich machen, dass er gewalttätige Auseinandersetzungen, die seiner Person wegen geführt werden, nicht gutheißt.«
    Gereon legte die Liste ab und schaute den Grafen wenig erwartungsvoll an. Thekla schien auch diesen Punkt schnell hinter sich bringen zu wollen.
    »Gewalttätige Auseinandersetzungen«, sagte Thanos nachdenklich.
    »Ja. Vielleicht habt Ihr hier oben keine Vorstellung davon«, ergänzte Gereon. »In Alsuna gibt es äußerst unschöne Konflikte zwischen den befeindeten Gruppen – Euretwegen. Das mag Euch stolz machen, doch wenn Ihr beweisen wollt, dass es Euch wirklich um die Stadt geht, wie Ihr immer sagt, dann solltet Ihr hier ein Zeichen setzen. Der Orden der Redlichkeit hält sich mit Gewalttaten zurück, wiegelt aber das Volk auf. Der Meskanbund dagegen kennt keine Hemmungen, Anschläge auf Menschen zu verüben, die sich gegen den Grafen äußern. Von den Rittern von Alsuna brauche ich Euch ja nicht zu erzählen. Der Senat wäre genauso froh wie Ihr, wenn diesen selbst ernannten Rittern das Handwerk gelegt würde.«
    Levin studierte die Gesichter. Besonders die Blicke von Thekla und Thanos interessierten ihn. War es denn so einfach? Genügte es, dass Thekla ihm gegenüber die größte Gleichgültigkeit zeigte, um nicht als seine Partnerin erkannt zu werden? Levin musste sich eingestehen, dass er nichts gemerkt hätte, wenn ihm nicht das Buch in die Hände gefallen wäre. Dass ich hier stehe und mich einmische, damit hättest du nicht gerechnet, liebe Witwe.
    »Wenn ich eine solche Erklärung abgäbe«, setzte der Graf fort, »würde es dann nicht aussehen, als nähme ich die Schuld für die Konflikte auf mich?«
    »Keineswegs«, sagte Thekla. »Es ist eine Frage, wie Ihr Euch ausdrückt.«
    »Hm …« Thanos kratzte sich am Bart. Sein Blick sagte, dass er nicht darauf eingestellt war, zum ersten Mal eine Forderung des Senats zu erfüllen. Doch sein Zögern schürte die Spannung. Er wandte sich an Levin. »Was würdest du sagen, mein lieber Linus?«
    Plötzlich richteten sich alle Blicke auf ihn. Levin setzte seine ganze Willenskraft ein, um die Röte zu bezwingen, die in sein Gesicht steigen wollte. Der Graf hatte seinen Leibwächter in eine politische Diskussion einbezogen. Gereon fand ein anerkennendes Lächeln, Thekla schaute ihn befremdet, aber nur flüchtig an. Die Gesichter der Stadtwachen sah er nicht, aber insgeheim weidete er sich an der Überlegenheit, die Thanos ihm verschafft hatte.
    »Nun … äh … Gewalt zu verhindern ist immer ein Ziel des Erbauers gewesen. Nicht umsonst finden sich in diesem Palast so gut wie keine

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