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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Braun
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scharfen Blick auf Thanos. »Hast du nicht diese verfluchte Seuche in die Welt gesetzt? Du hast doch dieses Gift zusammengebraut und jetzt wird Elena dafür büßen!«
    »Das glaubst du also.« Thanos’ Gesicht verfinsterte sich.
    »Warum sollte ich es nicht glauben? Du hast mir nie das Gegenteil bewiesen.«
    »Du glaubst den Menschen mehr als deinen eigenen Gefühlen.«
    »Woher willst du wissen, was ich fühle?«
    Thanos griff nach Levins Hand. Seine Augen wurden feucht. »Zumindest weiß ich, wie es sich anfühlt, die eigene Frau zu verlieren.« Levin schaute fragend auf. »Freilich, als Unsterblicher wusste ich, dass der Tag kommen würde, an dem sie geht und ich hierbleibe. Aber ich fand, dass es zu früh war. Sie konnte ihren Sohn gerade einmal in Händen halten, ehe sie starb. Aber nun ja, dafür habe ich ihn umso mehr geliebt.«
    »Das wusste ich nicht«, sagte Levin beschämt.
    »Nur wenige wissen das noch. Man redet wenig darüber auf Briangard. Damals gab es nichts, was man hätte tun können. Für dich gibt es wenigstens Hoffnung.«
    »Was meinst du damit?«
    »Lass uns ins Labor gehen.« Während er zur Tür schritt, schien Thanos sich wieder zu fangen und zu einem sachlichen Ton zurückzufinden. »Ich hoffe, das zerstört dir nicht den gemütlichen Abend.«
    Sie betraten das Labor. Thanos stellte einige Gefäße auf, betrachtete ein Glas und zeigte es Levin. »Dies hier ist das Gift, wie du es bezeichnest. Trink einen Schluck daraus und die Seuche ist in dir.«
    Levin schaute sich das Glas entsetzt an. Die Flüssigkeit war fast durchsichtig und sah völlig harmlos aus.
    Wie viel man davon wohl in den Fluss kippen musste, um die Stadt ins Unglück zu stürzen?
    Thanos schien Levins Gedanken zu ahnen. »Weißt du, wie es zustande kommt?«
    »Ich kann es mir denken. Es hat mit Meskan zu tun.«
    »So ist es. Aber Meskan allein richtet nichts aus. Das Reimutgebirge besitzt eine Menge giftiger Pflanzen. Einige davon sind, wie ich dir schon gesagt habe, äußerst aggressiv. Es gibt da eine Pflanze, die nichts anderes tut, als sich um ihre Nachbarpflanzen zu schlingen, sie sterben zu lassen und dann die nächste anzugreifen. Vermische den Saft dieser Pflanze mit Meskan und du hast die Seuche. Das Meskan wird vom aggressiven Geist der Pflanze erfasst und beginnt, sich auf die Blutbahnen zu stürzen, wenn es in einen Menschen gelangt.«
    »Und kein Mensch ist bisher darauf gekommen?«
    »Oh doch. Es ist leicht, diesen Stoff herzustellen. Wer die Wirkung der Pflanze kennt und ein bisschen etwas von Meskan versteht, hat es nicht schwer.«
    »Warum hast du dieses Gift in deinem Labor?«
    »Ich kann den Feind nur bekämpfen, wenn ich ihn kenne. Seit Jahren tue ich nichts anderes, als den Stoff zu suchen, der die Seuche endgültig besiegt. Vielleicht gibt es ja irgendwo eine Pflanze, die eine Gegenwirkung besitzt. Aber bislang war das aussichtslos. Dann gibt es da noch einen unmöglichen Weg: Das Blut eines Sterblichen, der die Seuche besiegt hat, könnte neue Lebenskraft im Meskan erzeugen und damit ein Gegenmittel ermöglichen.«
    »Aber die Seuche ließe sich nur mit diesem Mittel besiegen. Ein Teufelskreis.«
    »Genau das ist es.« Thanos stellte das Glas ab und atmete schwer durch. »Genau das ist es.« Er redete immer langsamer, seine Stimme hörte sich kratzig an. Levin traute sich nicht, weiterzufragen.
    Zu seiner Überraschung fasste sich Thanos wieder. »Wenn wir versuchen, durch das Meskan Dinge zu erreichen, zu denen wir nicht bestimmt sind, dann hat das schlimme Folgen. Ich sage dir das, weil ich dich warnen will. Du hast ein hohes Amt. Aber glaube nicht, dass du mehr sein kannst, als es für dich bestimmt ist.«
    »Wie es schon einmal geschehen ist?«
    »Ich habe dir von Gereons Großvater erzählt. Tychon. Ich mochte ihn sehr. Ich habe ihm alles über das Meskan beigebracht und ihm viele Freiheiten geschenkt. Doch er konnte nicht damit umgehen. Er wollte mehr. Er wollte meine Unsterblichkeit. Weil er sie nicht selbst erschaffen konnte, glaubte er, er könne sie mir irgendwie abnehmen. Ein Narr!«
    »Was hast du mit ihm gemacht?«
    »Ich habe ihn verbannt. Er sollte wieder ein normales Leben in der Stadt führen und lernen, nicht höher von sich zu denken, als ihm gebührt. Soweit ich weiß, hat er am Ende seines Lebens eingesehen, dass meine Unsterblichkeit nicht zu erlangen ist. Es hat gewirkt: Tychons Söhne und Enkel sind diesem wahnsinnigen Einfall nicht nachgegangen.«
    Während Levin zuhörte,

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