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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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er.
    Kriss hörte das Klatschen großer Wassermassen durch das Singen der Antriebe. Sie erlaubte sich ein leises Aufatmen und hoffte, dass die beiden Krieger vor dem Dorf es schaffen würden, alle übrigen Flammen zu löschen.
    »Die Insel, Doktor.« Ungeduld schwang in Ruhndors steinerner Stimme mit.
    Kriss trotzte seinem Blick ohne Furcht – etwas, das sie bei ihrer letzten Begegnung nicht geschafft hatte. »Wenn ich Euch dorthin bringe, lasst Ihr uns dann frei?«
    Der General drehte seinen Gehstock. »Wir werden sehen.«
    Kriss blieb ein bitteres Lachen im Halse stecken. Er würde sie beide umbringen, das war klar. Wenn sie ihm gaben, was er haben wollte, hatte keiner von ihnen noch irgendeinen Wert für ihn. Es sei denn ...
    »Ich werde es Euch sagen«, erklärte Kriss ungerührt. »Unter einer Bedingung!«
    Die grüne Kristalllinse schien für einen Moment aufzuglühen. »Ihr seid nicht in der Lage, Bedingungen –«
    »Wir gehen mit auf die Insel. Es wird dort Fallen geben, die vielleicht nur ich entschärfen kann. Ihr glaubt doch nicht, dass die Dalahaner ihre Schätze unbewacht gelassen haben? Und ich glaube kaum, dass sonst jemand an Bord Erfahrungen mit ælonischen Grabräuberfallen hat!«
    Ruhndors Blick durchbohrte sie. Kriss ließ es an sich abprallen, doch in Gedanken kreuzte sie die Finger. Bittebittebitte! Sie konnte Lians Anspannung am eigenen Leib spüren. Ihre Fesseln begannen ihr weh zu tun, aber sie ignorierte den Schmerz, so gut sie konnte.
    »Hauptmann Dorello«, sagte der General schließlich.
    »General?«
    »Doktor Odwin und ihr ... Assistent werden uns begleiten.«
    »Zu Befehl.« Ein anerkennendes Grinsen lag auf Dorellos Lippen, als er Kriss ansah, aber die eiserne Faust, die ihr Herz gefangen hielt, wollte sich nicht lösen. Ihr war klar – genau wie Lian, wenn sie seine Miene richtig deutete –, dass sie ihnen damit nur einen kurzen Aufschub bis zu ihrer Exekution erkauft hatte. Dalahan war ihre letzte Möglichkeit zur Flucht.
    Mit dem gleichen, unberührten Tonfall wie zuvor fragte sie:
    »Wollt Ihr uns nun endlich verraten, was Ihr auf der Insel zu finden hofft, General?«
    Er drehte seinen Stuhl von ihnen fort. »Geduld, Doktor«, sagte er. »Ihr werdet es bald erfahren.«

Die Insel der Toten
    »Setzt Kurs nach Nordosten«, sagte Kriss. Sie glaubte, den Hauch eines Lächelns auf Ruhndors Lippen zu sehen. Vielleicht bekam sie auch nur allmählich Wahnvorstellungen.
    »Steuermann, Ihr habt den Doktor gehört!«
    »Zu Befehl, General!«
    Kriss sah zu Lian. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als mit ihm zusammen weit, weit weg von hier zu sein, um ihm alles sagen zu können, was sie fühlte. Aber Ruhndor würde sie keinen Moment unbewacht lassen.
    Das Schiff flog singend über den Urwald dahin. Es schien nur Momente zu dauern, dann breitete sich der Strand vor ihnen aus. Kriss erschrak, als sie dort unten, winzig und verletzlich, Lorgis, Barabell, Nesko und die anderen Matrosen im Kreis der Kinder der Erde ausmachte, die Hals über Kopf vor dem Schatten der Morgenstern flohen. Also hatten sie es nicht rechtzeitig zu den Höhlen geschafft ... Kriss hörte Lian fluchen.
    »Sieht aus, als hätten wir den Rest der Bagage gefunden«, sagte Dorello.
    »Großer Weltengeist!«, rief der Maat aus. »Was sind das für Kreaturen?«
    »Ælonische Monstrositäten«, sagte der General.
    »Ihr habt versprochen –!«
    »Ich habe versprochen, die Eingeborenen in Frieden zu lassen, Doktor. Von den anderen Mitgliedern Eurer Expedition war keine Rede. Herr Hauptmann, holt sie an Bord!«
    »Zu Befehl!« Während Dorello die Order weitergab, funkelte Kriss den General an. Es beeindruckte ihn nicht im Geringsten.
    »Sprecht zu ihnen, Doktor. Macht ihnen klar, dass Widerstand nur Blutvergießen nach sich ziehen wird.« Er deutete zu einem Sprechrohr.
    Kriss zögerte, suchte nach irgendeinem Ausweg, aber sie fand keinen. Widerwillig bewegte sie sich zu dem Rohr aus Messing. Ihre Stimme hallte zehnfach verstärkt durch den Himmel: »Hier ... hier spricht Krisstenja Odwin.« Sie schloss die Augen. »An die Matrosen der Windrose : bitte ergebt euch, andernfalls ... wird der General das Feuer auf euch eröffnen. Er hat versprochen, die Insel der Kinder zu verschonen, wenn wir ihn nach Dalahan führen. Bitte fügt euch. Man wird ... man wird euch anständig behandeln, da bin ich sicher.« Sie verachtete sich dafür, die Männer und Frauen derart zu belügen.
    Als sie durch das Brückenfenster sah,

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