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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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fand sie Orrm inmitten seiner Leute wieder. Ihre Blicke trafen sich. Es tut mir leid , sagte sie stumm, ohne zu wissen, ob er sie verstand. Sie hatte sich so sehr gewünscht, ihm zu zeigen, dass Menschen auch zu etwas anderem fähig waren als Gewalt.
    Die Kinder der Erde zogen sich von den Matrosen zurück. Kriss sah, wie Lorgis versuchte, seine Kameraden davon zu überzeugen, dass es besser war sich zu stellen. Die Höhlen waren noch zu weit entfernt und sie würden mit bloßen Händen in das Feuer der Graujacken laufen.
    Letztlich fügten sich die Luftfahrer. Einer nach dem anderen blieben sie stehen und hoben die Hände. Keiner von ihnen war besonders versessen darauf zu sterben. Vielleicht vertrauten sie auch darauf, dass die Expeditionsleiterin einen Plan hatte, der ihnen später zur Flucht verhalf. Dieser Gedanke legte sich wie eine Schlinge um Kriss’ Hals.
    Die Morgenstern ließ sich auf dem weißen Sand nieder. Graujacken schwärmten aus. Mit vorgehaltenen Waffen trieben sie die Matrosen in Gruppen von vier oder fünf Mann an Bord.
    »Was habt Ihr mit ihnen vor?« Lians Stimme war kalt und schneidend wie eine Klinge.
    »Sie werden in einem der Frachträume untergebracht«, erklärte Ruhndor. »Ihr weiteres Schicksal hängt ganz von Eurer Mitarbeit ab.«
    Deswegen hatte er sie also mitgenommen, erkannte Kriss, als weiteres Druckmittel. Sie hasste den Mann von Augenblick zu Augenblick mehr. »Und die Inselbewohner?«
    »Ich stehe zu meinem Wort«, sagte der General. »Ihnen wird nichts geschehen.«
    Es war keine Lüge. Nachdem die Matrosen an Bord waren, hob das Schiff wieder ab. Orrm und sein Volk wurden bei ihrer Flucht nicht behindert. Kriss wünschte sich, sie hätte sich auf andere Weise von den Kindern der Erde verabschieden können. Sie wusste, dass sie sie niemals wiedersehen würde.
    »Kopf hoch, Doktor«, sagte Markon Dorello. »Ihr seid immerhin dabei, Archäologiegeschichte zu schreiben!«
     
    Dalahan.
    Ein Teil von ihr hatte nie ganz daran geglaubt, die Insel tatsächlich einmal zu sehen, geschweige denn sie zu betreten. Ein Teil von ihr hatte sie immer für ein Märchen gehalten, einen Traum – etwas, das man nie finden würde und das einen deswegen immer weiter antrieb.
    Dalahan.
    Erinnerungen wurden wach. Wie Bria ihr bei Kerzenschein die Legenden von der Insel erzählte, während Kriss in ihrem Bett lauschte und ihre Fantasie Bilder von diesem Ort malen ließ. Eines Tages gehen wird dort hin! , hatte sie ihrer Mutter versprochen. Eines Tages finden wir Dalahan und zeigen allen, dass es sie wirklich gibt! Und Bria hatte ihr lächelnd die Stirn geküsst. Das wäre schön , hatte sie gesagt.
    Dalahan.
    Sie dachte daran, wie viele Abenteurer und Forscher vor ihnen von der Suche nach der Insel nicht zurückgekehrt waren. Und auch sie würde ihre Heimat nie wiedersehen, die Universität ... und Alrik. Sie war zum ersten Mal in ihrem Leben verliebt, wirklich verliebt, aber sie hatte keine Chance, es zu genießen, mit Lian zusammen glücklich zu werden. Wahrscheinlich würde sie auf Dalahan sterben.
    »He«, sagte Lian leise. Er zeigte ein Lächeln. »Wir steh’n das durch. Irgendwie.«
    »Ja.« Kriss versuchte, das Lächeln zu erwidern. »Irgendwie.« Sie wollte nach seiner Hand fassen, aber die Fesseln erlaubten es ihr nicht. Sie wollte ihn küssen, doch Ruhndors Leute würden das nicht zulassen.
    Sie stellte sich Lorgis und die anderen vor, wie sie zusammengepfercht im Frachtraum gegen die stählernen Wände hämmerten. Das Leben der Matrosen lag jetzt in ihrer Hand, genau wie das von Lian. Sie zuckte zusammen, als sie Kapitän Bransker wieder vor sich sah, sein Blick starr und leer, die rauchende Wunde über seinem Herzen.
    »Wir sind da«, sagte sie irgendwann. Der Flug zur Insel war wie ein böser Traum vergangen. »Dalahan liegt direkt voraus.«
    Dorello und der General sahen sie an. »Hier draußen gibt es nichts außer Wasser«, sagte der General mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich hatte Euch für klüger gehalten!« Auf einen Wink von ihm hoben seine Leute die Waffen. Kriss spürte den Lauf einer Pistole an ihrem Hinterkopf. » Wo ist die Insel, Doktor? «
    Es war das erste Mal, dass sie erlebte, wie Ruhndor die Beherrschung verlor.
    »Ihr seid zu tief geflogen, General«, sagte sie, verblüfft über die Ruhe in ihrer Stimme. »Die niedrige Wolke da vorn – das ist die Insel.«
    Ruhndors falsches Auge justierte sich surrend. Der General blickte hinaus in den Himmel – zu der

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