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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Doktor!«
    »Diese Insel –«, begann Kriss.
    »Verratet diesen Lumpen nichts!«, bellte der Kapitän.
    So schnell, dass die Bewegung verwischte, richtete sich der Pistolenlauf auf Bransker. Dorellos Waffe spie Rauch und Feuer.
    Der massige Leib des Kapitäns wurde einmal geschüttelt. Bransker ächzte und starrte auf das rauchende Loch über seinem Herzen. Seine Augen wurden groß. Er setzte zum Sprechen an. Dann fiel er um wie ein gefällter, kleiner Baum.
    »Nein!« Mit brennenden Augen fiel Kriss auf die Knie, fasste Branskers Schultern. »Kapitän!«, rief sie aus. »Kapitän!« Doch Bransker antwortete nicht.
    »Du schessk verdammtes –!«, setzte Lian an, aber Dorello richtete nur seine Pistole auf ihn. »Sei so gut, und halt den Mund, Kleiner.«
    »Na los, schieß doch!«, höhnte Lian. »Worauf wartest du?«
    »Auf die Entscheidung des Doktors.« Dorello starrte Kriss drohend an und sie erkannte zum ersten Mal, was er wirklich war: ein Mörder, kalt und gewissenlos.
    Kriss sah den Kapitän vor sich liegen, die leeren Augen zum Himmel gerichtet, sein Mund offen wie vor Staunen, und sie dachte an seine kranke Frau zu Hause in Miloria, die nun vergeblich auf ihn warten würde.
    Ein nie gekannter Zorn raubte ihr den Atem, ließ sie vor Hilflosigkeit zittern. Sie sah die auf Lian gerichtete Waffe, die Musketen, die die Graujacken auf sie hielten, und Dorellos auffordernden Blick. Sie hatte nie zuvor einem Menschen den Tod gewünscht.
    Ihr Blick flog hinauf zur Brücke der Morgenstern . Zum ersten Mal konnte sie dort den Umriss des Generals ausmachen. Er hatte alles mitangesehen ohne sich zu rühren, wie ein Zuschauer im Theater.
    »Wenn ich es Euch verrate, lasst Ihr dann die Inselbewohner in Frieden?«, rief sie, aber sie sprach nicht zu Dorello.
    »Die Eingeborenen hier interessieren mich nicht, Doktor«, antwortete Ruhndors ælonisch verstärkte Stimme. »Nur die Insel.«
    »Gebt mir Euer Wort!«
    »Als ob das was nutzen würde!«, murmelte Lian düster.
    »Ihr habt mein Wort, Doktor«, antwortete Ruhndor.
     
    Die Graujacken hatten seit dem Kap der Bösen Vorahnung dazugelernt. Sowohl Kriss als auch Lian wurden die Hände auf dem Rücken gefesselt, bevor man sie an Bord der Morgenstern brachte. Zudem behielten gleich vier Soldaten sie im Auge. Kriss’ Magen machte einen Satz, als das Schiff abhob.
    »Bringt mich unverzüglich zum General!«, forderte sie.
    »Mit dem allergrößten Vergnügen, Doktor!« Dorello hatte seine Maske falscher Freundlichkeit wieder aufgesetzt. Dass er eben einen Menschen getötet hatte, schien ihn nicht weiter zu kümmern. »Wenn Ihr mir bitte folgen wollt?«
    »Hast du einen Plan?«, flüsterte Lian Kriss zu, während sie Ruhndors Adjutant folgten.
    »Ja. Solange wie möglich überleben, bis uns etwas einfällt.«
    »So was hatt’ ich befürchtet«, sagte Lian mit gepresster Stimme. Kriss sah einen daumennagelgroßen roten Fleck, der den Hemdstoff an seiner linken Schulter durchweichte.
    »Wollt Ihr gar nicht wissen, wie wir Euch hier draußen gefunden haben?«, fragte Dorello.
    Kriss machte keinen Hehl aus ihrer Verachtung. »Ihr seid nach Hestria zurückgekehrt und habt Euch die Statue angesehen, nehme ich an.«
    »Mein Kompliment, Doktor.« Dorello deutete im Gehen eine Verbeugung an. »Eure Kombinationsgabe erstaunt mich immer wieder. Ja, ich fürchte, wir waren gezwungen, in das Historische Museum einzubrechen. Wir fanden bald heraus, wo die Statue vorher gestanden hatte. Wir hätten das Haus des Schläfers vielleicht nie entdeckt, wenn die Morgenstern nicht auch unterseetauglich wäre. Es hat uns zwei weitere Tage gekostet, jemanden zu finden, der uns die Schriftzeichen aus dem Haus übersetzt. Tja, und nun sind wir hier!«, endete er gut gelaunt.
    Weder Kriss noch Lian hielten es für nötig, darauf etwas zu antworten.
    Als sich die Tür zur Brücke öffnete, drehte sich ein lederbezogener Sessel auf einer dreistufigen Empore in ihre Richtung. Darin saß Ruhndor. Sein ælonisches Auge reflektierte die Gesichter seiner Gefangenen.
    »Nun, Doktor – wo befindet sich die Insel?«
    »Erst löscht Ihr das Feuer!« Kriss sah den Dschungel durch das Brückenfenster. Der Wind trieb einen Rauchschleier um das Schiff. »Ihr habt versprochen, den Eingeborenen nichts zu tun!«
    Ohne eine Antwort wandte sich der General an eine wichtig aussehende Graujacke, wahrscheinlich seinen Maat, und nickte knapp. Der Mann umklammerte ein Sprechrohr: »Tanks eins und zwei leeren!«, befahl

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