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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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hoffe, Ihr nehmt es nicht persönlich.« Dorello klang ungewohnt ernst. Kriss spürte, wie sich die Härchen an ihren Armen aufrichteten. Sie spähte zu Lian, der wenigstens zwanzig Schritte von ihr entfernt war und wie sie festgehalten wurde. Auch er konnte nur zusehen, wie die Dinge noch mehr außer Kontrolle gerieten.
    »Ihr habt das die ganze Zeit geplant?« Ruhndor sah von einer Graujacke zur nächsten. Manche der Männer und Frauen wichen seinem Blick aus.
    »Nein«, antwortete Dorello. »Nicht die ganze Zeit. Die ersten paar Jahre haben wir wirklich an Eure Vision geglaubt. Wir haben Euch vertraut. Nur irgendwann ist uns klar geworden, dass selbst, wenn wir die Welt retten, wir immer noch Gejagte sein werden. Und wir sind es leid uns zu verstecken, General.« Seine freie Hand deutete zu den Kristallen. »Aber wenn wir mit diesem Schatz in die Zivilisation zurückkehren, wird uns jedes Königreich mit offenen Armen empfangen. Nach all den Jahren werden wir endlich wieder frei sein!« Er zeigte einen Schatten seines üblichen, gewinnenden Lächelns. »Und darüber hinaus unanständig reich.«
    Ruhndor umklammerte seinen Stock. »Ihr könnt die Insel nicht ohne mich verlassen, Markon! Die Morgenstern – !«
    »Könnt Ihr getrost behalten. Ihr selbst habt die Fluggeräte in der Stadt gesehen. Es dürfte kein Problem sein, sie mit der Energie aus den Kristallen wieder flott zu kriegen.«
    Ruhndor starrte ihn an. Kriss glaubte zu sehen, wie etwas in dem alten Mann zerbrach.
    »Es tut mir leid«, wiederholte Dorello und es klang täuschend echt. »Nehmt ihn fest!«
    Zwei Graujacken traten vor, ein Mann und eine Frau. Ruhndors Blick durchbohrte sie. Metall glitt über Metall, als er mit einem Streich eine Klinge aus seinem Gehstock zog. Mit einem Kampfschrei rannte er auf seinen ehemaligen Adjutanten los. Er musste wissen, dass er nicht weit kommen würde.
    Kriss kniff die Augen zusammen, als der Knall durch das Gewölbe hallte. Sie hörte das Ächzen des Generals und einen Körper, der zu Boden ging, begleitet von klirrendem Metall. Als sie wieder hinsah, stemmte sich Ruhndor auf, als gäbe es die rauchende Wunde in seiner Brust nicht. Wieder ein Schuss – und der General brach endgültig zusammen. Der alte Mann lag auf dem Labyrinth aus Stein, in seinem eigenen Blut, keine zehn Schritte von Kriss entfernt. Sein bärtiges Gesicht war ihr zugewandt. Durch einen feuchten Schleier sah sie, wie das grüne Licht in seiner Prothese erlosch. Die Hände vor dem Mund, wandte sie sich ab.
    »Hartnäckig, bis zuletzt«, murmelte Dorello und warf seine Pistole unter dem starren Juwelenblick der gläsernen Wächter fort. »Seht mich nicht so an, Doktor«, sagte er matt, als er sich zu Kriss drehte. »Seine hochheilige ›Mission‹ war das Einzige, das ihn am Leben gehalten hat. Es war ein Akt der Gnade.«
    »Es war Mord ! Ihr seid nichts als ein feiger Mörder!«
    Dorello nickte nur, als habe er nichts anderes von ihr erwartet, und betrachtete den Leichnam des Generals.
    »Er hatte Euch das Leben gerettet!« Kriss wischte sich das Nass von den Wangen. »Euch allen!«
    »Und wir haben unsere Schuld acht Jahre lang abbezahlt.«
    »Und jetzt wollt ihr die Obelisken an die nächste, kriegstreibende Nation verkaufen?«
    »Nein, nicht an die nächste.« Dorello versuchte ein Lächeln. »An die höchstbietende.« Ein paar Graujacken stimmten enthusiastisch zu.
    »Es wird wieder Krieg geben!«, rief Kriss verzweifelt aus. Die Griffe ihrer Wächter schienen sich in ihre Schultern zu krallen.
    »Es wird immer Krieg geben, Doktor.« Dorello zuckte mit den Achseln. »Krieg ist menschlich. Niemand von uns wird das ändern können. Aber wer über genug Geld verfügt, braucht sich selbst vor Krieg nicht zu fürchten.«
    »Was machen wir mit der Leiche, Markon?«, fragte ein Mann mit gezwirbeltem Schnurrbart.
    »Begrabt ihn draußen irgendwo. Es passt, dass er hier seine letzte Ruhe findet.« Erst jetzt schien Dorello zu seinem alten Selbst zurückzufinden. »Nun macht nicht so lange Gesichter«, sagte er zu seinen Kameraden, während zwei von ihnen Ruhndors Leiche nach draußen schafften. »Überlegt lieber schon mal, was ihr mit eurem Anteil anstellt!« Es hob die Stimmung sehr schnell.
    »Und was wird aus uns, Herr Hauptmann ?«, fragte Lian. Hass loderte in seinen Augen.
    Dorello grinste breit. »Nun, ich hatte den Eindruck, dass es Euch auf der Vulkaninsel gut gefiel. Eure grünen Freunde werden sich freuen, Euch so bald wiederzusehen.

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