Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)
Sache ?«
Die Baronin verwirrte sie noch mehr mit einer knappen Verbeugung. »Doktor Odwin ... Krisstenja! Ich stehe tief in Eurer Schuld! Ihr habt dem Königreich Miloria einen unschätzbaren Dienst erwiesen!«
»Äh, habe ich, Madame? Und ... wie?«
Baronin Gellos seufzte, so wie Bria es früher getan hatte, wenn sie ein schwieriges Thema erläutern musste, ohne zu wissen, wie sie anfangen sollte. »Krisstenja – ich respektiere Euch zu sehr, um Euch etwas vorzumachen, daher bin ich ehrlich zu Euch.
Ich weiß, Ihr interessiert Euch nicht halb so sehr für Politik wie für Archäologie. Dennoch müsst auch Ihr wissen, dass ein Reich nur so stark ist, wie der König, der es regiert. Und so leid es mir tut, dies zu sagen, aber Seine Majestät ist alles andere als ein starker König. Er ist kurzsichtig und unfähig. Sicher habt Ihr von den parandirischen Truppen munkeln hören, die sich hinter der Grenze sammeln. Es wird nicht lange dauern und König Bekkard wird sich zu einem neuen Krieg hinreißen lassen – lange bevor Miloria dazu bereit ist. Wenn unsere Heimat weiterhin frei und unabhängig bleiben soll, dann muss ihn jemand davon abhalten.«
Kriss starrte sie an. »Ihr wollt Seine Majestät stürzen?«
»Ihr sagt das, als sei es etwas Schlechtes.« Ein flüchtiges Lächeln erschien auf den Lippen der Baronin. »Krisstenja – es ist nur eine Frage der Zeit, bis die benachbarten Königreiche Milorias Schwäche ausnutzen und uns angreifen. Sicher wollt Ihr das genauso wenig wie ich.«
»Stattdessen wollt Ihr ihnen zuvorkommen! Ist es das?«
»Nein«, sagte die Baronin sanft. »Meine Verbündeten und ich ... wir wollen keinen neuen Krieg. Im Gegenteil, wir wollen den Frieden bewahren.«
»Und wie helfen Euch die Kristalle dabei?«
»Sobald ein fähigerer Herrscher auf dem Thron sitzt, werden wir eine neue ælonische Armee aufbauen. Niemand wird es wagen, uns anzugreifen, wenn wir genug Stärke zeigen.«
Kriss fürchtete sich vor der Antwort auf ihre nächste Frage. »Und was habt Ihr mit mir vor? Das Gleiche wie mit Hauptmann Dorello?«
Die Baronin lachte, warm und glockenhell. »Aber Krisstenja, ich bitte Euch, seid nicht albern! Warum sollte ich das tun, hm? Wie ich sagte: Ich bin Euch zu tiefstem Dank verpflichtet. Man wird Euch zu Hause als Heldin feiern. Stellt Euch vor, wie stolz Eure Mutter auf Euch wäre. Oder Euer Vater. Soweit ich weiß, habt Ihr ihn im Krieg verloren – Ihr könntet andere junge Menschen davor bewahren, das gleiche Schicksal zu erleiden!
Ich verspreche Euch sogar, dass Dalahan erhalten bleibt. Wir werden der Insel genug Energie lassen, damit sie weiterhin schwebt. Ihr könntet den Rest Eures Lebens der Erforschung der dalahanischen Kultur widmen!«
Kriss sah die Baronin an. »Ihr wollt also Waffen bauen, um sie dann niemals einzusetzen?«
»Ich wusste, Ihr würdet es verstehen!«
Ihre eigenen Worte schmeckten Kriss bitter wie Galle. »Bitte verratet mir noch eines: Wer wird die anderen Königreiche vor Miloria schützen?«
»Bitte?«
»Wer wird sie davor bewahren, von Eurer neuen ælonischen Armee angegriffen zu werden?«
Die Baronin legte eine Hand aufs Herz. »Krisstenja, ich gebe Euch mein Wort. Es liegt nicht in unserer Absicht, ein neues Großes Feuer zu entzünden.«
Kriss hielt ihren Blick. Sie hatte geglaubt, in der Frau eine Geistesverwandte zu sehen. Jemanden, der ihre Liebe zur Archäologie teilte. Warum die Enttäuschung so schmerzte, wusste sie nicht – immerhin hätte sie es vorhersehen müssen. Denn es stimmte, niemand war, was er schien. Nicht General Ruhndor, nicht Markon Dorello oder Lian. Und auch nicht Nejana Gellos.
Erst jetzt nahm sie aus den Augenwinkeln wahr, wie Lian seine rechte Hand an seine Hüfte gelegt hatte, den Zeigefinger und den Mittelfinger gekreuzt. Kriss erinnerte sich an ihre erste Begegnung mit Dorello in der Großen Bibliothek, als Lian ihr mit dem gleichen Zeichen zu verstehen gegeben hatte, dass dem Mann nicht zu trauen war.
Doch sie hatte die Baronin längst durchschaut. Sie würde sie nicht freilassen. Niemals. Schließlich konnte sie nicht riskieren, dass Kriss König Bekkard und anderen von dem Plan der Frau berichtete.
»Was sagt Ihr, Krisstenja?« Die Baronin sah sie freundlich an. »Werdet Ihr uns helfen?«
Und Kriss lächelte wie ein Frühlingsmorgen. »Aber natürlich, Madame. Ich weiß, die Speicher sind bei Euch in guten Händen!«
Die Baronin war sichtlich erleichtert. »Danke.«
»Madame!«, rief
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