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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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entgegenzustellen.
    »Zurück!«, befahl der Anführer der Leibwächter. Er packte die Baronin an der Schulter und zog sie hinter sich her, während die anderen beiden die Musketen hoben und auf die ælonische Maschine feuerten. Die Baronin hielt den Atem an. Eine Kugel prallte wirkungslos ab, die andere ließ das Juwel im Haupt des Monsters in einem Regen blauer Splitter zerspringen.
    Das Ungetüm bäumte sich auf und stieß einen stummen Schrei aus. Es schlug um sich, doch es traf nichts, außer Luft. Es war blind!
    »Die Augen!«, brüllte der Leibwächter. »Feuert auf die Augen!«
    Mit schmerzhaft pochendem Herzen sah die Baronin zu, wie das geblendete Glasmonster weiter ziellos durch die Halle stapfte und dabei um sich schlug. Es kam einem der Obelisken gefährlich nahe. »Haltet es auf!«, schrie Nejana Gellos.
    Aber als ihre Leute begriffen, war es schon zu spät. Die wirbelnden Fäuste des blinden Wächters krachten gegen den Kristallturm. Glänzende Scherben flogen und das Monster hämmerte weiter und weiter. Der Obelisk geriet ins Wanken – und stürzte im nächsten Moment wie ein gefällter Baum. Die Baronin presste die Hände an den Kopf, als der Obelisk mit ohrenbetäubendem Klirren gegen den nächsten Ælon-Speicher krachte, der seinerseits umgerissen wurde. Eine Wolke, bunt und schillernd, hüllte das Gewölbe ein, bevor sie sich im nächsten Moment verflüchtigte. Splitter von Glas und Stein flogen durch die Luft.
    »Nein!«, wollte die Baronin ausrufen, da begann der Boden unter ihren Füßen zu beben. Mauerwerk und ælonische Lampen stürzten von der Decke, regneten auf Soldaten, Glasmonster und Obelisken gleichermaßen herab.
    »Madame!«, rief der Anführer der Leibwächter. »Kehrt zurück zum Schiff! Schnell! Wir versuchen von den Kristallen zu retten, was wir können!«
     
    Lian hetzte die Stufen hinab. Auf einmal war da wieder Hoffnung. Der Moment, vor dem er sich die ganze Zeit gefürchtet hatte, war gekommen und wieder vergangen und sie hatte ihm verziehen! Es gab ihm ein wenig von seinem alten Selbstvertrauen zurück, und das war gut, denn er brauchte jedes Quäntchen davon – oder er würde niemals frei sein.
    Er zweifelte nicht daran, dass die Baronin zu allem fähig war. Lian hatte von ihrem Ehemann gehört, Baron Gellos, der die Stelzer in seinen Stallungen besser behandelt hatte als seine Frau und ihren Sohn. Dann, eines Tages, hatte sein Herz einfach aufgehört zu schlagen. Niemand hatte es laut ausgesprochen, aber Lian war nicht der Einzige, der es für möglich hielt, dass Gift im Spiel gewesen war. Aber er hatte keine Angst von ihr. Nicht mehr!
    Vielleicht hatte er Glück. Vielleicht gelangt es ihm, ihr in den Wirren des Kampfes die Kugel zu entreißen. Vielleicht war die Baronin auch schon tot und er musste nur noch sichergehen, dass das verfluchte Gerät zerstört war.
    Vielleicht würden die Wächterdinger ihn auch zermalmen ...
    Staub rieselte ihm ins Haar, als die Treppe plötzlich erbebte. Ächzend blieb Lian stehen. Den Atem angehalten und die Arme zu beiden Seite ausgestreckt, stützte er sich an der Wand ab und fühlte, wie das Mauerwerk unter seinen Händen zitterte. Aus den Eingeweiden der Insel ertönte ein tiefes Grollen, wie das Magengrummeln eines urtümlichen Ungeheuers. Und Schritte, vor ihm, auf der Treppe!
    Es kam so schnell wie eine Henkersaxt:
    Glühende Klingen durchbohrten seinen Magen und drehten sich in seinem Fleisch. Kalter Schweiß brach ihm aus, Schmerz lähmte jeden seiner Gedanken. Lian hielt sich den Bauch, doch es forderte nur noch mehr Schmerz heraus und zwang ihn in die Knie, raubte ihm den Atmen. Er schrie.
    Durch die roten Flecken vor seinen Augen sah er die Baronin auf der Treppe näherkommen. Ihre Miene war betrübt, ihr Blick verletzt. Ihre Hand drückte die Messing-und-Kristall-Kugel, von bunten Staub umflirrt.
    »Du hast mich bitter enttäuscht, Lian«, sagte sie.
     
    Sie hatte nicht wirklich einen Plan. Die ganze Zeit war ihr vorrangiger Gedanke gewesen, aus dem Gewölbe zu entkommen. Wie sie von der Insel fliehen konnte, davon hatte Kriss nur eine vage Vorstellung.
    Vorsichtig spähte sie durch eines der zerbrochenen Fenster in den knochenübersäten Vorhof des Palastes, wo noch immer die Morgenstern ruhte. Und sie würde das wohl noch eine ganze lange Zeit tun. Kriss verstand, warum die Baronin dem Schiff keine große Dringlichkeit beigemessen hatte. Ohne Ruhndor war es nur ein hässlicher Metallkoloss.
    Aber Lorgis, Barabell und

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