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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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du dich sehr gut dabei.«
    »Aber – !« Sie wischte sich die Augen ab. »Bist du sicher? Willst du wirklich nicht mitkommen?«
    » Natürlich will ich mitkommen! Wenn ich ein paar Jahre jünger wäre ...! Aber ...« Er kämpfte mit einem Kloß in seinem Hals. »Aber ich fürchte, diese Reise musst du ohne mich machen.«
    Da umarmte sie ihn und er hielt sie seinerseits fest. »Ich werde dir schreiben, so oft ich kann«, versprach sie.
    Er lächelte. »Ich habe nichts anderes erwartet.«
    »Kommst du zurecht? Hier im Haus?«
    »Ich glaube schon.«
    »Und wirst du den anderen Bescheid sagen? Und Dekan Bojarill?«
    »Verlass dich drauf. Pass auf dich auf, hörst du?«
    Sie nickte nur. Selbst wenn sie die richtigen Worte gewusst hätte, sie hätte nicht sprechen können, ohne dass ihre Stimme gebrochen wäre.
    Jemand klopfte an die Haustür. Kriss löste sich von ihrem Freund; es war schwer. »Das wird der Kutscher sein.«
    »Pack schon mal die Koffer«, sagte Alrik. »Ich werde den guten Mann solange unterhalten.«
    Kriss war schon aufgesprungen, als ihr das Papier in ihrer Kleidtasche einfiel. Sie zog es hervor und gab es ihm. »Das ist eine Zahlungsanweisung, ausgestellt von Baronin Gellos.«
    »Das sehe ich.« Alrik blinzelte perplex. »Aber was soll ich mit soviel Geld?«
    »Es ist für eine zweite Grabung in Ka-Scha-Raad. Ich hatte sie darum gebeten.«
    Wieder ein Klopfen. Diesmal mit weniger Geduld.
    »Beeil dich besser«, sagte Alrik.
     
    Es gab nicht viele Sachen, die sie zusammenpacken musste. Kleidung und Schuhwerk füllten nur einen ihrer vier Koffer. Die anderen belud sie randvoll mit allen Büchern, von denen sie glaubte, dass sie nützlich werden würden. Standardwerke der Archäologie (an einigen davon hatten Alrik und Bria selbst mitgearbeitet), Bücher über die Legenden von Dalahan, sogar Sammlungen von Mythen und Märchen, und schließlich das dicke, zerlesene Notizbuch, das ihre Mutter zu dem Thema hinterlassen hatte.
    Kriss sah zu dem Gemälde über ihrem Bett. Es zeigte ihre Eltern: ihren Vater, mit seinen lustigen Augen und den strubbeligen blonden Haaren, und ihre Mutter, ernst aber hübsch. »Du siehst aus wie sie«, sagten Leute, die Bria gekannt hatten, ihr immer wieder, aber Kriss glaubte das nicht ganz.
    Eine Erinnerung flackerte in ihr auf. Der Sommerabend vor drei Jahren, als Bria neben ihr auf dem Bett gesessen und ihr von der bevorstehenden Expedition erzählt hatte. Die Sonne hatte durchs Fenster geleuchtet und irgendwie war es Kriss falsch vorgekommen – als wäre Regen das passendere Wetter für ihren Abschied. Sie erinnerte sich an ihrer beiden Tränen. Sie war nicht bereit gewesen, ihre Mutter gehen zu lassen, aber selbst damals hatte sie begriffen, wie wichtig die Reise für sie war.
    »Alrik wird auf dich aufpassen, Schatz«, hatte Bria gesagt und sie im Arm gehalten.
    »Und wer passt auf dich auf?«
    Ihre Mutter hatte gelächelt. »Ich gehe ja nicht allein. Und ich komme wieder. Versprochen.«
    Aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen Monate und aus Monaten Jahre. Jeden Tag wartete Kriss sehnsüchtig auf den Kurierdienst; auf einen Brief, eine Nachricht, irgendein Lebenszeichen. Bis heute.
    Aber sie war es leid zu warten. Leid, zu hoffen und zu bangen. Wenn Bria den Weg zurück nach Hause nicht fand, dann würde sie eben Bria finden!
    Selbst wenn sie dafür bis ans Ende der Welt gehen musste. Oder ins sagenumwobene Dalahan.
    Auf einmal kam ihr der Gedanke absurd vor, eine Insel zu finden, die es möglicherweise gar nicht gab. Absurd und beängstigend. Vielleicht hatte Veribas sich geirrt. Vielleicht war sein Brief auch eine Fälschung. Vielleicht würde sie auf der Suche nach der Insel das gleiche Schicksal ereilen wie ihre Mutter. Und dann war es Alrik, der vergeblich warten würde.
    Kriss schüttelte den Kopf. Nein. Sie war Wissenschaftlerin. Sie glaubte nicht an Schicksal und schon gar nicht an böse Omen. Aber sie glaubte fest daran, dass Bria noch lebte, irgendwo auf dieser Welt, ohne die Möglichkeit, in die Zivilisation zurückzukehren. Und sie würde sie finden. Sie musste sie finden.
     
    Der Kutscher war nicht begeistert, als er sah, wie sie die ersten beiden Koffer zu ihm schleppte und zwei weitere ankündigte. Aber er half, ohne sich zu beschweren. Alrik stand an der Tür. Seine Augen glänzten im Gaslicht. Sie umarmten einander ein letztes Mal. »Komm gesund zurück«, sagte er. »Oder ich zieh dir die Ohren lang, hörst du?«
    Sie lachte und brach rechtzeitig ab,

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