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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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und von Brias Expedition gehört. Den Namen Harander Baskil und alles andere hatte er wahrscheinlich irgendwo nachgelesen. Möglich, dass er auch alles wusste, was sie über Veribas’ Hinweise erfahren hatten! »Wieso hast du so lange gezögert?«, fragte sie.
    »Ich war mir nich’ sicher. Aber er isses. Die gleiche, aalglatte Stimme.«
    Sie passierten die nächste Regalreihe. Kriss erschrak.
    Auf einen Gehstock gestützt stand ein alter Mann vor ihnen im Gang und sah sie an. Er war groß und seine Schultern breit. Wie Dorello trug er grau. Für einen Moment dachte Kriss, es sei nur eine Statue, die jemand hierhin gestellt hatte, um sie zu erschrecken, so reglos stand er da. Sein Haar und der Bart hatten die Farbe von Schiefer, seine Schläfen waren kreideweiß. Eine Apparatur aus Metall bedeckte sein rechtes Auge. Darin steckte eine grüne Kristalllinse. Kriss sah keinerlei Bänder oder Schnallen, die das Ding festhielten, aber es war eindeutig ælonisch. Und es jagte ihr eine Heidenangst ein. Das linke Auge des Mannes war nicht minder erschreckend, sein Blick kalt und sezierend. Ungewollt wich sie einen Schritt zurück.
    Ich kenne ihn , durchzuckte es sie. Aber woher?
    Der alte Mann sagte nichts, während die Kristalllinse sich weitete und zusammenzog und dabei leise, surrende Geräusche von sich gab.
    Lian schien nicht soviel Respekt vor ihm zu haben wie Kriss. Er griff nach ihrer Hand und zerrte sie an dem Mann vorbei. Dieser blickte ihnen nur nach, unbeeindruckt, stumm. Mit einem Gesicht wie Stein.
    Kriss hätte nie gedacht jemals so froh zu sein, die Große Bibliothek wieder zu verlassen.
     
    Markon Dorello erreichte den General nach ein paar kurzen Schritten. Die beiden jungen Leute waren längst fort. »Irgendetwas sagt mir, dass wir keinen sehr vertrauenerweckenden Eindruck auf das Fräulein gemacht haben.« Er lächelte schwach.
    Der General ging ihm voran. Die eisenbesetzte Spitze seines Gehstock schlug klackend auf die Bodenkacheln. »Unwichtig. Ich habe, was ich will.«
     
    Niemand verfolgte sie, als sie aus dem Schatten der Bibliothek zurück in die Sonne traten. Aber selbst als der Trubel des Basars sie wieder einhüllte, wusste Kriss, dass sie durch ihre Kleidung und Hautfarbe aus der Menge herausstachen. Sie blickte unentwegt über ihre Schulter.
    »Was sollte das?«, fragte Lian. »Wer war die alte Vogelscheuche?«
    »Keine Ahnung ...« Kriss schnappte nach Luft. Der schnelle Marsch aus dem Gebäude hatte sie ganz schön erschöpft. Aber ich kenne ihn von irgendwoher!
    Sie waren hinter Veribas’ Wegweiser her, nur das ergab Sinn. Aber was war Dorellos Plan gewesen? Sie in ein Gespräch zu verwickeln, bis der alte Mann sich genähert hatte? Wozu? Keiner von beiden hatte Anstalten gemacht, sie festzuhalten oder ihnen auch nur körperlich nahe zu kommen!
    Und ich kenne ihn von irgendwoher!
    »Besser wir kehr’n so schnell wie möglich zur ’rose zurück«, bestimmte Lian.
    Kriss nickte und sah sich abermals um.
    »Was is’?« Lian folgte ihrem Blick. »Hast du sie geseh’n?«
    »Nein, ich ... ich werde nur das Gefühl nicht los, dass uns jemand beobachtet«, murmelte Kriss; ihre Stimme ging fast im Lärm ringsum unter. Sie suchte in der Menge nach bekannten Gesichtern und grauen Jacken, ohne fündig zu werden. Dennoch blieb das Gefühl, dass jemand jeden ihrer Schritte verfolgte. Sie würde sich erst wohler fühlen, wenn die Windrose abgelegt hatte.
    Sie einigten sich darauf, den Rückweg über eine etwas weniger frequentierte Parallelstraße zu nehmen. So würden ihnen mögliche Verfolger schneller auffallen, bevor sie Gefahr liefen, diese zum Schiff zu führen. Der Einbrecher und sein Begleiter ( Denk nach, Kriss, denk nach! Du kennst ihn! ) mussten selbst per Luftschiff hierher gekommen sein. Vielleicht hatte der Zwischenstopp der Windrose in Tamalea ihnen sogar einen Vorsprung verschafft!
    Ein weiterer Vorteil war der, dass sie auf der Parallelstraße wesentlich besser vorankamen, auch wenn Kriss Lian immer wieder bitten musste, langsamer zu machen. Zum hundertsten Mal verwünschte sie ihre schlechte Kondition und ihr Kleid, das ihr Vorankommen auch nicht gerade beschleunigte.
    Nur zwei Dutzend Passanten – allesamt Ramakhaner – waren mit ihnen auf der Straße. Alte Männer mit langen weißen Bärten ruhten im Schatten von Arkaden und rauchten Wasserpfeife. Ein Rüsselkamel streckte Kriss und Lian neugierig sein namensgebendes Organ entgegen, als sein Besitzer es an ihnen

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