Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
Vom Netzwerk:
staubigen Finger wurden sie nur noch mehr gereizt und –
    Sie hielt inne und sah ihre Hände an. Blickte zu dem Staub auf dem Boden. Zu den Papieren neben dem stinkenden Loch. Zu Lians Schnürsenkeln.
    Und plötzlich war da ein Plan.
    Ihr Gesichtsausdruck musste sie verraten haben, denn Lian fragte halb hoffnungsvoll, halb misstrauisch: »Was hast du vor?«
    Und sie erzählte es ihm, so leise sie konnte, da sie fürchtete, jenseits der Tür könnte ihnen jemand zuhören. Lian starrte sie nur an. Ob er es für Irrsinn hielt oder für eine gute Idee, war nicht zu erkennen.
    »Was haben wir zu verlieren?«, fragte Kriss, plötzlich von neuer Kraft erfüllt.
    Eine lange Zeit lang rieb sich Lian das Kinn. Dann erschien sein altbekanntes Grinsen: »Versuchen wir’s!«
    Kriss strahlte. Das war der Lian, den sie kannte.
    Sie brauchten nicht lange, sich vorzubereiten. Als es soweit war, schrie Kriss aus vollen Lungen: »Wärter! He, Wärter! «
    Ein Riegel schnappte auf, die Tür öffnete sich knarrend. Ein massiger Kerl mit Knollennase trat ein und zog einen Knüppel vom Gürtel seiner Tunika. »Was soll das Geplärre?«, bellte er und baute sich im Gang zwischen den Zellen auf. Unerreichbar für sie beide.
    »Ich will gestehen!«, erklärte Kriss.
    »Glaubt Ihr kein Wort!«, schrie Lian.
    »Halt dein Maul!« Die Gitterstäbe sangen, als der Wärter dagegen schlug.
    Lian schreckte zurück, aber er zeterte weiter: »Alles Lüge! Die Zunge soll ihr verfaulen!«
    Kriss sagte etwas, doch es war zu leise, als dass der Wärter sie über Lians Gekreische hören konnte. Er kam näher, mit dem Knüppel drohend. »Was war das?«, fragte er.
    »Das!«, sagte sie und hielt blitzschnell das gerollte Papier an den Mund. Der Wächter jaulte auf, als ihm feiner Staub in die Augen blies. Er stolperte zurück. Wild um sich schlagend prallte er mit dem Rücken gegen Lians Zelle.
    Dieser reagierte sofort. Seine Hände schossen zwischen den Gitterstäben hindurch, trafen sich über dem Kehlkopf des Wärters und schlangen ihm den Schnürsenkel um den Hals. Lian zog und das Jaulen des Mannes wurde zu einem erstickten Röcheln. Er ließ den Knüppel fallen und versuchte, seine Finger unter die Würgeschlinge zu krallen. Vergeblich. Kriss konnte kaum hinsehen. Ihr Blick ging immer wieder zur Tür, die nach dem Eintreten des Wärters zugefallen war. Hatte sie jemand gehört?
    »Keinen Mucks«, zischte Lian, während er den Schnürsenkel an die Gitterstäbe knotete. »Oder du bist tot!«
    Der Wärter röchelte nur mit rot angelaufenem Gesicht. Lian griff durch die Stäbe nach dem Schlüssel am Gürtel des Mannes. Er befreite erst sich, dann eilte er zu Kriss’ Zelle. Sie staunte ein weiteres Mal über sein Geschick, seine Schnelligkeit.
    »Brialla Odwin«, sagte Kriss zu dem Wächter. »Ist sie hier?«
    Er krächzte etwas.
    »Mach dein Maul auf!« Lian hatte den Knüppel aufgehoben und presste ihn dem Hestrianer gegen die Brust. »Die Forscher aus Miloria, die ihr vor drei Jahren geschnappt habt! Was is’ mit ihnen passiert? Rede, oder wir lassen dich verrecken!«
    »Waren nie hier«, röchelte der Mann; sie konnten ihn kaum verstehen. »Sollten ... in den Turm ... hhhhhhhh ... haben Soldaten bestochen ... sind entkommen.«
    Kriss’ Herz blieb beinahe stehen. Belog er sie?
    »Wo sind sie hin?«, fragte Lian zornig. Kriss war einmal mehr froh, ihn nicht zum Feind zu haben.
    »Hhhhhhh ...weiß ... hhhhh ... weiß nicht, wohin ... hhhhhhhhh! Bitte! Hhhhh! Kriege keine ... Luft!«
    Sie lebt , dachte Kriss. Sie muss leben!
    Der Wärter keuchte noch etwas. Dann sackte er zusammen.
    Kriss schlug die Hände vor den Mund. »Ist er –?«
    Lian hielt ihm den Finger an den Hals. »Bewusstlos«, sagte er.
    »Wir können ihn da nicht so hängen lassen!«
    Lian runzelte die Stirn. »Wieso nich’?«
    »Lian!«
    Seine Miene machte klar, was er von der Idee hielt, doch er kehrte zurück in seine Zelle und löste den Knoten. Der Wärter fiel zu Boden, ohne sich weiter zu rühren. »Hilf mir!« Lian packte die Arme des Mannes. Kriss begriff und umfasste die Füße des Wärters. Gemeinsam bugsierten sie ihn in die Zelle. Langsam kehrte eine gesündere Farbe in sein Gesicht zurück. Lian fesselte ihm die Hände mit den Schnürsenkeln und stopfte ihm zu guter Letzt das Toilettenpapier in den Mund. Dann verriegelten sie die Zellentür hinter sich.
    »Gut.« Lian schwang den Knüppel. »Jetzt stehen nur noch schätzungsweise hundert von den Kerlen zwischen

Weitere Kostenlose Bücher