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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Krallen ihr beigebracht hatten.
    Ohne ein Wort legte sie sorgsam gefaltete Kleidung aufs Bett.
    »Wo sind wir?«, fragte Kriss. Aber es war nicht die Frau, die ihr antwortete:
    »Im Westmeer. Beziehungsweise mehrere Dutzend Klafter unter dessen Oberfläche.«
    Markon Dorello trat ein. Seine beunruhigend blauen Augen sahen Kriss und Lian an, als wären sie alte Freunde.
    »Guten Morgen.« Er verneigte sich knapp. »Ich hoffe, Ihr habt gut geschlafen!«
    »Ja«, sagte Lian mürrisch. »Als hätt’ uns einer betäubt!«
    Der Mann lächelte. »Ich hoffe, Ihr nehmt uns das nicht übel. Aber es gab wohl keine andere Möglichkeit, Euch zum Mitkommen zu bewegen. Wie dem auch sei: Willkommen an Bord der Morgenstern .«
    Die Frau mit dem Zopf schob sich mit einem knappen Nicken an Dorello vorbei. Sie schloss die Tür hinter sich.
    »Wie habt Ihr uns gefunden?«, fragte Kriss, die Augen zu feindseligen Schlitzen verzogen.
    Markon Dorello runzelte amüsiert die Stirn. »Ich dachte, das wäre Euch mittlerweile klar, Doktor. Wir hatten einen Spion an Bord Eures Schiffs.«
    Nein. Es war ihr nicht klar. Sie brauchten einen Moment, um ihre Sprache wiederzufinden. »Wen?« Im Gedanken hastete Kriss von einem Mannschaftsmitglied der Windrose zum anderen. Hatten Lorgis, Nesko oder Barabell im Baumhaus Spuren für Ruhndor und seine Leute hinterlassen? Oder hatte Kapitän Bransker –?
    »Die Antwort wird Euch nicht gefallen.« Dorello klang nichtsdestotrotz vergnügt. »Seht Ihr, Doktor, wir kamen gut einen halben Tag vor Euch in Dschakura an. Das gab uns einige Zeit, uns vorzubereiten. Ich hatte Eure Stimme im Haus der Baronin gehört und wusste, dass Ihr für jemanden Eures Berufes noch sehr jung seid. Nun, ich dachte, ein Mädchen in Eurem Alter hätte vielleicht Gefallen an einem kleinen Haustier.«
    Kriss starrte ihn an. Lian gab nur ein leises » Schessk « von sich.
    »Wir hatten den Vogel auf dem Basar gekauft. Der General war über sein ... Ersatzauge mit dem Ding verbunden. Nachdem er in der Bibliothek Euer Gesicht gesehen hatte, befahl er dem Vogel über die ælonische Verbindung, bei Euch zu bleiben. Dabei hat der General alles gesehen und gehört, was der Vogel sah und hörte. So konnten wir immer hinter Euch bleiben, während Ihr die Rätselei für uns erledigt habt.«
    Kriss schüttelte den Kopf. »Aber Umi ... der Vogel hat Eure Leute angegriffen!«
    »Klar«, sagte Lian. »Damit wir ihm vertrau’n!«
    Dorello nickte anerkennend. »Nur leider wurde unser kleiner Spion zerstört, bevor wir erfuhren, welches der letzte Schritt vor Dalahan ist. Daher entschieden wir uns einzugreifen. Als wir in Hestria an Land gingen, um Euch ... einzuladen , erfuhren wir von Eurer Festnahme und der Deportation in den Turm.« Er zuckte mit den Achseln. »Den Rest kennt Ihr.«
    Kriss öffnete den Mund, aber sie bekam keinen Laut heraus. Sie fühlte den Drang sich zu setzen, aber sie konnte sich nicht bewegen. Sie dachte an das Gefühl beobachtet zu werden, das sie erfüllt hatte, bevor der Vogel zu ihnen geflattert war. Umi, ein Spion? Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein! Ihr wurde schlecht, als sie daran dachte, was der General und seine Leute alles mitangehört und beobachtet hatten. Jedes Gespräch zwischen ihr und Lian, alles, was sie Umi anvertraut hatte. Sie kannten ihre Briefe an Alrik, die sie geschrieben hatte, während Umi ihr über die Schulter geblickt hatte. Sie wussten alles. Auf einmal kam sie sich nackt vor, ausgeliefert.
    Umi. Entgegen aller Vernunft hatte sie geglaubt, das kleine Geschöpf würde wirklich Zuneigung für sie empfinden. Ihr Freund sein. Aber Lian hatte Recht gehabt. Er war nur eine Maschine gewesen. Ohne Gewissen, ohne Treue.
    Sie zitterte vor Wut. Und nicht nur sie: Lian schien ernsthaft in Erwägung zu ziehen, über Dorello herzufallen. Sie zweifelte nicht daran, dass er es geschafft hätte den Mann niederzuschlagen. Aber es wäre trotzdem dumm gewesen, denn wohin sollten sie auf einem Unterseeboot schon fliehen? Außerdem musste er auch die bewaffneten Wachen auf dem Gang vor der Kabine gesehen haben. Mit Gewalt würden sie von hier nicht entkommen können. Nur – wie dann?
    »Tut mir leid, dass wir Euch so hintergehen mussten«, sagte Dorello. »Aber wie heißt es so schön? ›Im Krieg und auf der Suche nach verlorenen Inseln ist alles erlaubt‹. Es war klar, dass Ihr auf anderem Wege nicht mit uns zusammenarbeiten würdet.«
    »Natürlich nicht!« Kriss verschränkte die Arme, damit sie

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